(Registrieren)

WAZ: Vom stillen Wandel einer Partei: Es war einmal: Wirtschaftspartei CDU - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 02-11-2007

Essen (ots) - Es hat sich noch längst nicht bei allen
herumgesprochen: Die alte Arbeitsteilung, die SPD kümmert sich ums
Soziale, die Union darum, dass das nicht zu teuer wird, ist längst
vorbei. Deshalb hatten die Sozialdemokraten ja solche Probleme, weil
sie sich nämlich in den vergangenen Jahren auch engagierten als
Steuersenkungs- und Sozialbudget-Erhöhungspartei.

Und die Union? Sie war einmal Wirtschaftspartei, und gilt noch
immer bei vielen Menschen als solche. Selbst dann noch, als Schröder
die Steuern stärker gesenkt hatte als Kohl. Was nur zeigt, wie
langlebig Urteile sind. In intellektuellen Zirkeln ist man sich
schnell einig, dass das alte Links-Rechts-Schema längst nicht mehr
gültig ist. Aber viele Menschen finden eben darin ihre Orientierung.
So wird vielen Menschen erst allmählich bewusst, dass die Union nicht
mehr automatisch die Wirtschaftspartei ist. Und dies nicht nur
deshalb, weil die üblichen Verdächtigen, die Lobby von Mittelstand
bis Industrie, über die Union schon länger Schlechtes verbreitet und
sich neuerdings auch allein gelassen gibt von der CDU-Kanzlerin. So
will die Union nichts mehr wissen von ihren liberalen Leipziger
Parteitagsbeschlüssen. Niemand dort strebt mehr eine
Bierdeckel-Steuer-Reform an (Abschaffung aller Subventionen, dafür
Senkung der Sätze). Und auch, dass die Union die Erhöhung des
Arbeitslosengeldes an eine Lockerung des Kündigungsschutzes gekoppelt
hat, ist versunken in einem Meer des Schweigens.

Und alle machen mit. Die Wahlkämpfer Wulff und Koch wollen so
schnell wie möglich eine Einigung beim Arbeitslosengeld. Aus
wahltaktischen Gründen also. Wie wollen dieselben Leute dann dem
SPD-Chef Beck noch wahltaktische Motive bei dessen "Linksruck"
vorhalten? Wer länger eingezahlt hat, muss länger Geld heraus
bekommen, sagt heute der CDU-Generalsekretär. Noch unlängst war es
andersherum und das Arbeitslosengeld keine Kapital-, also
Ansparversicherung, sondern eine, die nur das Risiko versichert.

Was schert mich meine Wahrheit von gestern? Die Union hat eben
keinen Wirtschaftspolitiker mehr von Gewicht. Der Wirtschaftsminister
ist von der CSU und in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Merz ist
lange weg, und die Union wurde nur so lange als Wirtschaftspartei
wahrgenommen, wie die Kanzlerin diese Rolle spielte. Doch Angela
Merkel bespielt inzwischen lustvoll eine andere Bühne. In einem Stück
irgendwo zwischen Weltinnenpolitik und der Rettung des globalen
Klimas. Die FDP kann sich freuen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

101930

weitere Artikel:
  • WAZ: Probleme der EU-Kandidaten: Im Südost-Flügel - Kommentar von Knut Pries Essen (ots) - Der jüngste Brüsseler Bericht zur weiteren Ausdehnung der EU ist keine erbauliche Lektüre. Für die entschiedenen Befürworter der Erweiterung enthält das Gutachten allzu viele beunruhigende Befunde, von der Immunschwäche-Krankheit Korruption auf dem Balkan bis zu den Schwierigkeiten der Türkei, die Abwehrreflexe gegen Demokratie und Menschenrechte unter Kontrolle zu bringen. Umgekehrt werden die Skeptiker das laute Quietschen der Notbremse vermissen. Das Dokument, mal wieder mit dem vornehmen Titel "Strategie" ausgestattet, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die USA ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen Eine Schlacht ohnegleichen Cottbus (ots) - Vor wenigen Monaten noch sah es so aus, als wäre die kommende Präsidentenwahl in den USA schon gelaufen. Das Desaster im Irak schien keinem der republikanischen Kandidaten noch eine Chance zu lassen und die Frage war, wer bei den Demokraten das Rennen macht und damit das Ticket für das Weiße Haus gewinnt. Aber wenn Hillary Clinton einer Resolution zustimmt, die aus gutem Grund als Blankoscheck an Präsident George W. Bush für Angriffe auf den Iran gewertet wird, so ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass das Rennen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Luftverkehrsstreit belastet deutsch-russische Beziehungen Zuckerbrot und Peitsche Cottbus (ots) - Einstweilen herrscht wieder Frieden am deutsch-russischen Himmel. Nachdem Moskau den Frachtmaschinen der Lufthansa ohne Vorwarnung die Überflugrechte entzogen hatte, sind die Transporte nun zunächst bis Mitte November erlaubt. Was steckt hinter der russischen Machtdemonstration? Zunächst einmal die schlichte Tatsache, dass das Verhältnis zwischen Moskau und Berlin nicht mehr wie zu Gerhard Schröders Zeiten von einer persönlichen Freundschaft mit Wladimir Putin lebt. Aus den innigen Beziehungen ist nüchterne Geschäftsmäßigkeit mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Bahnstreik-Urteil Leipzig (ots) - Von Stefan PoppitzGefährliche Folgen Man mag von dem Urteil der Chemnitzer Richter halten, was man will. Und man kann auch darüber sinnieren, ob ein Konflikt zwischen einem Arbeitgeber und einer Gewerkschaft die Gerichte überhaupt etwas angeht. Wichtig ist aber, dass das sächsische Landesarbeitsgericht jetzt eine Richtung vorgegeben hat, wie in die gnadenlos festgefahrene Tarifauseinandersetzung wieder Bewegung kommen kann. In einen Streit, bei dem zuletzt auf beiden Seiten nur noch Sturheit und millimeterscharfes Beharren mehr...

  • Rheinische Post: Schäden des Bahn-Streiks Düsseldorf (ots) - Von Martin Kessler Es ist das gute Recht von Arbeitnehmern, für höhere Löhne zu streiken. Doch der Arbeitskampf kann immer nur das letzte Mittel in einem Tarifkonflikt sein. Und er muss verhältnismäßig sein. Der volkswirtschaftliche Schaden darf den möglichen Gewinn für eine Gruppe nicht drastisch übersteigen. Genau das ist aber zu befürchten, wenn die Lokführer den Fern- und Güterverkehr bestreiken. Zwar haben die meisten Unternehmen Vorsorge getroffen, wenn die Güterzüge demnächst ausfallen. Aber bei mehreren Streiktagen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht