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Rechnungshof rügt Raketenkauf für 420 Millionen Euro

Geschrieben am 17-09-2019

Berlin (ots) - Prüfer halten neue Panzerabwehr-Raketen vom Typ
PARS 3LR für nicht einsetzbar / Lenkwaffen "technisch veraltet" und
"wenig treffsicher" / Vertraulicher Bericht empfiehlt Verschrottung
von 680 Raketen

Die Bundeswehr kämpft mit einer weiteren gravierenden
Rüstungspanne. Wie das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 10/2019,
EVT 19. September) unter Berufung auf einen vertraulichen Prüfbericht
des Bundesrechnungshofs berichtet, leiden die neuen
Panzerabwehr-Raketen für den Kampfhubschrauber Tiger unter
gravierenden Mängeln. Die Präzisionsraketen namens PARS 3LR, von
denen die Truppe im Jahr 2006 insgesamt 680 Stück für 418,8 Mio. Euro
bestellt hat, seien "technisch veraltet" und "wenig treffsicher",
heißt es in dem Bericht vom April. Daher empfehlen die Prüfer, die
neuen Lenkflugkörper zu "verwerten" - also zu verschrotten.

In seinem aktuellen Bericht rügt der Rechnungshof, dass das
Verteidigungsministerium frühere Warnungen vor den Risiken bei der
Entwicklung der sensorgesteuerten Luft-Boden-Rakete ignoriert habe.
Zudem habe die Bundeswehr trotz Kritik an PARS 3LR aus der Truppe
selbst sogar auf eine bei neuen Rüstungsprojekten vorgesehene
Einsatzprüfung verzichtet, bevor es 2013 die Hersteller MBDA und
Diehl mit der Serienfertigung beauftragte. Dieses Vorgehen sei "in
hohem Maße kritikwürdig", heißt es in dem Prüfbericht weiter. Zudem
sei ein Projektabbruch trotz "massiver Qualitätsmängel" und
jahrelanger Verspätungen aufseiten der Industrie "nicht konsequent"
verfolgt worden.

Tatsächlich fand die Einsatzprüfung erst 2018 in den USA statt,
als bereits mehr als die Hälfte der bestellten Raketen ausgeliefert
war. Bei dem Test habe es eine "hohe Anzahl an Fehlschüssen" gegeben,
schreiben die Prüfer, die sich dabei auf die bundeswehreigene
Dokumentation der Testschüsse berufen. Viele Raketen hätten "nach dem
Abschuss ihr zugewiesenes Ziel verloren und ein neues Ziel gewählt".
Dadurch würden auch eigene Truppen und Zivilisten im Zielgebiet der
Lenkwaffe gefährdet.

Wegen der Mängel an der Rakete sowie an der Waffenanlage des
Kampfhubschraubers Tiger hält der Rechnungshof eine weitere Erprobung
des Systems für "nicht zielführend". Es sei "keine signifikant höhere
Trefferwahrscheinlichkeit zu erwarten", schreiben sie in ihrem
Bericht. Damit stellen die Prüfer auch die Frage nach der künftigen
Verwendbarkeit des Hubschraubers, bei dem PARS 3LR eigentlich als
Hauptbewaffnung eigesetzt werden sollte. Der Tiger sei "ohne
Hauptbewaffnung nur bedingt einsatzfähig". Die derzeit genutzte
Rakete vom Typ Hot sei allerdings nur noch bis 2027 verfügbar.

Auf Anfrage von 'Capital' verwies das Verteidigungsministerium auf
das noch laufende Widerspruchsverfahren. Man habe im Juli eine
vertrauliche Stellungnahme zu dem Berichtsentwurf des
Bundesrechnungshofes abgegeben, teilte ein Ministeriumssprecher mit.
Auf dieser Basis werde der Rechnungshof nun seinen finalen Bericht
erstellen. Zu den Inhalten könne man sich daher derzeit nicht äußern.



Pressekontakt:
Thomas Steinmann, Redaktion 'Capital'
Telefon: 030/220 74-5119
E-Mail: steinmann.thomas@capital.de
www.capital.de

Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, übermittelt durch news aktuell


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