(Registrieren)

Keiner plant Corona-Impfpflicht/Die Sorge vor einem Impfzwang ist unbegründet und absurd. Ein Wirkstoff wird am Anfang so knapp sein, dass es Warteschlangen gibt. Leitartikel von Christine Schröpf

Geschrieben am 07-10-2020

Regensburg (ots) - Kaum rückt ein Corona-Impfstoff in offenbar größere Reichweite, wächst die Angst der Impfgegner vor einer Impfpflicht. Doch keine Bange: Weder die Bundesregierung noch das Kabinett in München planen, Bürgern zwangsweise Impfdosen zu injizieren. Wer anderes glaubt, hat sich in Verschwörungstheorien verheddert. Die Politik wirbt zwar eindringlich fürs Impfen, mehr aber nicht. Ein Zwang wäre ohnehin rechtlich höchst fragwürdig. Die Impfpflicht wäre praktisch auch nicht durchsetzbar. Sie wäre allein deshalb absurd, weil ein potenzieller Wirkstoff in den ersten Monaten nach der Zulassung weltweit sehr knapp sein wird. Das Kernproblem wird also vielmehr sein: Wie lässt sich die Mangelware dann gerecht auf diejenigen verteilen, die den Schutz vor Corona am Nötigsten haben? Auch wenn die Engpässe einmal beseitigt sind, ist für Impfverweigerer keine Gefahr im Verzug. Zwar sollten sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, damit sich die so genannte Herdenimmunität einstellt und das Virus sich verdammt schwer tut, bei einem potenziellen Wirt anzudocken. Doch 60 bis 70 Prozent sind mit und ohne Impfskeptiker zu erreichen. Es braucht keine prophetischen Gaben, um zu wissen: Die Bereitschaft zum Impfen wird grundsätzlich sehr groß sein. Zuallererst bei denen, die keine Chance haben, dem Covid-19-Risiko in ihrem Arbeitsalltag auszuweichen: Das reicht von Ärzten, Krankenschwestern und Altenpflegern bis hin zu Verkäuferinnen an Ladentheken, Kassiererinnen in Supermärkten oder Busfahrern - alles Menschen aus Berufsgruppen, die keine Chance haben, in ein sicheres Homeoffice auszuweichen. Auch Risikopatienten, die bei einer Corona-Infektion ein deutlich höheres Sterberisiko haben, setzen große Hoffnung in einen baldigen Impfstoff. Nicht zu vergessen das Heer von Menschen, das sich nach nun bald acht Monaten mit Corona-Einschränkungen schlicht nach einem normalen Leben sehnt. Aussagekräftiges Indiz sind auch die aktuellen Umfragen. Die überwiegende Mehrheit unterstützt uneingeschränkt den bisherigen staatlichen Corona-Kurs und ist offen für weitere Schutzmaßnahmen. Impfgegner können sich bis zu ihrer endgültigen Entscheidung also jede Zeit der Welt lassen und sich nach einem etwaigen Umdenken in die Warteschlangen der Freiwilligen einreihen. Die Politik entbindet das nicht von der Verantwortung zu sachlicher Überzeugungsarbeit, sobald ein Wirkstoff auf dem Markt ist. Auch Impfbereite brauchen alle Fakten - dazu zählt das Nennen unbestreitbarer Restrisiken. Denkbar sind Nebenwirkungen, die so selten auftreten, dass sie bei der mehrstufigen, strengen Erprobung vor der Zulassung des Impfstoffs noch nicht erkennbar waren und erst danach bei einer sehr großen Zahl von Impfungen in Erscheinung treten. Wichtig wird auch eine Antwort auf die Frage sein, welcher Impfstoff der geeignetste ist, da im nächsten Jahr weltweit wohl mehrere Varianten zugelassen werden könnten. Am Ende wird jeder Bürger für sich abwägen müssen, in welcher Weise er sein persönliches Infektionsrisiko am liebsten minimiert. Impfgegnern bleibt diese Denkaufgabe nicht erspart. Wer sogar mit freiwilligen Corona-Impfungen hadert, sollte sich aber klar machen: Ihn quält - vergleichsweise - ein Luxusproblem. In Bayern starben bisher knapp 2700 Menschen an Corona, die nicht die Option hatten, sich vorab zu schützen. Wir leben in einer Welt, in der die wissenschaftliche Expertise so hoch ist, dass wohl in Rekordzeit ein Impfstoff entwickelt werden wird. Wir sind auf einem Kontinent zuhause, in dem die medizinische Versorgung so gut ist, dass vermutlich bald jeder die echte Wahl hat, ob er zusätzliche Vorsorge treffen will. Wer bei seinem Nein zum Impfen bleibt, kann sich am Ende trotzdem sicherer fühlen: Die Herdenimmunität, die durch die Impfbereitschaft der vielen Anderen wächst, schützt auch ihn.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/62544/4727968
OTS: Mittelbayerische Zeitung

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

751427

weitere Artikel:
  • MZ zum Abgeordnetengesetz Halle (ots) - Die Koalition hat es versäumt, mehr Transparenz bei den Nebeneinkünften herzustellen. So wird die Öffentlichkeit weiter nur oberflächlich darüber informiert, wer zu welchem Zweck Abgeordneten wie viel Geld zukommen lässt. Eine ähnliche Blöße sollten sich die Abgeordneten beim Gesetz zu einem Lobbyregister nicht erlauben. Dort wird ein Knackpunkt sein, ob die Pflicht zur Veröffentlichung von Lobbykontakten auch für Ministerien gilt. Kommt es nicht so, wird 2020 kein gutes Jahr für mehr Glaubwürdigkeit in der Politik. Pressekontakt: mehr...

  • Kommentar zu den Klimazielen des EU-Parlaments. Stuttgart (ots) - Es ist gut, wenn Europa mit anspruchsvollen Ziele beim Klimaschutz vorangeht. Sollte es der Menschheit nicht gelingen, den Ausstoß von Treibhausgasen radikal zu reduzieren, wird der Klimawandel für die nachfolgenden Generationen nicht mehr kontrollierbar sein. Doch es reicht nicht, anspruchsvolle Ziele zu formulieren, wie es jetzt das Europaparlament getan hat. Die Abgeordneten müssen auch erklären, wie Europa dahin kommt, bis 2030 60 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen als 1990. Das ist bisher nicht geschehen Pressekontakt: mehr...

  • Helfen statt nur reden / Kommentar von Jens Anker zum Ärger der Gastro-Branche über die Sperrstunde Berlin (ots) - Kurzform: Der Ärger der Gastro-Branche über die Sperrstunde ab 23 Uhr ist verständlich. Denn alle Beteiligten sind sich zwar einig, dass für die stark steigenden Corona-Infektionszahlen Hochzeiten und Partys verantwortlich sind - nicht aber die legale Gastronomie, die nun zusätzlich gebeutelt wird. Mindestens müssten neue Reglementierungen mit neuen Hilfsangeboten verknüpft werden. Diese sind zwar angekündigt, kämen aber im November womöglich zu spät. In dieses Bild passt, dass der Hotelier Michael Zehden im Juni einen Rettungsfonds mehr...

  • Extreme Armut durch Corona: Erlasst ihnen die Schulden / Kommentar von Rolf Obertreis Freiburg (ots) - Während Superreiche nach anfänglichen Einbußen auch in der Corona-Krise satte Gewinne einstreichen und ihr Vermögen deutlich gesteigert haben, nimmt weltweit die Zahl der Armen zu. 2189 Frauen und Männer zählen zu den Superreichen mit einem Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar. 150 Millionen andere Menschen treiben Corona, Klimawandel und Konflikte in extreme Armut. Menschen, die den sozialen Aufstieg schon geschafft hatten, werden zurückgeworfen. Das ist eine menschliche Tragödie, und es verschärft die globale Ungleichheit. mehr...

  • Deutscher Städtetag fordert Stufenkonzept zur Corona-Bekämpfung / "Alkoholverbote und Einschränkungen von Besuchsmöglichkeiten in Altenheimen können sinnvoll sein" Düsseldorf (ots) - Die deutschen Städte befürworten strengere Corona-Maßnahmen und sprechen sich für ein Stufenkonzept aus. "Die steigenden Corona-Zahlen in vielen Regionen sind alarmierend. Es bleibt bei der Corona-Pandemie ganz entscheidend, die Infektionszahlen unter Kontrolle zu halten", sagte der Präsident des Deutschen Städtetags, Burkhard Jung, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). Jung hält etwa Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen ab einem kritischen Wert von 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner für sinnvoll. "Auch die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht