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NOZ: Weisband: Politische Reaktionen auf Halle "unfassbar ignorant"

Geschrieben am 10-10-2019

Osnabrück (ots) - Weisband: Politische Reaktionen auf Halle
"unfassbar ignorant"

Digitalexpertin sieht Schützen nicht als Einzeltäter, sondern Teil
einer globalen, digital vernetzten Terrorszene

Osnabrück. Nach dem Anschlag von Halle hat die jüdische Autorin
und Aktivistin Marina Weisband politischen Amtsträgern in Deutschland
"unfassbare Ignoranz" vorgeworfen. In einem Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" sagte sie, "natürlich konnte man mit einer
solchen Tat rechnen. Sie bahnte sich an. Wir haben immer wieder davor
gewarnt."

Unter anderem hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von
einer bisher "undenkbaren" Tat gesprochen. Weisband hielt dagegen:
"Da braute sich eine Wolke zusammen. Dass sie sich entlädt, war nicht
überraschend." Die ehemalige Piraten-Politikerin warnte vor einer
Verdrängung der Realität: "Wer Halle jetzt anders darstellt, redet
den deutschen Antisemitismus klein."

Weisband rief dazu auf, Warnungen betroffener Gruppen ernster zu
nehmen. "Anhand des aktuellen Falles gilt das für Juden, allgemein
aber auch für Muslime, die ebenfalls seit Jahren sagen, dass sie sich
hier nicht mehr sicher fühlen", sagte die Psychologin. "Was den Täter
von einem Massaker abgehalten hat, war eine Tür, nicht mehr."

Weisband forderte eine stärkere Kontrolle digitaler Netze. Dafür
müsse speziell die Polizei besser ausgebildet sein. "Wer Prävention
betreibt, muss wissen, was ein Meme ist, also ein geteilter Witz auf
Bildbasis, den nur Einweihte verstehen, und Twitsch, also die
Streamingplattform, die der Attentäter verwendet hat." Zudem gebe es
einen Dreiklang zwischen Rassismus, Antisemitismus und
Antifeminismus. "Deshalb kann man sich auch als AfD nicht als
Beschützer der Juden aufspielen, denn sie bedient selbst Hass. Das
muss langsam Konsequenzen haben, auch in den Medien, wo die AfD sich
immer wieder präsentieren darf."

Weisband erklärte: "Wir haben es mit einer rechtsextremen globalen
Bewegung zu tun, die digital stark vernetzt ist und Konventionen und
Sprache teilt. Es ist schon auf normalen Plattformen völlig gang und
gäbe, sich antisemitisch, rassistisch und antifeministisch zu äußern.
Der Attentäter von Halle ist kein Einzeltäter. Er ist Teil einer
neuen Art von Terrornetzwerk. Diesem wollte er zeigen: ,Seht her, ich
mache das, worüber andere nur reden.'" Unzulässig wäre aber, seine
Form der Inszenierung in Verbindung zu bringen mit anderen Formen der
digitalen Selbstdarstellung. "Das hieße ja, Leute, die Dinge aus
ihrem Leben bei Instagram oder Facebook posten, mit einem Mörder in
Bezug zu setzen."



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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