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Westdeutsche Zeitung: Polizeikosten für Vereine? Die Liga sollte ein Zeichen setzen (Leitartikel von Olaf Kupfer)

Geschrieben am 12-06-2019

Düsseldorf (ots) - So populär die Forderung nach einer Beteiligung
der Fußballclubs an den ausufernden Polizeikosten außerhalb der
Arenen sein mag, so schwierig ist sie durchzusetzen. Mindestens der
Weg des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer über einen angeblich
unkomplizierten Solidarfonds aller Vereine aus den ersten beiden
Ligen über deren Dachorganisation DFL wird nicht tragen: Bremen ist
mit einem Einzelfall nach vorne geprescht und will nun andere Clubs
haftbar machen, die oft gar keinen polizeilichen Mehraufwand durch
Hochrisikospiele produzieren.Warum sollten Sandhausen oder Freiburg
zahlen?

Die DFL nennt den Bremer Vorstoß so auch eine "grundgesetzlich
unzulässige Einzelfallregelung mit Blick auf die Clubs der Bundesliga
und 2. Bundesliga" und droht mit einem Gang vor das
Verfassungsgericht. Schon vor Monaten hatte DFL-Boss Christian
Seifert in einem "kicker"-Interview dem Bremer Senator vorgeworfen,
sich gegenüber der DFL als Robin Hood zu gerieren und mit der freien
Hansestadt Bremen selbst als Teilhaber der Stadiongesellschaft
Gewinne an jenen Fußballspielen zu erzielen, für die er den
polizeilichen Mehraufwand finanziert wissen will. Zudem, so Seifert,
erziele das Land Bremen über 300 Millionen Euro Wertschöpfung aus dem
Fußballverein Werder Bremen.

Noch wichtiger als die (erstens) vermeintlich niederen Beweggründe
des Senators, die (zweitens) oft ins Spiel gebrachte Argumentation,
dass die Vereine ohnehin übermäßig viel Steuergeld bereit stellen
oder (drittens) die Angst mancher Innenminister vor ihren heimischen
Großclubs sind aber andere Fragen für einen rechtssicheren Beschluss:
Wer definiert ein Hochrisikospiel? Wie ist die Folgewirkung zu 
umgehen, dass jeder Polizeieinsatz detailliert auf seine
Notwendigkeit hinterfragt würde? Wie damit umgehen, dass jeder
Gebührenbescheid beklagt würde? Und was überhaupt unterscheidet ein
Fußballspiel von einem großen Schützenfest, von Konzerten in Arenen
oder dem Karneval? Werden dann auch hier die Grenzen verschoben, die
den Grundsatz aufweichen, dass die Polizei für die Ordnung im
öffentlichen Raum zuständig und verantwortlich ist?

Leichter umzusetzen wäre eine völlig freiwillige Gebühr der
tatsächlich reichen Fußballvereine, die sich intern und aus
Überzeugung etwa ähnlich der Verteilung der Fernsehgelder in der Liga
organisieren könnte. Sie wäre eine Respektbekundung an den
Steuerzahler und ein gutes Zeichen einer Branche, die sich sogar
selbst bisweilen als zu abgehoben empfindet.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de

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