(Registrieren)

NOZ: Ärztepräsident: Gesundheitsförderung sollte zu einem Schulfach werden

Geschrieben am 01-07-2019

Osnabrück (ots) - Ärztepräsident: Gesundheitsförderung sollte zu
einem Schulfach werden

Reinhardt fordert "konzertierte Aktion" der Länder - "Niemand will
die Praxisgebühr zurück" - "NC noch zu hohe Zugangshürde für
Medizinstudium"

Osnabrück. Der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt will Prävention
auf den Lehrplan setzen lassen: "Gesundheitsförderung sollte zu einem
Schulfach werden - und zwar schon in der Grundschule", sagte
Reinhardt im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Die
Kultus- und Gesundheitsminister der Länder sollten dafür dringend
eine konzertierte Aktion auf die Beine stellen. Die Bundesärztekammer
würde bereitwillig an solchen Projekten mitarbeiten." In der Umgebung
tätige Ärzte könnten in den Unterricht eingebunden werden. Der
Politik warf Reinhardt Versäumnisse vor. "In Sachen Prävention ist
seit dem Präventionsgesetz aus dem Jahr 2015 nicht mehr viel
passiert", sagte der Präsident der Bundesärztekammer. "Prävention
braucht deutlich mehr Förderung." Das dafür eingesetztes Geld
entfalte zwar erst in 10, 20 oder 30 Jahren Wirkung, was "natürlich
die Motivation der Politik" dämpfe. "Aber wir müssen die
Gesundheitskompetenz schon der jungen Menschen viel intensiver
stärken!", betonte er. Junk- und Fastfood mache "dick und krank", so
Reinhardt wörtlich. "Das müssen wir den jungen Menschen sagen, und
zwar am besten in der Schule oder schon im Kindergarten."

"Niemand will die Praxisgebühr zurück"

Nach Kritik an seiner Forderung, Patienten für überflüssige
Arztbesuche zur Kasse zu bitten, ruderte Reinhardt im NOZ-Interview
zurück: "Niemand will die Praxisgebühr zurück, auch die Ärzteschaft
nicht! Ich bin der allerletzte, der Patienten-Bashing betreiben
würde. Ich will auch keine neuen Hürden für den Zugang zum Arzt
schaffen", betonte der Ärztepräsident, der am 30. Mai in sein Amt
gewählt worden war. Allerdings müsse "sehr ernsthaft" darüber
nachgedacht werden, "wie wir die knapper werdenden
Personal-Ressourcen im Gesundheitssystem sinnvoller nutzen können".
Viele Patienten durchliefen zwei oder drei Stationen, bis sie an der
richtigen Stelle angelangt seien. "Durch diese unnötigen Termine wird
die Versorgung der wirklich Bedürftigen blockiert", sagte Reinhardt.
"Also müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen zur richtigen Zeit
am richtigen Ort landen. Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf."

"Schulzeugnis hat zu viel Gewicht"

Der praktizierende Hausarzt hält zudem eine Reform der
Studienplatzvergabe für dringend notwendig. "Ich glaube, dass der NC
noch eine zu hohe Zugangshürde ist. Wir brauchen einen besseren Mix,
um diejenigen auszuwählen, die gerne ein Berufsleben lang als Ärzte
tätig bleiben", sagte der Ärztepräsident. "Das Schulzeugnis hat zu
viel Gewicht. Die soziale und emotionale Eignung wird durch einen NC
nicht abgebildet. Notwendig ist eine Reform der Eignungsprüfungen, um
diese Fähigkeiten besser zu ermitteln." Um einem drohenden
Ärztemangel in abgelegenen Regionen entgegenzuwirken, forderte
Reinhardt ein ganzes Bündel an Maßnahmen. "Eine bundesweite
Landarztquote gehört zu den sinnvollen Maßnahmen. Wer sich
verpflichtet, auf dem Land zu arbeiten, muss bei der
Studienplatzvergabe bessere Chancen erhalten", sagte er. Die
Bundesländer müssten überdies deutlich mehr Studienplätze anbieten.
"Sehr viel würde erreicht, wenn gezielt in strukturschwachen Regionen
neue medizinische Fakultäten angesiedelt werden. Denn viele der dort
ausgebildeten Mediziner werden anschließend in der Region bleiben, in
der sie Wurzeln geschlagen haben", regte Reinhardt an. +++



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

692680

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Straßenverkehr Zahl der Marderschäden wird weiter steigen Halle (ots) - Halle. Autofahrer in Sachsen-Anhalt müssen in diesem Jahr erneut mit teuren Schäden an Kabeln und Leitungen ihrer Fahrzeuge rechnen. Das erfuhr die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Montagausgabe). Nach einer aktuellen Statistik der Allianz hat die Zahl der Marderattacken an Autos hierzulande stark zugenommen. Wurden im Jahr 2016 noch 1 041 Schäden gemeldet, waren es 2018 bereits 1 206 - eine Zunahme von 16 Prozent. Damit liegt der Anstieg in Sachsen-Anhalt deutlich über dem Bundesschnitt. Deutschlandweit mehr...

  • Rheinische Post: Patienten in NRW droht Reha-Engpass Düsseldorf (ots) - Bei der medizinischen Rehabilitation (Reha) zeichnet sich ein Versorgungsengpass in NRW ab. Das berichtet die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Montag). Einer stark gestiegenen Nachfrage nach Maßnahmen, die zum Beispiel nach schwerer Krankheit oder Operationen die schnelle Gesundung der Patienten unterstützen sollen, steht demnach eine rückläufige Zahl an Fachkräften gegenüber. So stieg die Zahl der ambulanten Reha-Maßnahmen in NRW von 2010 bis 2017 nach Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums um rund 30 Prozent - von mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): NRW-Integrationsminister Stamp (FDP) dringt auf Ditib-Reformen Bielefeld (ots) - "Weniger Doktrin aus Ankara" Bielefeld. Vor dem Kongress zum "Muslimischen Engagement in NRW" hat Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) den Islamverband Ditib zur Unabhängigkeit vom türkischen Staat aufgefordert. In einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Montagausgabe) sagte Stamp, die Ditib sei "ein heterogenes Gebilde", manche Mitglieder und Gemeinden sehnten Veränderungen in ihrem Verband herbei. "Wir hoffen auf eine Graswurzelbewegung innerhalb der Ditib." Der größte mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Ex-Innenminister Gerhart Baum (FDP): Gefahr von rechts in Deutschland immer unterschätzt Bielefeld (ots) - Vor dem Hintergrund des mutmaßlich rechtstrroristischen Mordes an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat der frühere Bundesinnnenminister Gerhart Baum (86, FDP) dazu aufgerufen, sich der Bedrohung von rechts in Deutschland endlich bewusst zu werden. Im einem Interview mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen (Montagausgabe) sagte Baum, die rechtsextremistische Gefahr sei in Deutschland immer unterschätzt worden. "Wir haben seit den siebziger Jahren festgestellt, dass es neo-nazistische mehr...

  • 11.000 Stimmen für eine gerechtere Förderung des Hamburger Breitensports - sportspaß e.V. leitet erfolgreich Volkspetition ein (FOTO) Hamburg (ots) - Millionen für Hamburgs Sport - aber keine Unterstützung für den größten Breiten- und Freizeitsportverein der Stadt und Deutschlands? Das will sportspaß e.V. mit seinen mehr als 60.000 Mitgliedern nicht länger hinnehmen. "Es ist extrem ungerecht, dass wir aus den üppigen Fördertöpfen der Freien und Hansestadt Hamburg keinen Cent für unser Sportangebot erhalten, während der Spitzensport mit immensen Summen gefördert wird", so sportspaß Geschäftsführerin Kristina Vock. "Leider hat die zuständige Senatsverwaltung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht