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Giftige Schadstoffe in Flugzeugkabinen: Personalvertretung von Lufthansa fordert Schutzmasken für Crew-Mitglieder "Report Mainz", 28.1.2020, 21:45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 28-01-2020

Mainz (ots) - Als Schutz vor giftigen Öl-Dämpfen in Flugzeugkabinen fordern
Personalvertreter der Lufthansa, dass alle Crewmitglieder mit speziellen
Atemschutzmasken ausgestattet werden. Das geht aus einem aktuellen Rundbrief der
Personalvertretung hervor, der dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" vorliegt.
Hintergrund sind sogenannte "Fume Events". Dabei können giftige Stoffe aus den
Triebwerken in die Kabine gelangen. In dem Schreiben der Arbeitnehmervertreter
heißt es, "für uns ist klar, dass wir ein Problem mit Triebwerksölen in der
Klimaanlage haben können." Daher stelle eine "Atemschutzmaske immer noch eine
bessere Lösung dar, als überhaupt keine Möglichkeit für den Eigenschutz zu
haben."

Bei fast allen aktuellen Passagierflugzeugen wird die Luft für die Klimaanlage
aus den Triebwerken abgezapft. Dort kommen hochtoxische Öle zum Einsatz. Diese
können unter bestimmten Umständen verdampfen und dann in die Kabine gelangen -
ein sogenanntes "Fume Event". Davon können Piloten, Flugbeleiter und Passagiere
betroffen sein.

Umfrage unter Bordpersonal: Es gibt viele Betroffene "Report Mainz" hat eine
nicht repräsentative Umfrage mit Unterstützung von Luftfahrt-Gewerkschaften
durchgeführt. Daran haben sich mehr als 750 Airline-Mitarbeiter*innen beteiligt.
Die Auswertung ergab: Rund 75 Prozent aller Teilnehmer haben schon "Fume Events"
erlebt. Mehr als 400 der Teilnehmer*innen beschreiben teilweise sehr
schwerwiegende Folgen: Von Sprachfindungsstörungen, Gedächtnisverlust, Lähmungen
der Extremitäten bis hin zu Lungenschäden oder der Flugunfähigkeit und folgendem
Jobverlust.

Flugzeugexperte: "Das Belüftungssystem ist eine Fehlkonstruktion" Laut
Zulassungsvorschrift der Flugbehörden muss die Kabinenluft "frei von schädlichen
Schadstoffkonzentrationen" sein. Das werde durch die heutige Konstruktion der
Flugzeugbelüftung nicht eingehalten, kritisiert der Luftfahrtexperte und
Ingenieur Prof. Dieter Scholz von der Hochschule für angewandte Wissenschaften
in Hamburg im Interview mit "Report Mainz": "Wenn das Öl in die heiße
Verdichterluft kommt, dann pyrolysiert oder verbrennt es. Dabei entstehen
hunderte von giftigen Stoffen. Menschen werden krank, Passagiere wie Besatzung."

Luftfahrtexperte der Grünen: Es muss jetzt endlich gehandelt werden Der
Bundestagsabgeordnete Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen) warnt seit Jahren
vor giftiger Kabinenluft. Es gebe Lösungsvorschläge, die von der
Luftfahrtindustrie ignoriert würden. So könnten Filter in Flugzeuge eingebaut
werden, die die Luft reinigen, bevor sie in die Kabine gepumpt wird. Das sei
heute nicht der Fall. Ebenso könnte man Sensoren einbauen, die an Bord warnen,
wenn giftige Substanzen in der Luft sind, um die Belüftungszufuhr aus den
Triebwerken zu stoppen. Langfristig müsste die Flugzeug-Belüftung aber anders
konstruiert werden - ohne "Zapfluft" aus den Triebwerken. Daran führe kein Weg
vorbei, so Tressel.

Auf Anfrage von "Report Mainz" ging die Lufthansa nicht darauf ein, ob sie
Schutzmasken zur Prävention von gesundheitlichen Folgen von "Fume Events" für
das Bordpersonal einsetzen will. Nach Angaben der Airline sei die Luft in
Flugzeugen "unbedenklich und teilweise sogar besser als in Büros." Es seien aber
weitere Studien zu dem Thema geplant.

Weitere Informationen auf der Internet-Seite https://www.swr.de/report

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an, Tel.:
06131/929 3 3351/2

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/75892/4505061
OTS: SWR - Das Erste

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell


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