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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu US-Vorwahlen

Geschrieben am 09-01-2008

Leipzig (ots) - Obama triumphiert - Clinton am Ende: Es hätte so
schön einfach sein können für Wahlstrategen, Politik-Forscher und
natürlich auch für Zeitungskommentatoren. Doch Bushs düstere
Rezessionswarnung und ein theaterreifes Tränenrührstück der
entnervten Hillary reichten für die Wende in New Hampshire. Nun heißt
es wie bei Mensch ärgere dich nicht: Zurück auf Anfang.
Neue Hoffnung können auch die Republikaner schöpfen. Erstens wegen
der auferstandenen Strahlefrau, die zwischen Seattle und Miami meist
nur zwei Gefühlsregungen auslöst: Man liebt oder hasst sie. Gegen
Hillary und den umstrittenen Clinton-Clan ließe sich weitaus leichter
Wahlkampf führen, als gegen den unberechenbaren Menschenfischer
Obama. Den zweiten Grund zum Jubel liefert ein anderer Totgesagter:
Mack is back, McCain ist zurück. Dies ist die eigentliche
Überraschung. Der bereits abgeschriebene Vietnam-Kriegsveteran John
McCain spielt wieder mit - und das in einem republikanischen
Kandidaten-Roulette der Merkwürdigkeiten. Vom Baptistenprediger und
Freizeit-Rocker Mike Huckabee bis zum New Yorker Gangster-Schreck und
scheidungsbedingten Rosenkrieger Rudolph Giuliani haben die Wähler
hier tatsächlich die Qual der Wahl. Zu allem Überfluss wartet
Milliardär Michael Bloomberg auf Republikaner-Ausrutscher. Wenn der
Selfmademan antritt, dann nicht mit der Absicht, eine Milliarde
Wahlkampf-Dollar aus seiner Privatschatulle nutzlos zu versenken.
Bloomberg als Unabhängiger wäre der Joker in einem heillos
verworrenen Kandidaten-Poker.
So spannend das Rennen bei den Republikanern auch ist: Im Fokus steht
das heiße Demokraten-Duell Obama-Clinton. Spät, aber offenbar nicht
zu spät hat die vor Ehrgeiz strotzende Ex-First-Lady ihre Strategie
auf den Kopf gestellt. Setzte sie bislang auf den Habitus der kühlen
Macherin mit Yale-Bestnoten und früherem Wohnsitz im Weißen Haus, so
entdeckt sie nun den Reiz des emotionsbeladenen Neuanfangs. Für den
steht eigentlich der rhetorisch begnadete Manuskript-Vorleser aus
Illinois. Doch Obamas Trumpf ist zugleich sein Makel: Wenn der Wind
rauer bläst, halten ihn viele US-Wähler doch für ein unbedarftes
Leichtgewicht. Zwischen Rezessions-Wolken und Irak-Krieg-Blessuren
scheint die Machtfabrik Clinton mit ihrem weit verzweigten Netzwerk
die Nummer Sicher zu sein.
Allerdings wird leicht übersehen, dass der wirtschaftliche Aufschwung
der 90er Jahre kein Bill-Boom war. Auf der Welle der weltweiten
IT-Euphorie segelte Clinton lediglich mit. Als die Blase platzte,
steckte der umtriebige Praktikantin-Betreuer längst tief im Ehe- und
Wortbruch-Strudel. Monica-Gate ließ kaum noch Spielraum für Reformen.
Und Hillary erlitt bei ihren politischen First-Lady-Ausflügen
gänzlich Schiffbruch. So wurde die auf ihr Betreiben groß ausgerufene
Gesundheitsreform bald wieder abgeblasen.
Deshalb bleiben die US-Vorwahlen ein Würfelspiel mit offenem Ausgang.
Die neu entdeckte Liebe der Wähler zu der privat so bitter betrogenen
Hillary kann sich schon bald als kurzlebiger Honeymoon entpuppen.
Auch nach einer Hochzeitsreise zerplatzen rosarote Träume manchmal
schneller, als es vielen lieb ist.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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