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Kommentar / Negativ-Auslese stoppt Strom-Wettbewerb = Von Antje Höning

Geschrieben am 08-09-2020

Düsseldorf (ots) - Strom- und Gaskunden in Deutschland waren lange Zeit geduldig. Noch Jahre, nachdem der Staat die Energiemärkte liberalisiert und das Oligopol der großen Konzerne gebrochen hatte, nutzten viele Verbraucher die neuen Freiheiten nicht. Zunächst kündigten nur wenige ihre Verträge und wechselten zu einem günstigeren Anbieter. Selbst als für die Konzerne mit dem Atom- und Kohleausstieg die alte Energiewelt zusammenbrach, sicherten die trägen Kunden auf dem Heimatmarkt die Gewinne. Doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Viele Kunden sind wach geworden, nehmen überteuerte Verträge nicht mehr hin und gehen. Der Wettbewerb ist hart geworden, und das hat offenbar Versorger und Auskunfteien auf die seltsame Idee gebracht, den Aufbau eines Branchenpools zu prüfen, in dem interessante Kundendaten gespeichert werden.

Auch wenn unklar ist, ob und wann ein solcher Pool startet, gibt es grundlegende Einwände. Zum einen: Wettbewerb funktioniert nur dann gut, wenn es keine asymmetrischen Informationen gibt. Wenn der Stromanbieter sich aber Informationen kaufen kann, wie wechselfreudig ein Kunde ist, und diesen dann ohne Angaben von Gründen ablehnen kann, führt das zu einer Negativ-Auslese. Eigentlich soll die Wechselbereitschaft dafür sorgen, dass der Wettbewerb scharf bleibt. Wenn sie jetzt zum Malus wird, treibt das die Preise und macht einen Teil des Liberalisierungserfolgs zunichte. Dem wechselwilligen Kunden bleibt dann nur die teure Grundversorgung. Möglich sind schwarze Listen mit Stromkunden zudem nur, weil für Auskunfteien laxere Datenschutzregeln gelten als für andere Unternehmen. Diese müssen Kunden zwar informieren, aber nicht um Zustimmung bitten. Umso wichtiger ist es, dass die Datenschützer sich das fragwürdige Geschäftsmodell genau ansehen.

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