(Registrieren)

Westfalen-Blatt: ein Leitartikel zu AKK und von der Leyen

Geschrieben am 17-07-2019

Bielefeld (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zu ihrem
65. Geburtstag gleich zwei Geschenke selbst gemacht. Ursula von der
Leyen sitzt künftig an den Hebeln der Machtzentrale Europas. Und eine
weitere Vertraute, Annegret Kramp-Karrenbauer, ist als neue
Bundesverteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende wieder ins Rennen
um die Kanzlerschaft zurückgekehrt. Merkel hat mit ihrem Schachspiel
um die Macht gleich mehrere - auch eigene - Probleme auf einmal aus
dem Weg geräumt. Ursula von der Leyen hatte mittlerweile einen derart
großen Scherbenhaufen aufgetürmt, dass sie als
Verteidigungsministerin ein Problem in Merkels Kabinett war. Die
Liste an Pannen ist lang bei der Bundeswehr: »Gorch Fock«, Material-
und Ausrüstungsmängel, blamable Ausfälle bei der Flugbereitschaft des
Bundestages, die Berater-Affäre und die schlechte Stimmung in der
Truppe sind nur einige Gründe, warum von der Leyen nicht mehr lange
zu halten gewesen wäre. Nicht alles ist ihr persönlich anzulasten.
Dennoch hinterlässt sie kein bestelltes Feld, sondern eine Bundeswehr
voller Baustellen. Als der CSU-Politiker Manfred Weber, von dem
Merkel ohnehin nicht überzeugt erschien, raus aus dem Rennen war,
konnte sie von der Leyen nach Brüssel wegloben und somit gleichzeitig
den Weg für AKK in die Regierung frei machen. Europa-Spitzenposten
gut besetzt, ihrer möglichen Nachfolgerin ein wichtiges Amt mit viel
Verantwortung zugespielt - besser hätte es aus Merkels Sicht nicht
laufen können. Politik ist eben ein knallhartes Geschäft. Da geht es
um Macht und Posten - nicht immer nur darum, wie die Öffentlichkeit
das findet. Weil niemand anderes das politische Spiel um den
Machterhalt besser beherrscht als Angela Merkel, hält sich die
Rücksichtnahme gegenüber einer zum Teil aufgewühlten Öffentlichkeit
angesichts nicht nachvollziehbarer Personalentscheidungen mit
»Beförderungen« in Grenzen. Drohende Umfrageverluste und eine weiter
zunehmende Politikverdrossenheit müssen hintenanstehen, wenn die
Macht gesichert werden will - und die Probleme in den eigenen Reihen
selbst so groß sind, dass schnelles Handeln nötig ist. Alles andere
bedeutet Schwäche. Für Annegret Kramp-Karrenbauer ist es die
vielleicht letzte Chance, noch die Kurve Richtung Kanzleramt zu
kriegen. Als Verteidigungsministerin kommt sie jetzt auf die große
politische Bühne. Sie riskiert viel und muss kämpfen und sich
bewähren. Auch Ursula von der Leyen ging volles Risiko - und gewann.
Merkel hat die Weichen gestellt. Ob ihr Plan aufgeht, hängt von den
Landtagswahlen im Herbst, der Entscheidung der SPD über ihre
Vorsitzenden, vom Wirken Kramp-Karrenbauers als Ministerin und nicht
zuletzt auch von Merkels eigener Gesundheit ab.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Scholz Stephan
Telefon: 0521 585-261
st_scholz@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

694955

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: ein Kommentar zur Masern-Impfpflicht Bielefeld (ots) - Gut, dass Jens Spahn nicht Verteidigungsminister wird. Um den Schwung, den er ins Gesundheitsministerium gebracht hat, wäre es wirklich schade gewesen. Nun lässt sich an den Vorhaben des CDU-Hoffnungsträgers durchaus das eine oder andere aussetzen. Sein Vorstoß für die Widerspruchslösung bei der Organspende greift zu sehr in das Selbstbestimmungsrecht ein. Seine Apothekenreform beschränkt den Wettbewerb durch die Online-Apotheken zu stark. Dafür bleibt seine Masern-Impfpflicht auf halbem Weg stehen. Aber in allen drei mehr...

  • Westfalen-Blatt: ein Kommentar zu E-Scooter Bielefeld (ots) - Die Einführung der E-Scooter im deutschen Straßenverkehr war so etwas wie ein Lieblingsprojekt von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Und ja: Das Vorhaben war letztlich zu wenig durchdacht. Der Deutsche Städtetag betont, dass er vor Konflikten in den Innenstädten gewarnt habe. Doch das Problem sind nicht die E-Tretroller im Straßenverkehr an sich. Schwarze Schafe sind auch im Auto, auf dem Fahrrad oder gar zu Fuß unterwegs. Das Problem sind vielmehr die zahlreichen Anbieter, bei denen sich Kunden - vor mehr...

  • Badische Zeitung: Beim Bienenschutz ist Bayern Vorbild / Kommentar von Bernhard Walker Freiburg (ots) - (...) Von sich aus wäre es der CSU nicht eingefallen, für mehr blühende Wiesen und manch anderes im Freistaat zu sorgen, das Insekten hilft. Dafür waren die Christsozialen zu eng mit dem Bauernverband verbunden, der das Volksbegehren anfangs mit größter Skepsis sah. Doch der Druck der 1,7 Millionen hat diese Allianz des Stillstands aufgebrochen. Umso schöner wäre es, wenn andere Bundesländer dem weiß-blauen Vorbild folgten. Schließlich ist es in Bayern mit dem Volksbegehren und Beratungen an einem Rundem Tisch erstmals mehr...

  • Rheinische Post: Brinkhaus bescheinigt Kramp-Karrenbauer Risikobereitschaft Düsseldorf (ots) - Unionsfraktionschef  Ralph Brinkhaus hat der CDU-Vorsitzenden und neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer Risikobereitschaft attestiert. "Wer nicht bereit zum Risiko ist, der ist auch nicht in der Lage zu führen. Und Annegret Kramp-Karrenbauer ist dazu bereit", sagte Brinkhaus der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). Kritik an ihrer Ernennung zur Nachfolgerin von Ursula von der Leyen (CDU) wies er zurück. "Hätte sie nicht zugegriffen, wäre sie doch stattdessen gefragt worden: mehr...

  • Rheinische Post: Länder können über Kohle-Milliarden weitgehend frei verfügen Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung verlässt sich bei der Verwendung der insgesamt 40 Milliarden Euro an Strukturfördermitteln des Bundes für die Kohleregionen bis 2038 allein auf die betroffenen Länder. "Für die regionale Entwicklung sind dem Grundgesetz nach die Länder zuständig. Es ist ihre Aufgabe zu beurteilen, welche Projekte dabei helfen, die regionale Wirtschaftsstruktur zu verbessern", heißt es in der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht