(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Der steinige Weg der AKK / Leitartikel von Jörg Quoos zum Fall Maaßen

Geschrieben am 18-08-2019

Berlin (ots) - Kurzform: Kramp-Karrenbauers Aussagen machen klar,
wo in der jetzigen CDU-Führung die Grenze der Toleranz verläuft. Das
muss nicht jeder gut finden. Aber es ist ehrlich und hilft vor der
Wahl bei der politischen Orientierung. Außerdem macht AKK Schluss mit
dem alten Polit-Brauch, erst nach der Wahl konkret und unbequem zu
werden.

Der vollständige Leitartikel: Taktisches Scheinpositionieren
mithilfe leerer Worthülsen ist besonders vor Wahlen ein beliebtes
Spiel in der Politik. Auch teure Versprechen, niemandem wehtun und in
Grundsatzfragen möglichst unkonkret bleiben, gelten als effektive
Wege, um am Wahltag erfolgreich zu sein. Die neue CDU-Chefin Annegret
Kramp-Karrenbauer hat mit dieser Regel spektakulär gebrochen. Sie hat
sich zwei Wochen vor den Wahlen in Brandenburg und Sachsen gegenüber
unserer Redaktion in einer entscheidenden Frage klar positioniert.
Wie steht die Spitze von Deutschlands größter Volkspartei zum
Wortführer einer neuen Konservativen innerhalb der CDU, der sich eine
Kooperation mit der AfD offenbar tatsächlich vorstellen kann?
Annegret Kramp-Karrenbauer hat dazu eine rote Linie gezogen und
klargemacht, dass die Haltung des Ex-Verfassungsschutzchefs nicht die
Haltung der Parteiführung ist und - wenn nötig - auf ihren
entschlossenen Widerstand trifft. Das mag ein taktischer Fehler der
neuen Parteivorsitzenden gewesen sein. Schließlich erreicht
Hans-Georg Maaßen kurz vor den Wahlen in Ostdeutschland für die Union
ein Milieu, das längst zur AfD abgewandert scheint. Aber
Kramp-Karrenbauers Aussagen machen klar, wo in der jetzigen
CDU-Führung die Grenze der Toleranz verläuft. Das muss nicht jeder
gut finden. Aber es ist ehrlich und hilft vor der Wahl bei der
politischen Orientierung. Außerdem macht AKK Schluss mit dem alten
Polit-Brauch, erst nach der Wahl konkret und unbequem zu werden. Mit
ihrer Taktik wandelt die Parteivorsitzende allerdings auf einem sehr
steinigen Pfad, der ihr sicherlich wenig bei der Verbesserung ihrer
Umfragewerte hilft. Aber das scheint die Saarländerin, die
Nachfolgerin von Angela Merkel werden will, wenig zu beeindrucken.
Die CDU-Chefin hat ohnehin wenig Interesse am Weg des geringsten
Widerstandes. Das hat sie in den vergangenen Monaten mit ihren
Entscheidungen deutlich gemacht. So könnte die Parteivorsitzende
sicher punkten, wenn sie sich vom Kurs der Kanzlerin absetzen würde.
Das tut sie nicht - und bezahlt dafür mit schwachen
Beliebtheitswerten. Sie hätte auf ein populäres Ministeramt im
Kabinett drängen können, um ihre Imagewerte zu verbessern. Statt
dessen übernimmt sie Verantwortung und sitzt jetzt auf dem
schlimmsten Schleudersitz, den die Regierung zu vergeben hat. Sogar
die regierungserfahrene Ursula von der Leyen ist nur mit gewaltigen
Blessuren und einer Portion Glück aus dem
Bundesverteidigungsministerium heil herausgekommen. All das passt
nicht zu einer smarten Strategie, mit der die Macht im Kanzleramt
erreicht werden kann. Das weiß auch Annegret Kramp-Karrenbauer. Und
sie geht damit offen um. In ihrem jüngsten Interview formuliert sie
nicht nur die umstrittene Kampfansage an Hans-Georg Maaßen. Sie
reflektiert auch angesichts ihrer schwachen persönlichen Umfragewerte
über sich und sagt: "Ich habe meine politische Arbeit nie nach
Stimmungen ausgerichtet. Auf lange Sicht kann man nur durch Arbeit
und mit Ergebnissen überzeugen." Das haben schon viele Politiker
ähnlich gesagt, aber offenbar handelt Annegret Kramp-Karrenbauer
wirklich danach - mit allen Konsequenzen. Aber der politische Takt in
Deutschland ist schneller und härter geworden. Partei-Loyalität und
längere Geduld mit "denen da oben" sind Geschichte. Am Ende bleibt
für die Parteivorsitzende das große Risiko, dass ihr Öffentlichkeit
und Partei nicht die nötige Zeit für ihre Strategie der langfristigen
Ergebnisse geben.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

698209

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Briten droht ein "perfekter Sturm". Die Aussicht auf einen No-Deal-Brexit verschreckt die Investoren auf der Insel. Eine Rezession zeichnet sich ab. Von Jochen Wittmann Regensburg (ots) - Es ziehen Sturmwolken auf für die britische Wirtschaft. Einen deutlichen Warnschuss hatten die Finanzmärkte am Wochenanfang abgegeben. Der Kurs des britischen Pfunds erreichte am Montag den Tiefststand von 1,0724 Euro - so niedrig notierte es zuletzt in der Rezession nach der Finanzkrise 2009. Die weltweite Wirtschaftsschwäche kombiniert mit den Befürchtungen eines harten Brexit ließen die Landeswährung in den Keller rauschen. Analysten sehen im Falle eines ungeregelten Austritts aus der EU durchaus noch weiteres mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Angekündigter Notstand / Kommentar von Joachim Fahrun zur Pflegesituation Berlin (ots) - Kurzform: Wenn wir nicht alle im Alter nur noch aufbewahrt werden wollen, sollten wir schnell alles tun, was die Situation der Pflegenden verbessert. Vor allem muss Stress aus diesem anspruchsvollen Beruf genommen werden. Zu viele Frauen - und es sind überwiegend Frauen - wechseln in Teilzeit, weil sie sich denn Full-Time-Job nicht zumuten wollen. Die Notlage ist immerhin erkannt. Aber ob Politik, Gesellschaft und Wirtschaft die Kraft haben, das Notwendige zu tun, muss sich erst noch zeigen. Der vollständige Kommentar: mehr...

  • Westfalen-Blatt: ein Leitartikel zum Fall Maaßen Bielefeld (ots) - Wieder eine Bruchlandung: Annegret Kramp-Karrenbauer tut derzeit wirklich alles, um die Zweifel an ihrer Befähigung für höchste Partei- und Staatsämter wachsen zu lassen. Die CDU-Vorsitzende agiert planlos, es fehlt an Timing und Taktik. Ihre Kommunikation ist gelinde gesagt konfus - und die Folgen sind katastrophal. Will Kramp-Karrenbauer den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen denn nun aus der CDU ausschließen, oder will sie es nicht? Verwirrung allerorten, nichts Genaues weiß man nicht. Die mehr...

  • Westfalen-Blatt: ein Kommentar zu Olaf Scholz Bielefeld (ots) - Dass Olaf Scholz sich zum Kandidaten für den SPD-Bundesvorsitz macht, bedeutet noch lange nicht, dass er auch gewählt wird. Sein Ergebnis bei der Wahl zum Parteivize (59,2 Prozent) macht zumindest deutlich: Ein Selbstläufer ist die Bewerbung des Vizekanzlers nicht. Wenn er die richtige SPD-Frau an seiner Seite findet, geht er als Favorit in die Abstimmung. Aber es sollte eine politische Partnerin sein, die nicht bloß als geschlechterparitätische Notwendigkeit angesehen wird. Es muss eine Frau auf Augenhöhe mit Scholz mehr...

  • Badische Zeitung: Der Sarrazin der CDU Kommentar von Dietmar Ostermann Freiburg (ots) - "Warum findet Maaßen so viel Aufmerksamkeit? Seine Kritik an der Asylpolitik teilen nicht wenige in der Union. Maaßen hatte auch ein hohes Amt im Sicherheitsapparat inne, das verleiht ihm gewisse Autorität. So war es auch bei Thilo Sarrazin, dem Ex-Finanzsenator, und der SPD. Trotzdem würde Maaßen als politischer Querulant nicht so viel Aufmerksamkeit finden, würde die Parteispitze nicht so dünnhäutig auf seine Sticheleien reagieren." http://mehr.bz/6s8 Pressekontakt: Badische Zeitung Schlussredaktion Badische mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht