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Kinderklinik Sankt Augustin kämpft um ihre Zukunft

Geschrieben am 30-04-2019

Sankt Augustin (ots) -

- Mit 350 Millionen Euro gefördertes Herzzentrum und ein
Eltern-Kind-Zentrum der Uniklinik Bonn bedrohen den Standort
Sankt Augustin
- Universität wirbt Chefärzte und Pflegekräfte des Deutschen
Kinderherzzentrums teils mit hohen Starterprämien ab
- Mit dem Wegfall des Deutschen Kinderherzzentrums gehen Sankt
Augustin rund 45 Prozent der stationären Erlöse verloren
- Klinikgeschäftsführer Uwe Jansen: "Wenn die Uniklinik gestützt
durch das Land und mit öffentlichen Mitteln derart gezielt zu
uns in Konkurrenz tritt, haben wir dagegen keine Chance. Wir
fordern das Land auf, der Leitung der Uniklinik das Abwerben
unseres Personals zu untersagen und uns bei der Restrukturierung
des Hauses zu unterstützen."

Die Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin und das zur Klinik
gehörende Deutsche Kinderherzzentrum befinden sich in einer äußerst
schwierigen Lage. "Die vom Land mit großzügigen 350 Millionen Euro
Steuermitteln finanzierte Universitätsklinik Bonn baut seit Jahren
Parallelstrukturen zum bundesweit hoch angesehenen medizinischen
Leistungsangebot der Asklepios Kinderklinik auf und wirbt jetzt sogar
in großem Stil unsere Chefärzte und unsere Pflegekräfte ab", sagt Uwe
Jansen, Geschäftsführer der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin.
"Der Weggang von bedeutenden deutschen Kinderherzspezialisten ist
nicht zu kompensieren. Für die Kinderklinik als Exzellenzstandort und
den Erhalt der Arbeitsplätze stellt diese Entwicklung eine ernste
Bedrohung dar", so der ärztliche Direktor der Kinderklinik, Dr.
Ehrenfried Schindler. "In Zahlen gehen uns damit über 45 Prozent
unserer stationären Erlöse verloren - und das bedroht die Existenz
der gesamten Klinik mit ihren hervorragenden Fachabteilungen. Wir
fordern die Landesregierung nachdrücklich auf, der Leitung der
Uniklinik das Abwerben unseres Personals zu untersagen und uns bei
der Restrukturierung des Hauses zu unterstützen", so der Appell des
Klinikgeschäftsführers. "Nachdem uns gewahr wurde, dass die Uniklinik
unser Personal aktiv abwirbt und wir vor vollendete Tatsachen
gestellt wurden, haben wir unmittelbar mit dem Gesundheitsministerium
des Landes Kontakt aufgenommen. Wir haben unseren Unmut über das
Vorgehen des Landes und der Uniklinik kundgetan und die drohenden
Konsequenzen für unser Haus, unsere Mitarbeiter und unsere Patienten
aufgezeigt", sagt Uwe Jansen, Geschäftsführer der Asklepios Klinik
Sankt Augustin. Seitdem gab es - trotz anderer Bekundung - und in
Kenntnis der hohen Dringlichkeit des Themas keine Rückmeldung.

"In Summe müssen wir von einer extremen Ungleichbehandlung und
einer deutlichen Schlechterstellung unserer Klinik durch das Land
Nordrhein-Westfalen sprechen", so Jansen. Denn trotz hervorragender
medizinischer Leistungen werde die bundesweite und international
renommierte Einrichtung seit Jahren vom Land Nordrhein-Westfalen nur
unzureichend mit dringend benötigten Fördermitteln ausgestattet, um
den erheblichen baulichen Sanierungsstau zu beheben. Angesichts
stetig steigender Patientenzahlen, erhöhter Anforderungen an die
Hygiene und steigender Ansprüche der Patienten (Eltern) sind die
Bausubstanz und die räumliche Struktur des Hauses nicht mehr
zeitgemäß - Eltern wollen heute mit ihren Kindern zusammen in einem
Zimmer liegen, so wie im staatlich geförderten neuen
Eltern-Kind-Zentrum der Uniklinik Bonn vorgesehen. Von der Klinik
beim Land Nordrhein-Westfalen beantragte Einmalfördermittel, die die
anderen Bundesländer üblicherweise im Rahmen der dualen Finanzierung
an ihre Plankrankenhäuser fair vergeben, wurden der Asklepios Klinik
Sankt Augustin über die Jahre kontinuierlich verweigert, obwohl diese
Mittel längst überfällig waren. Als das Land dann im Jahr 2008 auf
eine jährliche, pauschale Förderung von Kliniken umstieg und alle bis
dahin aufgelaufenen Finanzierungspläne einfror, war bereits absehbar,
dass die zur Verfügung gestellten jährlichen Summen den erheblichen
baulichen Rückstand nicht beheben und auch eine Vorfinanzierung
größerer baulicher Projekte nicht ermöglichen können. "Die bisherigen
Gespräche mit der lokalen und regionalen Politik gestalteten sich
hier in den vergangenen Jahren für uns unverständlich zunehmend
schwierig. Dabei sind die Bundesländer gesetzlich verpflichtet, die
Investitionskosten der Krankenhäuser zu finanzieren, da diese einen
staatlichen Versorgungsauftrag erfüllen. Auch das Land
Nordrhein-Westfalen kommt dieser Verpflichtung seit Jahren nur
unzureichend nach", sagt Jansen.

In den vergangenen Jahren hat Asklepios bekanntermaßen mehrere
Konzepte zur Verbesserung der angespannten Situation vorgelegt, von
der Komplettsanierung des Altbaus über einen Neubau der
Kinderintensivstation bis zu einem kompletten Krankenhausneubau.
Dabei war und ist Asklepios bereit - über die Übernahme der
kontinuierlichen Defizite, welche die Kinderklinik alljährlich
erwirtschaftet, hinaus - in großem Maße Eigenmittel zur Finanzierung
der Bauvorhaben bereit zu stellen. Die benötigten öffentlichen
Fördermittel zur Kofinanzierung wurden jedoch weder zugesagt noch
jemals in Aussicht gestellt! Stattdessen entstand in unmittelbarer
räumlicher Nähe zur Asklepios Kinderklinik ein mit rd. 350 Millionen
Euro aus Steuermitteln geförderter Neubau der Universitätsklinik Bonn
mit einem großen Eltern-Kind-Zentrum und Herzzentrum mit der
Ausrichtung Kinderherzchirurgie.

Diese universitäre Einrichtung hat dann neue Abteilungen
geschaffen bzw. ist dabei, diese zu schaffen, die zweifellos in
direktem Wettbewerb zur seit vielen Jahren bestehenden Asklepios
Kinderklinik stehen. "Schlimmer noch: Die neue, vom Land mit
öffentlichen Mitteln maximal geförderte universitäre Kinderklinik
wirbt offensiv um Fachpersonal und lockt qualifiziertes
Pflegepersonal und Ärzte von unserer Einrichtung weg. Die
staatlicherseits bezahlten Wechsel- oder Kopfprämien für
Pflegekräfte, so wurde uns zugetragen, betragen zum Teil mehrere
Tausend Euro", sagt Jansen.

Angesichts der aktuellen Situation - dem Wechsel zweier Chefärzte
des Deutschen Kinderherzzentrums sowie einer großen Anzahl an hoch
qualifizierten Pflegekräften zur Kinderklinik der Universitätsklinik
Bonn - ist die Zukunft des Deutschen Kinderherzzentrums ungewiss. Die
Klinik hat kurzfristig Arbeitsgruppen gebildet, um in den kommenden
Wochen mögliche Szenarien für die künftige Aufstellung und die
Sicherung der Leistungsfähigkeit der Kinderklinik zu entwickeln.

Gemeinsam mit allen leitenden Ärzten der Klinik wurde eine
Projektgruppe "Zukunft der Kinderklinik Sankt Augustin" ins Leben
gerufen. Innerhalb dieses Projekts wird die gesamte Struktur der
Klinik auf den Prüfstand gestellt und versucht, tragfähige Konzepte
zur Zukunftssicherung von Sankt Augustin zu finden. Gemeinsam mit dem
Konzern werden die Möglichkeiten einer strategischen
Weiterentwicklung der anderen Abteilungen aus eigener Kraft oder im
Schulterschluss mit der Uniklinik Bonn geprüft.

Mit dieser bestand sogar schon einmal ein Kooperationsentwurf, bei
dem es um den Austausch von Experten und OP-Ressourcen ging, der
jedoch nicht weiterverfolgt wurde, weil die Zusammenarbeit einseitig
zu Lasten der Kinderklinik gegangen wäre. Es war nicht abzusehen,
dass offenbar damals schon Überlegungen zum jetzigen Abwerben ganzer
Teams liefen. Denn der Standort Bonn plante bereits seit mehr als
fünf Jahren den Aufbau des Eltern-Kind-Zentrums.

Das Direktorium führt derzeit zahlreiche Einzelgespräche mit den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich verständlicherweise
Klarheit für ihre berufliche Zukunft wünschen. "Wir freuen uns, dass
viele unserer Mitarbeiter gern am Standort St. Augustin bleiben
möchten. Selbst einige der Kolleginnen und Kollegen, die bereits mit
Hinweis auf ihren Wechsel an die Uniklinik Bonn gekündigt haben,
zeigten Bereitschaft, die Kündigung zurückzuziehen, wenn es ein trag-
und zukunftsfähiges Konzept für ihr jetziges berufliches Zuhause
gibt. Dies mit Hochdruck zu entwickeln, hat bei uns Priorität", sagt
Jansen.

"Und auch die Eltern der betroffenen Kinder liegen uns natürlich
am Herzen, auch mit ihnen und Vertretern des an die Klinik
angebundenen Ronald Mc Donald-Hauses führen wir derzeit Gespräche,
ohne zu unserem Bedauern bisher wirklich Konkretes sagen zu können",
so Jansen. "Natürlich haben wir als Kinderklinik, neben der Medizin
rund um das Herz, Abteilungen wie die Orthopädie, Neurochirurgie,
Onkologie bis hin zur Neonatologie und einige mehr, die mit den
beteiligten Chefärzten und ihren Teams eine Strahlkraft weit über die
Region hinaus haben", so Prof. Dr. Gerd Horneff, Direktor des
Zentrums Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie. "Doch mit dem
Wegfall des Deutschen Kinderherzzentrums gehen 20 Prozent der
stationären Fälle am Standort St. Augustin verloren, die jedoch
gleichzeitig ein Minus von 45 Prozent der stationären Klinikerlöse
ausmachen. Das jährliche Defizit dürfte sich dadurch deutlich
erhöhen", sagt Jansen.

Denn auch wenn das Deutsche Kinderherzzentrum nur ein Fünftel
aller Patienten der Kinderklinik betreut, so ist es doch angesichts
der besonderen Fallschwere der Kinderherzpatienten ein deutlich
größerer wirtschaftlicher Faktor für die Klinik und hat in der
Vergangenheit dazu beigetragen, die wirtschaftlich schwächeren
Abteilungen im Haus mitzufinanzieren. "Vor diesem Hintergrund sind
wir gezwungen, parallel zu den fieberhaften Planungen unserer
Zukunfts-AGs eine weitere Option zu prüfen: In Erwartung deutlich
negativer wirtschaftlicher Ergebnisse wird die Klinik Mittel aus dem
Strukturfonds beantragen, der vom Bund zur Schließung und
Konsolidierung von Klinikabteilungen bereitgestellt werden. Wir
werden auf den Strukturfonds zugehen, damit sich das Land ernsthaft
mit uns über eine Lösung der aktuellen Situation auseinandersetzt",
sagt Jansen.



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