(Registrieren)

WAZ: Vor den Landtagswahlen - Deutschland schaut auf Hessen - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 25-01-2008

Essen (ots) - Es ist an der Zeit, dem hessischen
CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch und seiner SPD-Herausforderin
Andrea Ypsilanti Respekt zu zollen. Sie haben geschafft, woran viele
Landeschefs bislang gescheitert sind: Sie haben einen verbissenen
Wahlkampf geführt, sie haben polarisiert und polemisiert - kurz: Sie
haben Appetit gemacht auf den Wahlgang. Das ist keineswegs
selbstverständlich.

In punkto Öffentlichkeits-Wirksamkeit ist Christian Wulff,
zumindest außerhalb Niedersachsens, der Leidtragende. Die Repu-blik
schaut auf Hessen. Das wird dem smart-moderaten Osnabrücker, der in
Hannover regiert, allerdings ganz recht sein. Erstens gibt Wulff
ohnehin lieber den Versöhner als den Spalter. Zweitens stellen sich
mit Koch und Wulff auch zwei poten-zielle CDU-Kronprinzen den
Wählern: Den eigenen Heimsieg vorausgesetzt, würde Wulff im internen
Unions-Machtkampf von einer Koch-Niederlage durchaus profitieren.
Zumal sich in diesem Fall Merkels Mitgefühl für Koch in Grenzen
halten dürfte, weil er es war, der 2002 Stoiber statt Merkel als
Kanzlerkandidaten durchgesetzt hat.

Sollte Roland Koch verlieren - er allein wäre dafür
verantwortlich. Die hessische Spendenaffäre im Jahr 2000 hat ihn zwar
reichlich Sympathien gekostet. Aber Koch ist kein Rassist. Im
Gegenteil. Der gelernte Rechtsanwalt hat für die Modernisierung
seiner Partei gestritten, er hat sich für die Integration von
Ausländern stark gemacht. Und selbst die Tatsache, dass er die
steigenden Kriminalitätsraten bei Jugendlichen thematisiert hat, ist
per se kein Grund, über ihn herzufallen. Aber Koch selber hat's
versaut. Indem er polizeiliche und justizielle Versäumnisse im
eigenen Land verschwieg, indem er holzschnittartig argumentierte und
sich missverständlich über mögliche Gefängnisstrafen für Kinder unter
14 Jahren äußerte. Dass sich die Oppositionparteien brutalstmöglich
auf derartige Eskapaden stürzen - wer will es ihnen verübeln?

Die Hessen entscheiden nicht nur über ihre Landesführung. Sie
stimmen auch über die Frage ab, welcher Wahlkampf-Stil erfolgreich
ist und mit welchen Themen die Parteien punkten können.

Natürlich beeinflusst der Ausgang der beiden Landtagswahlen auch
die Lage in Berlin - dabei geht es weniger um Macht als um Stimmung.
Die Große Koalition wird allein deswegen halten, weil derzeit weder
SPD noch CDU ein Interesse an vorgezogenen Neuwahlen haben. Aber es
wird Sieger und Verlierer geben - und das wird das Reizklima in
Berlin verschärfen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

116392

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu US-Konjunkturprogramm Halle (ots) - Geben die Leute in solchen Krisenzeiten das Geld tatsächlich schnell wieder aus? Ist die Neigung nicht gerade jetzt viel größer, Schulden zu tilgen oder Geld zu sparen? Und für was genau würden sie denn, wenn überhaupt, das Geld ausgeben? Für Importprodukte aus China? Für überteuertes Öl und Benzin? Der amerikanischen Konjunktur würde das allein nicht auf die Sprünge helfen. Hinzu kommt die andere zentrale Frage, ob man die gigantische US-Volkswirtschaft überhaupt mit 150 Milliarden Extra-Konsum "stimulieren" kann. Die Summe mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG, Rostock, Bundestag/Holocaust-Gedenken Rostock (ots) - Der Holocaust-Gedenktag, den einst Bundespräsident Roman Herzog bestimmte, ist und bleibt ein sperriges Datum, an dem pflichtgemäß Gedenkreden gehalten werden müssen. Nur leider ist die Wirkung einer Routineveranstaltung, die noch dazu einer Bundestagsdebatte vorgeschoben wurde und zwei Tage vor dem eigentlichen Gedenktag stattfand, auf die Herzen der Nachgeborenen äußerst begrenzt. Statt Sonntagsreden sollten die Schicksale von NS-Opfern und vor allem die Hintergründe der braunen Diktatur erlebbar gemacht werden. Rassismus, mehr...

  • Rheinische Post: In Hessen geht es um mehr Kommentar VON SVEN GÖSMANN Düsseldorf (ots) - Er oder sie Hessens Wähler entscheiden dieses Duell gleich zweimal. Für das Land final, zwischen CDU-Ministerpräsident Roland Koch und seiner SPD-Herausforderin Andrea Ypsilanti. Für die Bundesebene vorläufig, zwischen CDU-Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Kurt Beck. Weil das so ist, haben wir in Hessen die schärfste Auseinandersetzung seit langem erlebt, die den gleichzeitigen Wahlkampf in Niedersachsen glatt in den Schatten stellte. Mit Koch steht allerdings auch der profilierteste Politiker seiner Generation mehr...

  • Rheinische Post: Tariffront verhärtet Kommentar VON DETLEV HÜWEL Düsseldorf (ots) - Die laufende Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steht unter keinem guten Stern. Die Fronten haben sich verhärtet. Die Gewerkschaften weisen das Angebot von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) schroff zurück. Er will den etwa 1,3 Millionen Beschäftigten fünf Prozent mehr geben allerdings über zwei Jahre gestreckt und verbunden mit einer Aufstockung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden. Die Gewerkschaften fühlen sich provoziert. Ihre Reaktion gehört zwar auch mehr...

  • LVZ: zu Regierungskrise in Italien Italiens Niedergang Leipzig (ots) - Von Dominik Straub Blickt man über die Alpen, kommt man unweigerlich ins Grübeln: Nur noch schlechte Nachrichten von Radio Italia. Die Abfallberge, die seit Wochen in Neapels Straßen verrotten. Die marode Alitalia, die von Air France-KLM vor dem sicheren Konkurs gerettet werden muss. Die Millionen Briefe, die seit Monaten nicht zugestellt werden und in einem Post-Verteilzentrum bei Mailand vergammeln. Die Mafia, die mehr Umsatz macht als Fiat, der größte Industriekonzern des Landes. Und nun auch noch die Regierungskrise, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht