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Jahresbilanz der Pressefreiheit 2019: Weltweit 389 Medienschaffende im Gefängnis, 49 getötet und 57 entführt

Geschrieben am 17-12-2019

Berlin (ots) - Zum Jahresende 2019 sitzen weltweit 389 Journalistinnen,
Journalisten und andere Medienschaffende in direktem Zusammenhang mit ihrer
Arbeit im Gefängnis, zwölf Prozent mehr als vor einem Jahr. Fast die Hälfte von
ihnen ist auf nur drei Länder konzentriert: auf China, Ägypten und
Saudi-Arabien. Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2019 von
Reporter ohne Grenzen (ROG) hervor. (Online unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz) Seit Jahresbeginn wurden weltweit
mindestens 49 Medienschaffende getötet. Nur eine Minderheit von ihnen starb in
Kriegsgebieten; die meisten wurden in Ländern getötet, in denen formal Frieden
herrscht. Die gefährlichsten Länder für Medienschaffende waren 2019 Syrien,
Mexiko, Afghanistan, Pakistan und Somalia. Mindestens 57 Medienschaffende sind
derzeit entführt.

"Die hohen Zahlen inhaftierter Journalistinnen und Journalisten in China,
Ägypten und Saudi-Arabien sind ein Beleg dafür, wie diese Regime die Schraube
der Repression weiter angezogen haben", sagte ROG-Vorstandssprecher Michael
Rediske. Mit Blick auf die Zahl getöteter Medienschaffender fügte er hinzu:
"Selbst wenn 2019 deutlich weniger Medienschaffende in bewaffneten Konflikten
getötet wurden als in früheren Jahren: Ein Land im Friedenszustand wie Mexiko
ist für Journalistinnen und Journalisten ebenso gefährlich wie das
Bürgerkriegsland Syrien."

Die Jahresbilanz der Pressefreiheit berücksichtigt nur Fälle, in denen Reporter
ohne Grenzen nach sorgfältiger Prüfung davon überzeugt ist, dass die Genannten
in direktem Zusammenhang mit ihrer journalistischen Tätigkeit Opfer von Gewalt,
Angriffen oder Unterdrückung geworden sind. Stichtag der Zählung war der 1.
Dezember. Todesfälle wurden für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 1. Dezember
berücksichtigt.

WEITAUS GRÖSSTE ZAHL INHAFTIERTER MEDIENSCHAFFENDER IN CHINA

Weltweit saßen zum Stichtag 1. Dezember 389 Medienschaffende wegen ihrer
journalistischen Tätigkeit im Gefängnis. Die weitaus größte Zahl entfiel auf
China (120), gefolgt von Ägypten (34), Saudi-Arabien (32), Syrien (26 bei hoher
Dunkelziffer), der Türkei (25) und Vietnam (25).

In China erreichte die Zahl inhaftierter Medienschaffender 2019 ungekannte
Höhen. Mehr als 40 Prozent von ihnen sind Bürgerjournalistinnen und
-journalisten, die trotz verschärfter Zensur sozialer Netzwerke versucht haben,
über das Internet unabhängige Informationen zu verbreiten und damit die die
Lücke zu füllen, die durch die immer umfassendere Kontrolle der Kommunistischen
Partei über die traditionellen Medien entsteht. Die meisten der 2019 neu
hinzugekommenen Fälle inhaftierter Medienschaffender in China sind Uigurinnen
und Uiguren.

In Ägypten und Saudi-Arabien sitzt die Mehrzahl der Inhaftierten ohne Urteil
oder Anklage im Gefängnis. Kommt es doch zum Prozess, werden die Journalistinnen
und Blogger dort oft in grob unfairen Verfahren zu sehr langen Haftstrafen
verurteilt. Selbst wer aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist dort oft massiven
Repressalien ausgesetzt.

In Syrien ist die tatsächliche Zahl der inhaftierten Medienschaffenden
wahrscheinlich weit höher als die 26 Fälle, über die Reporter ohne Grenzen
gesicherte Informationen hat. Denn in den Jahren des Bürgerkriegs hat das Regime
von Präsident Baschar al-Assad Hunderte Journalistinnen und Journalisten,
Bürgerjournalistinnen und Bürgerjournalisten verhaftet. Doch die Spuren vieler
haben sich in den syrischen Gefängnissen verloren.

In der Türkei wurden im Laufe des Jahres Dutzende Journalistinnen und
Journalisten freigelassen, weil sie ihre Haftstrafen abgesessen haben oder von
neuen Gerichtsentscheidungen zu ihren Fällen profitierten. Mehrere wurden jedoch
nach kurzer Zeit erneut inhaftiert. Das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung
ist für Medienschaffende in der Türkei insgesamt sogar gestiegen. Rund zehn
gingen 2019 ins Exil, um willkürlicher Strafverfolgung zu entgehen.

GEFÄHRLICHSTE LÄNDER: SYRIEN, MEXIKO, AFGHANISTAN, PAKISTAN UND SOMALIA

Die meisten Medienschaffenden wurden 2019 in Syrien und Mexiko (jeweils 10
Getötete), Afghanistan (5), Pakistan (4) und Somalia (3) getötet. Insgesamt 20
Medienschaffende wurden in Ländern mit bewaffneten Konflikten getötet, 29
außerhalb solcher Gebiete. Gerade in Kriegsgebieten ging die Zahl der Getöteten
deutlich zurück: In Syrien, dem Jemen und Afghanistan waren es in diesem Jahr
insgesamt 17 und damit halb so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (35).

In Mexiko dagegen blieb die Zahl der Ermordeten unverändert und lag ebenso hoch
wie im Bürgerkriegsland Syrien. In ganz Lateinamerika wurden 14 Journalistinnen
und Journalisten getötet, ebenso viele wie in den nahöstlichen Krisenstaaten
Syrien, Jemen und Irak zusammen.

Im Jahr 2018 waren im Vergleichszeitraum weltweit 86 Medienschaffende in
direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. In den vergangenen zehn
Jahren hat sich ihre Zahl weltweit auf 941 summiert.

VON VIELEN ENTFÜHRTEN FEHLT JEDES LEBENSZEICHEN

Weltweit waren zum Jahresende 57 Medienschaffende entführt: 30 in Syrien, 15 im
Jemen, elf im Irak und einer im Osten der Ukraine. Von den meisten der in Syrien
Entführten gab es im ganzen Jahr kein Lebenszeichen. Manche von ihnen sind seit
bis zu sieben Jahren verschleppt.

Die Huthi-Rebellen im Jemen und die separatistischen "Volksrepubliken" im Osten
der Ukraine behandeln ihre Geiseln als Häftlinge, denen sie schwere Verbrechen
anlasten und die sie mit entsprechend hohen Strafen belegen. Zehn Journalisten,
die im Jemen seit 2015 von den Huthis festgehalten werden, droht die Hinrichtung
durch ihre Entführer.

Die vollständige Jahresbilanz der Pressefreiheit finden Sie unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz.

Pressekontakt:

Reporter ohne Grenzen
Pressereferat
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 (0)30 609 895 33-55

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/51548/4471147
OTS: Reporter ohne Grenzen e.V.

Original-Content von: Reporter ohne Grenzen e.V., übermittelt durch news aktuell


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