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Westdeutsche Zeitung: Kommentar von Ekkehard Rüger zum UNHCR-Flüchtlingsbericht: Deutsche Verantwortung vor der Geschichte

Geschrieben am 19-06-2019

Düsseldorf (ots) - Genau 50 Jahre nach der Gründung ihres
Flüchtlingskommissariats UNHCR erklärten die Vereinten Nationen (UN)
2001 den 20. Juni erstmals zum Weltflüchtlingstag. Seither wird das
Datum vom UNHCR jährlich zum Anlass genommen, seinen Bericht "Global
Trends" zu den weltweiten Fluchtbewegungen zu veröffentlichen. Und
seit 2012 weist die Zahl Jahr für Jahr weiter nach oben. "So viele
wie nie zuvor" wird zur Routineformulierung.

Die Brandherde auf der Welt verschieben sich dabei zum Teil. Aber
die Kernaussagen sind seit Jahren stabil: Die meisten Menschen sind
innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht; die armen Länder tragen
die größte Last; noch nicht einmal zehn Prozent der Flüchtlinge leben
in Europa.

Es ist gut, dass die teils irrationale Emotionalität, mit der das
Thema Flüchtlinge zeitweise in Deutschland diskutiert wurde,
abgekühlt ist. Denn das könnte Raum geben für die nüchterne
Bestandsaufnahme, dass die internationalen Fluchtbewegungen neben
(und teils im Zusammenhang mit) dem Klimawandel eine der dauerhaften
Zukunftsherausforderungen für die Weltgemeinschaft bleiben werden.
Also nichts, was sich wegsperren, wegdrängen, verhindern oder leugnen
ließe. Wer heute darauf keine Antworten findet oder sich zumindest
darum bemüht, den werden sie morgen mit umso größerer Wucht treffen.

Deutschland bemüht sich, Antworten zu finden. Ja, es ist richtig
und wichtig, dass Hilfsorganisationen wie Pro Asyl, Flüchtlingshelfer
und Kirchen weiter den Finger in die zahlreichen Wunden legen.
Deutschland profitiert von der brutalen Abschottung der Balkanroute
und vom kritikwürdigen Flüchtlingspakt mit der Türkei. Die
Unterdrückung der Seenotrettung bleibt ein fortwährender Skandal. Und
manche Entscheidung deutscher Ausländerbehörden lässt die Menschen,
denen die Not der Betroffenen aus den täglichen Begegnungen vertraut
ist, die Haare raufen. Aber zur Wahrheit gehört auch: Es gibt weit
und breit keine westliche Industrienation, die sich auch nur
annähernd so engagiert wie Deutschland.

Das ist mehr als der Einäugige unter den Blinden. Daran lässt sich
noch immer so etwas wie Verantwortung vor der Geschichte ablesen, die
Gott sei Dank von den Vereinfachern und Hetzern noch nicht aus dem
kollektiven Bewusstsein gelöscht werden konnte. Das Lob des UNHCR und
der Blick auf die Fakten des jährlichen Berichts sind in emotional
abgekühlteren Zeiten dazu angetan, dieses Verantwortungsgefühl zu
stärken und zu stabilisieren. Und das wird dringend notwendig sein.
Das nächste "So viele wie nie zuvor" ist nur eine Frage der Zeit.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-0
zentralredaktion@wz.de
www.wz.de

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