(Registrieren)

Endlich / Friedrich Roeingh zur Coronakrise

Geschrieben am 20-03-2020

Mainz (ots) - Endlich! Endlich verliert der Staat die Geduld mit denjenigen, die noch nicht verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat. Mit denen, die den sogenannten Shutdown - die Stilllegung des öffentlichen Lebens - zum Anlass nehmen, Eiscafés und Grünflächen zu ihren Partyzonen zu machen. Die Empörung ist berechtigt: Wer noch immer nicht verstanden hat, dass die Sorglosigkeit nicht so Gefährdeter schon bald den Tod von älteren Menschen und Vorgeschädigten bedeutet, dem ist in der aktuellen Lage wohl tatsächlich nur mit Freiheitsentzug beizukommen. So wie man sich über diese Egoshooter nur aufregen kann, so verwunderlich ist zugleich, mit welcher Seelenruhe die weit überwiegende Mehrheit die reihenweise Aussetzung von Grundrechten aufnimmt, die vor 14 Tagen noch nicht vorstellbar schienen: "Wir sind doch nicht in China!" Freizügigkeit, Recht auf Versammlungsfreiheit, Recht auf Religionsausübung, Reisefreiheit, Freiheit der Berufsausübung - es scheint, als würde den Einschränkungen unserer Grundrechte fast applaudiert wie in einem torreichen Fußballspiel. Natürlich ist diese Zustimmung getrieben von den Geschichten und den Bildern aus Italien, wo die Klinikärzte rund um die Uhr um Leben kämpfen und alle Stunde entscheiden müssen, wer ein Intensivbett bekommen kann und wer nicht. Natürlich ist diese Zustimmung getragen von der Empörung über die Asozialen, die nicht verstehen wollen, dass in diesen Tagen buchstäblich jeder Verantwortung für den anderen trägt. Dennoch muss der Applaus irritieren, mit dem die Grundrechtseinschränkungen aufgenommen werden. So verständlich das Aufatmen ist, dass in der Krise nicht die Populisten die Oberhand haben, sondern die geschmähten Parteien Mut und Handlungsfähigkeit beweisen. So berechtigt das Lob für die Überwindung des kleinlichen Parteienstreits zugunsten einer Krisenbewältigung in gebotenem Ernst ist: In mancher Zustimmung dieser Tage schwingt auch so etwas wie die Wiederentdeckung der klaren Ansage, des Autoritären mit. Das wird eine der vielen Spuren sein, welche die Coronakrise neben aller gesundheitlichen und wirtschaftlichen Verwüstung hinterlassen wird. Im Guten kann das bedeuten, dass die Politik auch nach dieser Krise bereit sein wird, Reformen anzugehen, die Erstarrungen auflösen. Im Schlechten aber können die Feinde der individuellen Freiheiten ungeahnten Zulauf bekommen. Dabei müssen Eingriffe in die Grundrechte vor allem eines sein: endlich.

Pressekontakt:

Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/65597/4553436
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

725872

weitere Artikel:
  • Kommentar: Abflachen der Pleitewelle nötig Düsseldorf (ots) - Ein groß dimensionierter Rettungsfonds für die Wirtschaft, wie er jetzt von der Bundesregierung erwogen wird, ist die richtige Reaktion auf diese Mutter aller Krisen. War der Bankenrettungsfonds in der Finanzkrise das richtige Mittel, ist es ein solcher Fonds in der Corona-Krise, die allmählich die gesamte Realwirtschaft erfasst, erst recht. Vor gut zehn Jahren ging es "nur" um die systemrelevanten großen Banken, heute geht es um alle Unternehmen. In der sozialen Marktwirtschaft sind sie alle systemrelevant. Die drohende Insolvenzwelle mehr...

  • Kommentar: Notbremse Ausgangsverbot Düsseldorf (ots) - Es ist eine Notbremse, die einzelne Städte und Gemeinden und Bundesländer jetzt ziehen. Sie verhängen Ausgangsverbote. Und das ist richtig so, wenn reden nicht hilft. Viele Menschen haben nicht verstanden, was Politiker seit Tagen eindringlich, fast flehentlich erbitten: Bleibt zuhause, seid solidarisch, verschärft die Coronakrise nicht. Rennt nicht in Baumärkte und Gartencenter, weil es die Zeit plötzlich erlaubt, lernt nicht in Gruppen, weil die Schule geschlossen ist. Die einen leiden darunter, dass sie ihre alten und kranken mehr...

  • zu den Maßnahmen in der Corona-Krise Stuttgart (ots) - Das ist bitter. So viele Menschen im Land halten sich an das, was ihnen Vernunft, ärztlicher Rat oder behördliche Regeln angesichts der Verbreitung des Coronavirus auferlegen: Sie halten Abstand untereinander, sie verhalten sich diszipliniert. Und doch büßen sie nun mit weiteren Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit, ihrer Arbeit, ihrer Grundrechte. Für eine Minderheit, die es verbockt. Schade, im Ergebnis blieb den Regierungen der Süd-Bundesländer keine andere Wahl, als die Bewegungsfreiheit noch mehr einzuschränken. Und die mehr...

  • Corona-Krise: Freiwilligkeit vor dem Ende / Kommentar von Thomas Fricker Freiburg (ots) - Hielten hierzulande die meisten Menschen eben noch wohlbehütete Normalität für garantiert, werden sie nun von berechtigten Existenzängsten erfasst. Soll man da wirklich erst noch einmal sorgfältig Für und Wider prüfen, bevor man bundesweit radikale Ausgehsperren verhängt? Ja, das sind wir uns, das sind wir der Demokratie schuldig. Aber wenn die Eigenverantwortung aller Bürgerinnen und Bürger nicht greift, muss sehr bald auch der Ausgang dieser Prüfung klar sein: Dann gilt es, Einschnitte in Freiheitsrechte zu ertragen, die über mehr...

  • Bleiben Sie zu Hause! / Leitartikel von Christine Richter zu Ausgangssperre Berlin (ots) - Kurzform: Wir verlieren im Kampf gegen das Virus, gegen eine todbringende Krankheit, wertvolle Zeit. Wenn der Mensch leider so unvernünftig ist und nicht zu Hause bleibt, seine sozialen Kontakte nicht freiwillig einschränkt und sich immer noch ins Café setzen will, dann muss er zur Vernunft gezwungen werden. Denn das Coronavirus löst keine Krankheit aus, die immer "milde" verläuft, sondern es bringt in vielen Fällen auch den Tod - und gefährdet Menschen, vor allem Ältere und solche, deren Immunsystem angegriffen ist. Wer es nicht mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht