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Europawahl: Jeder Vierte erwartet Wahlerfolg von EU-Gegnern

Geschrieben am 21-05-2019

Hamburg (ots) - In wenigen Tagen wählt Europa ein neues
EU-Parlament. Laut einer aktuellen Umfrage des Markt- und
Meinungsforschungsinstituts Ipsos glaubt fast jeder vierte EU-Bürger
(23%), dass antieuropäische Kräfte im eigenen Land an Zuspruch
gewinnen werden. Etwa ebenso viele Befragte (24%) sind gegenteiliger
Auffassung, eine Mehrheit von 53 Prozent ist in dieser Frage
unentschlossen. In Italien rechnen besonders viele Wählerinnen und
Wähler (42%) mit einem Erfolg europakritischer Parteien, in Spanien
hingegen besonders wenige (13%). Im Vergleich zu anderen
EU-Mitgliedsstaaten bewegt sich Deutschland bei dieser Frage im
Mittelfeld (24%).

Deutsche sehen Wahl von nicht-etablierten Parteien besonders
kritisch

Mehr als jeder dritte (35%) Europäer vertritt aber auch die
Ansicht, dass es bei Europawahlen zu riskant ist, politische Parteien
zu wählen, die radikale Veränderungen planen und bisher noch nicht an
der Macht waren - nur 21 Prozent der Befragten sind anderer Meinung.
In Deutschland wird die Wahl solcher Parteien besonders kritisch
gesehen: Beinahe vier von zehn (39%) Bundesbürgern stimmen dem zu,
nur jeder sechste Deutsche (17%) widerspricht dieser These, 44
Prozent haben keine Meinung dazu.

Wenig Unterstützung für traditionelle Parteien

Doch auch die traditionellen Parteien genießen im Vorfeld der
EU-Wahlen nur wenig Rückhalt: Europaweit ist nicht einmal jeder
sechste Befragte (16%) der Überzeugung, dass sich die Wählerinnen und
Wähler in Zeiten wie diesen an Parteien halten sollten, die bereits
an der Macht waren. In Deutschland liegt dieser Wert nur unwesentlich
höher (17%). Mehr als jeder Dritte (35%) ist dagegen anderer Ansicht
- sowohl in Deutschland als auch im EU-Durchschnitt.

Große Unzufriedenheit mit der Demokratie

Mögliche Ursache für den geringen Zuspruch: Viele Wählerinnen und
Wähler sind unzufrieden mit der Art und Weise, wie Demokratie in der
EU funktioniert. Rund ein Drittel aller europäischen Befragten (31%)
gibt an, mit der gegenwärtigen Funktionsweise der EU unzufrieden zu
sein. Nicht einmal drei von zehn EU-Bürgern (29%) sind zufrieden,
vier von zehn Personen (40%) äußern sich neutral oder wissen es
nicht. Am gravierendsten ist die Unzufriedenheit unter Franzosen
(41%) und Briten (39%), am EU-freundlichsten sind die Befragten aus
Polen.

Osteuropäer noch unzufriedener mit eigenem System als mit EU

Trotz des geringen Zuspruchs ist die Unzufriedenheit der Befragten
mit dem politischen System im eigenen Land häufig noch größer -
insbesondere in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten. In Ungarn (30%
vs. 16%) und Polen (46% vs. 24%) äußern sich sogar doppelt so viele
Befragte positiv über die Demokratie in der EU im Vergleich zu der im
eigenen Land. In anderen EU-Staaten wie Frankreich, Belgien, Schweden
und Deutschland präferieren die Bürger allerdings das politische
System im eigenen Land.

Geringes Interesse und große Wissenslücken

Viele EU-Bürger geben außerdem zu, kaum oder gar kein Interesse an
Europawahlen zu haben. Aktuell interessiert sich nur jeder zweite
Europäer (50%) für die bevorstehende EU-Wahl, auf fast genauso viele
Befragte (44%) trifft dies nicht zu. In Italien (65%), Polen (63%)
und Ungarn (56%) ist das Interesse noch am größten, für Franzosen
(44%), Belgier (41%) und Briten (36%) ist der Wahlausgang am
wenigsten relevant. Auch in Deutschland überwiegt der Anteil derer,
die sich kaum oder gar nicht für die Europawahl interessieren (45%
vs. 48%).

Darüber hinaus sind sich viele EU-Bürger gar nicht bewusst, dass
sie europäische Politik mit ihrer Stimme beeinflussen können. Nur
jeder zweite Wahlberechtigte (51%) weiß, dass die Mitglieder des
Europäischen Parlaments direkt von den Bürgern des jeweiligen
Mitgliedsstaats gewählt werden, den sie vertreten. In Deutschland
wissen sogar nur vier von zehn Personen (43%), dass sie die
Zusammensetzung des EU-Parlaments maßgeblich mitbeeinflussen können.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Ipsos Sozial- und Politikforschung,
zu den Studienergebnissen: »Es ist ein Paradox dieser Wahl: Der enge
Zusammenschluss der europäischen Staaten war noch nie so wichtig wie
heute, damit immense Herausforderungen wie Klimawandel, Immigration
und Protektionismus gemeinschaftlich bewältigt werden können.
Trotzdem ist das Interesse an der Europawahl gering und selbst in
Ländern wie Frankreich, Belgien und Deutschland gibt es einen
beachtlichen Anteil von Euroskeptikern. Wichtige Gründe dafür dürften
die noch immer mangelnde Bürgernähe und Transparenz der europäischen
Institutionen sein. Die Wähler haben wenig Vertrauen in die
Demokratie in der EU und zweifeln daran, dass sie europäische Politik
mit ihrer Stimme beeinflussen können. Die EU muss in Zukunft die
Distanz zu den Bürgern überwinden und institutionelle Reformen
vorantreiben, um erfolgreich zu sein.«

Methode:

Die Ergebnisse stammen aus der Global Advisor-Studie »The European
Project: 2019 European Elections«, die zwischen dem 22. März und 05.
April 2019 in 28 Ländern durchgeführt wurde - darunter die EU-Staaten
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Belgien,
Schweden, Polen und Ungarn. Bei der Online-Befragung wurden insgesamt
19.531 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren in China, Israel,
Kanada, Malaysia, Südafrika, den USA und der Türkei interviewt. In
Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Peru,
Polen, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, Südkorea, Spanien, Schweden,
und Ungarn waren die Befragten 16-74 Jahre alt.

Etwa 1000 Personen wurden in Australien, Brasilien, Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Spanien, Great
Britain, und den USA durchgeführt. Etwa 500 Personen befragten wir in
Argentinien, Belgien, Chile, Indien, Kolumbien, Mexico, Malaysia,
Niederlande, Peru, Polen, Russland, Serbien, Südafrika, Südkorea,
Schweden, Ungarn und der Türkei.

Es wurde eine Gewichtung der Daten vorgenommen, um die
demografischen Merkmale auszugleichen und damit sicherzustellen, dass
die Stichprobe die aktuellen offiziellen Strukturdaten der
erwachsenen Bevölkerung eines jeden Landes widerspiegelt. In 17 der
28 untersuchten Ländern ist die Internetdichte groß genug, um die
Stichproben als repräsentativ für die nationale Bevölkerung
anzusehen.

Brasilien, Chile, Kolumbien, Indien, Malaysia, Mexiko, Peru,
Russland, Serbien, Südafrika und die Türkei haben eine niedrigere
Internetdichte; diese Stichproben sollten nicht als
bevölkerungsrepräsentativ angesehen werden. Sie repräsentieren
stattdessen den wohlhabenderen Teil der Bevölkerung, die aufstrebende
Mittelklasse. Diese stellt allerdings eine wesentliche soziale Gruppe
dar, wenn es darum geht, diese Länder verstehen zu lernen.

Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an
Rundungen durch die computerbasierte Zählung, erlaubte
Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe"
Nennungen.

Über Ipsos:

Ipsos ist ein unabhängiges und innovatives Markt- und
Meinungsforschungsinstitut. In einer sich immer schneller
verändernden Welt ist es unsere Aufgabe, unsere Kunden mit präzisen
und umsetzbaren Analysen bei ihrer Veränderung zu unterstützen. Dabei
orientieren wir uns an den »4S«: Security, Simplicity, Speed und
Substance. Um unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten, haben
wir die große Bandbreite unserer Expertise in 18 Service Lines
zusammengefasst. Und das in 89 Ländern auf allen Kontinenten. In
Deutschland beschäftigen wir über 750 Mitarbeiter in Hamburg, Mölln,
München, Nürnberg, Frankfurt und Berlin.



Pressekontakt:
Ipsos GmbH
Gudrun Witt / Communications
Sachsenstraße 6
20097 Hamburg
040-80096-4179
gudrun.witt@ipsos.com

Original-Content von: Ipsos GmbH, übermittelt durch news aktuell


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