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MetallRente Studie "Jugend, Vorsorge, Finanzen 2019": Das Vertrauen der jungen Generation in eine faire Altersversorgung sinkt

Geschrieben am 06-05-2019

Berlin (ots) -

"Wenn der Staat es wirklich will, kann es auch in Zukunft eine
gute Rente geben". Das glauben laut der MetallRente Studie "Jugend,
Vorsorge, Finanzen 2019" inzwischen 84 Prozent der 17- bis
27-Jährigen in Deutschland. Gleichzeitig bezweifeln die jungen Leute,
dass die Politik die notwendigen Voraussetzungen dafür schafft. Die
Konsequenz: Immer weniger von ihnen sorgen für ihr Alter vor.
Lediglich ein Drittel der Befragten spart regelmäßig für das Alter.
Rechnet man die Jungen dazu, die ab und zu etwas für ihre
Altersvorsorge sparen, sind es 48 Prozent. 2010 waren es noch 55
Prozent. "Die Rentenpolitik muss sich gleichermaßen an den
Bedürfnissen der älteren und der jüngeren Generation ausrichten.
Geschieht das nicht, sind die jungen Leute nicht nur eindeutig von
Altersarmut bedroht, sondern ihr Vertrauen in die Politik wird
gefährdet," warnen die wissenschaftlichen Leiter der Untersuchung
Klaus Hurrelmann und Christian Traxler von der Hertie School of
Governance in Berlin.

Der Geschäftsführer des Versorgungswerks MetallRente, Heribert
Karch, hält die aktuellen Ergebnisse für alarmierend. Er weist darauf
hin, dass junge Menschen mit ihrer durchaus vorhandenen
Sparbereitschaft an Grenzen stoßen. "Niedrige Einkommen und
befristete Arbeitsverhältnisse erschweren es jungen Leuten heute,
regelmäßig für ihr Alter zu sparen und systematische Vorsorge zu
betreiben", stellt er fest.

Junge Frauen besonders betroffen

Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann sieht besonders die jungen
Frauen gefährdet: "Sie schneiden im Bereich der langfristigen
finanziellen Vorsorge im Vergleich zu jungen Männern weiterhin
schlechter ab, obwohl sie inzwischen eindeutig die besseren
Bildungsabschlüsse erlangen." Die Ursache dafür liege in der
mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. "Viele Frauen gehen
Kompromisse ein, weil sie frühzeitig die Gründung einer Familie im
Blick haben. Gepaart mit ihrer geringeren Risikobereitschaft ergibt
sich daraus ein langfristiges Vorsorgeverhalten, das zu Nachteilen
bei der Rente führt," fasst Hurrelmann zusammen.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen das: Während knapp drei
Viertel der jungen Frauen davon ausgehen, in der Lebensphase mit
kleinen Kindern in Teilzeit berufstätig zu sein, erwarten das für
sich nur vier von zehn jungen Männern. Auch investieren junge Männer
mit 35 Prozent deutlich häufiger in Aktien und Investmentfonds als
Frauen mit 18 Prozent.

Der Ökonom Christian Traxler stellt fest: "Die MetallRente Studie
2019 zeichnet ein zwiespältiges Bild. Einerseits betont mittlerweile
jeder zweite junge Erwachsene, im 'Hier und Heute' zu leben und der
Anteil derjenigen, die die Altersvorsorge als Grund zum Sparen
angeben, sinkt. Andererseits gibt es ein klares Problembewusstsein."
Ein Hinweis darauf: 85 Prozent der befragten jungen Erwachsenen
rechnen damit, noch weit über ihr 67. Lebensjahr arbeiten zu müssen.
86 Prozent stimmen der Aussage zu, dass ohne eine eigenständige
Vorsorge künftig deutlich mehr Menschen von Altersarmut betroffen
sind und 68 Prozent fürchten, im Alter selbst arm zu sein.

Junge Erwachsene sehen den Staat in der Verantwortung

Die große Mehrheit junger Menschen fordert vom Staat, seine
Verantwortung für die Altersversorgung wahrzunehmen. Eine gute
staatliche Rente sei machbar, wenn der entsprechende politische Wille
vorhanden sei, meinen inzwischen 84 Prozent. 2010 waren 74 Prozent
dieser Auffassung. 56 Prozent der Jugendlichen, die zwar sparen -
aber nicht fürs Alter - sind sogar überzeugt, dass allein der Staat
für die Altersvorsorge zuständig ist. Ein kompletter Transfer der
Verantwortung für die Alterssicherung auf den Einzelnen findet so gut
wie keine Akzeptanz.

Handlungsdruck und Unsicherheit werden, so zeigt die Studie, nicht
nur durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der jungen
Erwachsenen bestimmt, sondern durch die Erkenntnis, über zu wenig
Wissen zu verfügen. Nur weniger als ein Drittel der Befragten kennt
sich in diesem Bereich aus. Gleichzeitig wünschen sich 92 Prozent
verständlichere Informationen zum Thema Altersvorsorge. 87 Prozent
wollen in der Schule auch über Altersvorsorge informiert werden. 93
Prozent der jungen Erwachsenen wollen ein Online-Portal, in dem sie
zu sämtlichen erreichten Ansprüchen aus gesetzlicher, betrieblicher
und privater Altersvorsorge Informationen finden.

In der Abwägung zwischen Sicherheit und Rendite bei der
Altersvorsorge entscheidet sich bereits die Mehrheit der jungen
Erwachsenen für Risikovarianten. Zwei Drittel würden geringe
Schwankungen ihrer Rente in Kauf nehmen, wenn sie dafür mit einer
insgesamt höheren Leistung rechnen könnten als bei Renten mit dem
gegenwärtigen Garantiezins von unter 1 Prozent. 58 Prozent sind
bereit, dauerhaft auf feste Zinsgarantien zu verzichten, wenn sie
dadurch Aussicht auf eine deutlich höhere Rente hätten.

"Die jungen Leute wollen es einfach und gut", fasst MetallRente
Geschäftsführer Heribert Karch zusammen. "Eine rein individuelle
Altersvorsorge hat bei ihnen weniger Akzeptanz als kollektive
Systeme. Institutionelle Lösungen auf der Basis tarifvertraglicher
Vereinbarungen der Sozialpartner könnten diese Aufgabe durch
Mechanismen wie Langzeitorientierung, kollektive Kapitalanlage und
nachhaltige Einbindung der Beschäftigten meistern. Außerdem würden
sie relativ zügig eine durchgreifende Breitenwirkung erzielen. Das
Sozialpartnermodell könnte also die Altersvorsorge entscheidend
voranbringen. Davon hätten besonders die jungen Menschen umfassende
Vorteile."

An die Bildungspolitik appellieren die Herausgeber der Studie,
"kompetente Informationen zu Finanzthemen und zur Altersvorsorge in
Schule und Ausbildung sicherzustellen, am besten durch ein Schulfach
Wirtschaft, um die großen Defizite der jungen Leute beim Finanzwissen
auszugleichen." Sie fordern die Bundesregierung auf, die
Rentenpolitik konsequent auf die Lebenswirklichkeit der jungen
Menschen zu orientieren: "Wir brauchen starke kollektive Systeme der
Altersversorgung, die effizient und vertrauensbildend wirken, um die
notwendige Einbeziehung der jungen Generation in die Altersvorsorge
zu erreichen".

Die Studie "Jugend, Vorsorge, Finanzen" wird bereits zum vierten
Mal vom Versorgungswerk MetallRente in Auftrag gegeben. Im Abstand
von drei Jahren werden dafür rund 2.500 junge Erwachsene im Alter
zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche
Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie
zu ihren Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge befragt. Die
Untersuchung wird vom renommierten Forschungsinstitut Kantar Public
durchgeführt.

Veranstaltungshinweis:

Eine öffentliche Expertendiskussion zur MetallRente Studie
"Jugend, Vorsorge, Finanzen 2019" findet am 6. Mai 2019 um 17.30 Uhr
an der Hertie School of Governance in Berlin statt (Friedrichstraße
180,10117 Berlin). Die Herausgeber und wissenschaftlichen Leiter der
Studie diskutieren mit Gabriele Lösekrug-Möller (Vorsitzende der
Rentenkommission) sowie Gerd G. Wagner (DIW/Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung, Vorsitzender des Sozialbeirats der
Bundesregierung).

Die MetallRente Studie 2019 "Jugend, Vorsorge, Finanzen" wird
herausgegeben von Klaus Hurrelmann, Heribert Karch und Christian
Traxler. Vierte Erhebung der MetallRente Jugendstudie (Jugendstudien
2010, 2013 und 2016). Forschungsinstitut: Kantar Public (München).

Repräsentativ befragt wurden 2.500 junge Erwachsene im Alter von
17 bis 27 Jahren.

Weiterführende Informationen, Grafiken und Downloads:
www.jugendstudie.info Der Nachdruck der Beiträge, Interviews und
Grafiken ist gestattet.

Die Studie ist veröffentlicht bei Beltz Juventa und im Buchhandel
erhältlich. ISBN: 978-3-7779-3369-4

Wir schicken Ihnen gerne ein Rezensionsexemplar der Studie zu.



Pressekontakt:
Bettina Theek
Presse und Kommunikation
MetallRente GmbH
Tel.: 030 20 65 85 81
E-Mail: bettina.theek@metallrente.de

Original-Content von: MetallRente, übermittelt durch news aktuell


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