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Deutsche Umwelthilfe startet Kampagne "Lückenschluss": 100% Elektromobilität auf deutschem Schienennetz kann bis 2030 Wirklichkeit werden

Geschrieben am 20-02-2020

Berlin (ots) - DUH präsentiert zehn Beispiele für den Lückenschluss und die
beschleunigte Elektrifizierung der Schiene - Selbst Spanien und Polen liegen
beim Elektrifizierungsgrad inzwischen vor Deutschland - Koalitionsziel von 70
Prozent Schienen-Elektrifizierung bis 2025 erfordert Versiebenfachung der
aktuellen Maßnahmen in den kommenden fünf Jahren - DUH-Bundesgeschäftsführer
Resch fordert von Bundesregierung und Deutscher Bahn AG einen verbindlichen
Elektrifizierungsplan für 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene bis 2030
- Paradebeispiel eines beschleunigten Lückenschlusses ist die seit 30 Jahren
diskutierte und nun vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, den Landkreisen
und allen betroffenen Gemeinden angeschobene Elektrifizierungsplanung der
Bodenseegürtelbahn

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat heute mit einer Pressekonferenz die Kampagne
"Lückenschluss" zur vollständigen Elektrifizierung des deutschen Schienennetzes
bis 2030 gestartet. In einer ersten Stufe sollen bis 2025 ergänzend zu den
wenigen bisher im Bundesverkehrswegeplan enthaltenen Projekten zehn weitere von
der DUH ausgewählte "Lückenschlussprojekte" in einem beispielhaften
beschleunigten Verfahren umgesetzt werden. Die DUH fordert Bundesregierung und
Deutsche Bahn AG auf, einen verbindlichen Elektrifizierungsplan für 100 Prozent
Elektromobilität auf der Schiene auszuarbeiten und bis 2030 umzusetzen. Nur so
lässt sich das Ziel eines klimaneutralen Verkehrs bis 2030 erreichen.

Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband kritisiert den mit derzeit 61 Prozent
absolut unzureichenden aktuellen Schienen-Elektrifizierungsgrad und die
historisch niedrige Neuelektrifizierung des Schienennetzes in Deutschland mit
jährlich nur noch 0,2 Prozent des Streckennetzes. "Bei der aktuellen
Elektrifizierungsrate von nur 0,2 Prozent pro Jahr wird es knapp 200 Jahre
dauern, bis wir den Elektrifizierungsstand der Schweiz mit rund 100 Prozent
erreicht haben. Österreich hat sich bereits für 2030 vorgenommen, sein
komplettes Schienennetz zu elektrifizieren. Diesem Vorbild gilt es zu folgen",
so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Um die von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgeschriebene Erhöhung
des Elektrifizierungsgrades von derzeit 61 auf 70 Prozent bis zum Jahr 2025 zu
erreichen, ist eine sofortige, siebenfach beschleunigte Elektrifizierung
notwendig. Bezeichnenderweise fehlt auch zwei Jahre nach Regierungsstart ein
Umsetzungsplan für zusätzliche Elektrifizierungsstrecken, mit dem das
Bundesverkehrsministerium bzw. die Deutsche Bahn dieses konkrete Ziel erreichen
möchten.

Jürgen Resch: "Während die Bundesregierung Milliarden in die Förderung der
Elektromobilität auf der Straße investiert, erreicht die Elektrifizierung der
Schienenstrecken aktuell einen 50-Jahres-Tiefstand. Deutschland liegt beim
Elektrifizierungsgrad der Schienenstrecken im europäischen Vergleich hinter dem
Spitzenreiter Schweiz und sogar hinter Polen, Italien und Spanien. Wir fordern
von der Bundesregierung eine verbindliche Planung für 100 Prozent
Elektromobilität auf der Schiene bis 2030. Hierzu bedarf es klarer Vorgaben,
zusätzliche Finanzmittel und Planungskapazitäten. Die Herausforderungen sind
immens, weiteren Zeitverlust können wir uns nicht leisten. Im Rahmen unserer neu
gestarteten Kampagne 'Lückenschluss' präsentieren wir zehn ausgewählte Strecken,
bei denen Bund und Bahn beweisen können, wie sie durch beschleunigte Planungs-
und Umsetzungsmaßnahmen das 70 Prozent Elektrifizierungsziel für 2025
tatsächlich erreichen."

Um 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene bis 2030 zu erreichen, muss auch
die Infrastrukturverkehrsplanung des Bundes angepasst werden. In Deutschland
liegt für die nächsten zehn Jahre der Schwerpunkt der national wichtigen
Infrastrukturvorhaben zu 49 Prozent auf dem Aus- und Umbau von Straßen und nur
zu 42 Prozent auf dem Ausbau und der Elektrifizierung der Schiene. In Österreich
fließen die Gelder zu zwei Drittel in die Schiene und nur zu einem Drittel in
die Straße.

"Wie autofixiert diese Bundesregierung ist, lässt sich auch an den geplanten
Infrastrukturmaßnahmen erkennen, bei denen die Schiene abermals vernachlässigt
wird. Die Bundesregierung setzt weiterhin die falschen Schwerpunkte bei der
Verkehrswende, wir brauchen eine starke, 100 Prozent elektrifizierte Schiene",
so Resch weiter.

Die DUH fordert, in einem ersten Schritt bis 2025 besonders wichtige
"Lückenschluss"-Strecken zu elektrifizieren und so zugleich schmutzige
Dieselschienenfahrzeuge abzuschalten. Ein Paradebeispiel für einen notwendigen
Lückenschluss ist der Streckenabschnitt Radolfzell Friedrichshafen am
Bodensee-Nordufer. Bereits seit 1991 setzt sich die DUH für die Elektrifizierung
dieses Streckenabschnitts ein. Nach der Elektrifizierung der Hochrhein- und
Südbahnstrecke verbleibt auf einer 300 Kilometer langen Schienenstrecke (Basel -
Ulm) ausgerechnet in der Mitte auf etwas mehr als 50 Kilometern eine nicht im
Bundesverkehrswegeplan enthaltene Dieselstrecke. Erst wenn dieses Teilstück
elektrifiziert ist, kann die gesamte Strecke durchgehend elektrisch befahren
werden. Das Bundesverkehrsministerium weigert sich bis heute, diesen
Streckenabschnitt in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen. Daher haben sich
der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, der Bodenseekreis, Landkreis Konstanz
und alle betroffenen Gemeinden dazu entschieden, eigenständig eine
Elektrifizierungsplanung der Bodenseegürtelbahn zu starten.

Dazu Wilfried Franke, Verbandsdirektor Regionalverband Bodensee-Oberschwaben:
"Ohne die Elektrifizierung wird es nicht nur zwischen Basel und Ulm keine
direkte durchgehende elektrische Zugverbindung mehr geben, sondern wir werden
dann überhaupt keine durchgehenden Zugverbindungen in der Region mehr haben. Und
aus Sigmaringen kommt man mit Dieselzügen nicht mehr in den neuen Tiefbahnhof in
Stuttgart. Hier wurde nicht von Anfang bis Ende gedacht. Die Region, Landkreise
und alle Gemeinden wollen eine durchgehende Elektrifizierung auf allen Strecken
- wir wollen, dass die Menschen vom Auto in moderne und saubere Züge umsteigen
und schneller und klimafreundlicher ankommen."

Die DUH hat insgesamt zehn Elektrifizierungsprojekte im Bundesgebiet für die
Kampagne "Lückenschluss" ausgewählt, die beschleunigt umgesetzt werden sollen.
Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand kann auf diesen Strecken eine große
Verbesserung bei der Elektrifizierung erzielt werden.

Die von der DUH ausgewählten Strecken decken ein breites Spektrum an Kriterien
ab, die eine beschleunigte Elektrifizierung rechtfertigen und als gutes Beispiel
für andere ähnlich gelagerte Strecken dienen können. Dabei sollen moderne
Planungs- und Bauformen erprobt werden, die oft Jahrzehnte andauernde Projekte
auf wenige Jahre abkürzen. Die Erkenntnisse können dann auf weitere
Streckenabschnitte zeit- und kostensparend angewandt werden. Zu den ausgewählten
Strecken zählen:

1. Radolfzell - Friedrichshafen (Bodenseegürtelbahn)

2. Kölner Dieselnetz

3. Münster - Gronau

4. Dieselnetz Nürnberg

5. Schönebeck-Bad Salzelmen - Blankenheim

6. Oldenburg Hbf - Osnabrück

7. Bingen - Neubrücke

8. Dresden - Görlitz (Grenze D/Pl)

9. Cottbus-Forst (Lausitz) (Grenze D/Pl)

10. Tübingen - Sigmaringen

"Die Bodenseegürtelbahn und die anderen Strecken der Kampagne 'Lückenschluss'
stehen stellvertretend für zahlreiche Strecken, die dringend elektrifiziert
werden müssen. Es kann nicht sein, dass im Jahr 2020 immer noch Dieselzüge das
Bild des Eisenbahnverkehrs in Deutschland prägen - aufgrund der Lücken sogar
auch unter Oberleitungen", so Annette Stolle, Stellvertretende Bereichsleiterin
Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH. "Wir brauchen ein systematischeres und
schnelleres Vorgehen gegen Elektrifizierungslücken. Nur dann machen wir die
öffentlichen Verkehre wirklich effizient und fit für die Verkehrswende, die wir
dringend brauchen. Meint es die Bundesregierung ernst mit den Klimaschutzzielen,
muss die Elektrifizierung der Schiene an erster Stelle stehen."

Der Ausstieg aus der Diesel-Traktion durch mehr Oberleitungsverkehr verbessert
nicht nur die Klima- und die Umweltbilanz der Schiene. Zugleich werden die
Kapazität, der Reisekomfort, die Geschwindigkeit und die Zuverlässigkeit erhöht.
Auch kann damit mehr Verkehr auf die Schiene gelangen und ein wichtiger Beitrag
zur Verkehrswende geleistet werden.

Links:

Zum Hintergrundpapier "Lückenschluss" http://l.duh.de/p200220

Zur Webseite: https://www.duh.de/lueckenschluss/

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de

Annette Stolle, Stellv. Bereichsleiterin Verkehr und Luftreinhaltung DUH
030 2400867-78, stolle@duh.de

Wilfried Franke, Verbandsdirektor Regionalverband Bodensee-Oberschwaben
0160 7089813, franke@rvbo.de

DUH-Pressestelle:

Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de , www.twitter.com/umwelthilfe , www.facebook.com/umwelthilfe ,
www.instagram.com/umwelthilfe

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/22521/4525321
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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