(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Berlin kann ein neues industrielles Zentrum werden, wenn die Politik richtig handelt - Leitartikel von Dominik Bath

Geschrieben am 21-11-2018

Berlin (ots) - Wenig Industrie tut weh. Weil in Berlin deutlich
weniger Erwerbstätige bei gut zahlenden Produktionsbetrieben
angestellt sind, verdienen die Einwohner in der deutschen Hauptstadt
immer noch weniger als Erwerbstätige in vielen anderen Bundesländern.
Die Kluft im Portemonnaie hat dabei auch historische Gründe: Nach dem
Fall der Mauer verlor die Stadt zwei Drittel ihrer industriellen
Arbeitsplätze. Heute sind noch knapp 117.000 Berliner im
verarbeitenden Gewerbe tätig. Deutschlandweit sind zahlreiche
Regionen enteilt.

Doch Berlin hat gute Chancen, den Rückstand aufzuholen. Eine
Studie hat herausgefunden, dass in der deutschen Hauptstadt zuletzt
besonders viele Industrieunternehmen gegründet wurden. Vor allem
Hochschulen und Absolventen haben für den Start des Aufholprozesses
gesorgt. Den Start-ups spielt dabei auch der digitale Wandel in die
Karten, der neue Produktionstechniken ermöglicht hat. Rauchende
Schlote und laute Maschinen waren gestern, heute kommen die
Innovationen aus leisen und materialsparenden 3-D-Druckern. Den
jungen Firmen hat das auch die Tür in die Stadt geöffnet: Ein großer
Teil der Start-ups hat sich in Berlins Zentrum angesiedelt. Nie zuvor
war die Chance größer, industrielle Produktion fest in der Stadt zu
verankern.

Dennoch werden die Anwohner Fragen haben, vielleicht sogar
Vorbehalte gegenüber der neuen Industrie. Der Senat ist gefragt,
Nutzungskonflikte besser als bislang zu moderieren. Berlin hat
bereits heute viele Trümpfe in der Hand, um künftig einen starken
industriellen Kern in der Stadt zu haben: Die Forschungslandschaft
ist reichhaltig, Absolventen der Hochschulen bleiben, und junge
Fachkräfte zieht es nach Berlin. Zudem ist die Stadt bereits Standort
zahlreicher Konzern-Hubs, die jungen Unternehmen helfen können,
Technologien weiterzuentwickeln. Dabei wird entscheidend sein, dass
die gemeinsam entwickelte Technik nicht in den Konzernzentralen zum
Einsatz kommt, sondern eine Produktionseinheit in Berlin aufgebaut
wird, um so die Wertschöpfung in der Region zu halten.

Netzwerke, nicht nur zwischen Start-ups und Konzernen, sondern
auch zwischen etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen
sind ohnehin der Schlüssel für nachhaltigen Erfolg. Das könnte auch
die Politik noch stärker als bislang forcieren. Anknüpfungspunkte
gibt es berlinweit, aber auch in Brandenburg bereits heute in
mehreren Branchen. Zahlreiche Unternehmen sind etwa in den Bereichen
Energietechnik und Mobilität tätig. Diese Stärke muss Berlin nutzen
und Systemlösungen entwickeln, die für andere urbane Räume
interessant sind. Nur dann wird auch Berlins neue Industrie zu einem
Exportschlager.

Der Senat ist am Zug, für diese Entwicklung jede Tür zu öffnen.
Wie gut die Politik vielversprechende Projekte bearbeiten kann, hat
sie zuletzt beim Siemens-Campus gezeigt. Dort könnte die neue
Mischung aus alter und neuer Wirtschaft, Arbeiten und Wohnen,
Mobilität und Energie erstmals Wirklichkeit werden. Doch auch wie
schlecht Berliner Politik wirken kann, war vor einigen Wochen
sichtbar: Der Rückzug des Internetkonzerns Google aus Kreuzberg ist
dafür ein mahnendes Beispiel.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

663978

weitere Artikel:
  • BERLINER MORGENPOST: Hohe Erwartungen - Ulrich Kraetzer über den neuen Berliner Verfassungsschutz-Chef Berlin (ots) - Nun ist sie also komplett, die neue Riege der Chefs der Berliner Sicherheitsbehörden. Nachdem Innensenator Andreas Geisel (SPD) mit Barbara Slowik und Karsten Homrighausen neue Chefs an der Spitze von Polizei und Feuerwehr installiert hat, ist nun auch die Stelle des Leiters der Abteilung für Verfassungsschutz wieder besetzt. Der Neue heißt Michael Fischer, und er verfügt über langjährige Berufserfahrung. Leicht wird er es dennoch nicht haben. Das liegt daran, dass die Hauptstadt eine Hochburg der Islamisten- und mehr...

  • Badische Zeitung: Kompromisse ertragen! / Kommentar zu Merkel/Migrationspakt von Thomas Fricker Freiburg (ots) - (Der Migrationspakt) ... könnte für Merkel zum entscheidenden Stolperstein werden. Angenommen, die CDU lehnt ihn auf ihrem Parteitag ab, wäre es um Merkels Autorität auch als Kanzlerin geschehen. Manche in der Union könnten genau danach trachten. Einstweilen hat Merkel darauf eine Antwort gefunden. Migration sei eine globale Herausforderung, der nur international begegnet werden könne. Wer anderes behaupte, sei kein Patriot, sondern ein Nationalist - genauso ist es. Und deshalb ist der Pakt auch nicht Bedrohung, mehr...

  • Rheinische Post: Wirtschaftsweise lehnen Vorstöße von SPD und Grünen zur Hartz-IV-Reform ab Düsseldorf (ots) - Die Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt und Peter Bofinger haben die Vorstöße von SPD und Grünen zur Reform des Hartz-IV-Systems bis hin zu dessen Abschaffung als kontraproduktiv bezeichnet und scharf kritisiert. "Die Arbeitsmarktreformen der 2000er-Jahre haben dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung ist", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Schmidt, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Jetzt dem Prinzip des ,Förderns und Forderns´ abzuschwören, mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Erwerbslose rutschen immer häufiger in Armut ab Berlin/Saarbrücken (ots) - Arbeitslose in Deutschland drohen nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) immer häufiger in Armut abzurutschen. Im vergangenen Jahr galten bereits weit über zwei Drittel aller Erwerbslosen als armutsgefährdet. Damit hat sich dieser Anteil gegenüber dem Jahr 2000 fast verdoppelt, schreibt das Blatt unter Berufung auf aktuelle Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat, die die Sozialpolitikerin der Linken, Sabine Zimmermann, angefordert hatte. 70,5 Prozent der Arbeitslosen mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Stadt Köln hat datenschutzrechtliche Bedenken gegen Kennzeichen-Kontrolle des Diesel-Fahrverbots - Kritik auch an hohen Kosten Köln (ots) - Die Stadt Köln hat sich ablehnend zum Plan der Bundesregierung geäußert, ein Diesel-Fahrverbot durch automatische Kennzeichen-Kontrolle zu überwachen. Verkehrsdezernentin Andrea Blome sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe), die Stadt habe "datenschutzrechtliche Bedenken bei der Einführung eines videogestützten Systems, das neben den Kennzeichen auch Gesichter der Fahrer aufzeichnet". Da die Fahrverbote nur vorübergehend gelten würden, sehe die Stadt auch die "mit solch einer technischen Lösung verbundenen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht