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Westdeutsche Zeitung: Jugendkriminalität = von Alexander Marinos

Geschrieben am 08-01-2008

Düsseldorf (ots) - Es war im Sommer 2000, als in Hamburg ein
Kampfhund den sechsjährigen Volkan zu Tode biss und eine erbitterte
Debatte um Kampfhunde-Verordnungen auslöste. In der Folge verging
kein Tag in Deutschland, an dem nicht irgendwelche Kampfhund-Attacken
gemeldet wurden - so als hätte es die früher nie gegeben. In Wahrheit
hatte sich nur die Wahrnehmung verändert. Nach einem
Schlüsselereignis, hier der Tod des Jungen in Hamburg, stieg die
Sensibilität für ähnlich gelagerte Fälle, auch wenn sie vom Ergebnis
her harmloser ausfielen.
Ähnliches ist nun in Sachen S- und U-Bahn-Attacken zu beobachten.
"Die Serie brutaler Überfälle von Jugendlichen reißt nicht ab",
beginnt eine Nachricht, die gestern über die Ticker der Deutschen
Presseagentur lief. Diesmal ging es um vier Teenager, die in einem
Berliner S-Bahnhof randaliert und einen Mann, der sie daran hindern
wollte, zusammengeschlagen hatten. Er konnte blutend entkommen.
Natürlich ist jede Gewalttat eine zuviel. Aber die "Serie brutaler
Überfälle" ist doch zuerst eine (Achtung: Selbstkritik!) mediale
Konstruktion. Sie fällt diesmal auf besonders fruchtbaren Boden, weil
die ohnehin hochkochenden Emotionen in der Bevölkerung von
wahlkämpfenden Politikern ebenso geschickt wie skrupellos geschürt
werden.
Bei genauer Betrachtung entpuppen sich deren Forderungen als im
Wortsinne billige Effekthascherei. Wer glaubt ernsthaft, dass die
U-Bahn-Schläger von München nicht auf den Rentner eingedroschen
hätten, wenn sie mit ein paar Jahren mehr Haft hätten rechnen müssen?
Mit Sicherheit wäre eine Polizeistreife vor Ort hilfreicher gewesen.
Aber wenn die Zahl der Polizeistellen - wie in Hessen - gekürzt wird,
ist das schlecht möglich.
Mehr Polizisten, mehr Staatsanwälte und Richter würden zu einer
schnelleren und wirksameren Strafverfolgung und damit Abschreckung
führen. Dazu muss kein Paragraf geändert werden. Dazu muss "nur"
bestehendes Recht konsequenter angewandt werden. Doch das kostet
Geld. Und das weiß nicht zuletzt der hessische Ministerpräsident
Roland Koch. Der hat zuletzt systematisch weniger davon für seine
Justiz ausgegeben - und damit zur angeblichen "Serie brutaler
Überfälle" seinen brutalstmöglichen Beitrag geleistet.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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