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Börsen-Zeitung: Mut zur Verzögerung, Kommentar zum Zinsentscheid der Bank von England von Norbert Hellmann

Geschrieben am 10-01-2008

Frankfurt (ots) - Die Zögerlichen erhalten selten
Tapferkeitsmedaillen. Die jüngste Entscheidung der Bank von England,
den britischen Leitzins unverändert zu belassen, ist jedoch eine
auszeichnungswürdige Verzögerungstaktik. Dazu muss man wissen, dass
mit Jahresbeginn eine regelrechte Zinssenkungshysterie auf der Insel
ausgebrochen ist, die mit einem real drohenden oder zumindest
befürchteten Konjunktureinbruch im Zusammenhang steht.

Auf der High Street ist die Hölle los. Allerdings im umgekehrten
Sinne, weil die Kunden scheinbar weglaufen. Anders ließe sich ja kaum
erklären, dass einige Retailer über 20% ihres Marktwertes an der
Börse verloren haben. Zuletzt erwischte es Marks&Spencer, das
Traditionskaufhaus und Mittelstandssymbol schlechthin. Jetzt wurden
die Rufe nach einer neuen Zinssenkung - es gab ja bereits eine im
Dezember - so richtig schrill.

Der britische Verbraucher soll von abkühlenden Häusermärkten und
verschlechterten Kreditkonditionen so verunsichert sein, dass nur
noch Zinssenkungen in Serie ihn wieder auf die High Street
zurückbringen. Die Regierung hat sich der Panik angeschlossen.
Premier Gordon Brown orakelt über harte Zeiten und Turbulenzen von
außen, die es zu glätten gilt. Finanzminister Alastair Darling hat
trotz expliziten geldpolitischen Nichteinmischungsgebots nichts
Besseres zu tun, als der Zentralbank vorzurechnen, dass sie mit Blick
auf die Preisdaten noch einigen Senkungsspielraum hätte - zu einem
Zeitpunkt, da die Regierung die Entscheidung zur Verlängerung des
Mandats von Gouverneur Mervyn King bewusst nach hinten verlegte.

Allein schon wegen des ungebührlichen politischen Drucks ist zu
begrüßen, dass die "Old Lady" standhaft und damit seriös bleibt. Um
eine neue Zinssenkung zu begründen, braucht es genauere Daten zur
Konsumkonjunktur als den Kursrutsch bei Marks&Spencer. Man muss sich
auch darüber im Klaren sein, dass die britische Wirtschaft das
überhitzte Tempo bei Kreditvergabe, Häuserpreisen und Output nicht
durchhalten kann, ohne Inflationsziele zu verletzen.

Man könnte sogar sagen, dass die Kreditmarktkrise gerade recht
kommt, um dringend benötigte Korrekturen einzuleiten. Es mag in den
kommenden Monaten zwar noch Zinssenkungsbedarf geben, hoffentlich
entscheiden darüber aber nicht die Panikmacher auf der High Street
und in der Downing Street.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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