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Börsen-Zeitung: Warum die EZB nicht beißt, Kommentar zum Zinsentscheid am Donnerstag von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 08-01-2008

Frankfurt (ots) - Auch im neuen Jahr wird die Europäische
Zentralbank (EZB) nur bellen und nicht beißen. Wenn EZB-Präsident
Jean-Claude Trichet im Anschluss an den Zinsentscheid des EZB-Rats am
Donnerstagnachmittag vor die Presse tritt, wird er zwar erneut vor
den Gefahren beschleunigter Inflation warnen. Den Leitzins wird das
Kollegium zuvor aber unverändert bei 4% belassen haben.

Dafür gibt es gute Gründe: Die aktuell hohe Teuerungsrate ist das
Ergebnis von Sonderfaktoren, die der Vergangenheit entstammen. Im
Kampf gegen die Inflation ist der Blick in den Rückspiegel aber wenig
aufschlussreich. Der Blick nach vorn zeigt dagegen: Der Aufschwung im
Euroraum hat seinen Zenit überschritten. Dadurch nimmt die Auslastung
der Produktionsfaktoren ab, und der Preisdruck lässt mittelbar nach.
Trichet spricht von einem temporären "Inflationsbuckel", der keine
Zinserhöhungen als Gegenmaßnahmen erfordert.

Zudem hat die EZB starke Verbündete im Bemühen, die Kaufkraft der
Bürger des Euroraums zu sichern: Der starke Euro und die immer noch
zu beobachtenden Misstrauensaufschläge im Interbankenmarkt wirken wie
Zinserhöhungen. Sie dämpfen den Preisauftrieb.
Warum dann aber das aggressive Drohen mit Zinserhöhungen? Aus dem
Inflationsbuckel kann ein Inflationsplateau werden, wenn die
anstehenden Tarifabschlüsse üppiger ausfallen sollten, als es das
Produktivitätswachstum hergibt. Die Drohgebärden der EZB zielen
deshalb ganz klar in Richtung Gewerkschaften: Sollten die
Lohnerhöhungen Zweitrundeneffekte auslösen, wird die Notenbank mit
höheren Zinsen eingreifen.

Eine scharfe Rhetorik kann tatsächlich für eine gewisse Zeit
ähnliche Wirkung entfalten wie eine faktische Zinserhöhung: Sie
verankert die Inflationserwartungen auf einem niedrigen Niveau.
Anleger und Tarifparteien schlagen in ihren Kalkulationen dann keine
hohen Inflationsprämien auf, was die Teuerung in Schach hält.

Allerdings setzt die Wirkung dieses Placebo-Effekts ein hohes Maß
an Glaubwürdigkeit der Notenbank voraus. Diese nimmt in dem Maße ab,
wie das Bellen ohne Beißen andauert. Da das Erhöhen des
Schlüsselzinses wegen der Gefahr für die Konjunktur aber derzeit
keine Alternative darstellt, sind die scharfen Worte ohne Taten ein
Kompromiss, mit dem zurzeit einfach gelebt werden muss.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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