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Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler im Interview: "Für die Kombination von Sport und Studium muss man sich manchmal fast entschuldigen" / Wahl zum "Sport-Stipendiat des Jahres"

Geschrieben am 24-07-2018

Frankfurt am Main (ots) - Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler
geht bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin als einer
der Top-Favoriten an den Start. Am Herzen liegt dem 26-Jährigen aber
auch das Thema Duale Karriere. Röhler, aktuell im MBA-Studiengang
"Strategy, Management and Marketing" eingeschrieben, hat es sich zur
Aufgabe gemacht, auf internationaler Ebene für die Kombination aus
Leistungssport und Ausbildung zu werben. Aktuell steht er zur Wahl
zum "Sport-Stipendiat des Jahres" der Deutschen Sporthilfe.

(Hinweis: rechtefreies Fotomaterial zum Download:
https://bit.ly/2zXx9Yg)

Deutsche Sporthilfe: Thomas, 2008 bist Du im Berliner
Olympiastadion noch als Dreispringer um die deutsche
U18-Meisterschaft gesprungen. Nun kehrst Du als
Speerwurf-Olympiasieger von Rio 2016 in die Hauptstadt zurück.
Hättest Du Dir das vor zehn Jahren träumen lassen?

Thomas Röhler: Ganz ehrlich: Vor zehn Jahren habe ich nicht so
weit gedacht. Der Sport hat mir damals in erster Linie Freude
bereitet und war ein Stück weit auch Mittel zum Zweck, um das sehr
gute Sportgymnasium in Jena besuchen zu können. Dreisprung war nie
meine Leidenschaft - ich habe es zwar gerne gemacht, aber gebrannt
habe ich immer fürs Werfen. Das hat sich dann extrem positiv
entwickelt, aber planbar ist der Leistungssport in diesem Sinne
nicht.

Extrem positiv trifft es ganz gut: Als Dritter der ewigen
Weltbestenliste bist Du einer der Mitfavoriten bei der Heim-EM im
August. Mit welchem Ziel fährst Du nach Berlin?

Das Ziel ist definitiv eine Medaille. Ich sage auch bewusst, dass
ich in Berlin Gold gewinnen möchte, denn das ist meine sportliche
Herangehensweise an jeden Wettkampf. Ich will immer um den Sieg
mitkämpfen - auch, weil ich bislang verletzungsfrei durch die Saison
gekommen bin.

Nicht wenige erwarten sogar einen deutschen Dreifachsieg, weil die
nationale Elite mit Dir, Johannes Vetter und Andreas Hofmann die
Weltspitze dominiert. Wieso sind die deutschen Speerwerfer so stark?

Wir verstehen, wie individuell unsere Sportart ist - die Athleten,
aber auch die Trainer. Es war ein mittlerweile fast vierjähriger
Prozess, in denen sich das Coaching-Team strukturell verändert und
untereinander ausgetauscht hat. Wir trainieren ja nicht an einem
Standort, sondern individuell mit unseren Heimtrainern, können über
den Bundestrainer als Koordinator gewissermaßen auf das "Cloudwissen"
zugreifen. Hinzu kommt die Wettkampfsituation: Wir können gut
miteinander, sind in einem ähnlichen Alter und kommen im Training und
bei Wettkämpfen nicht aneinander vorbei. Die ständige Konfrontation
mit den Besten der Welt ist natürlich für alle sehr positiv.

Die Aufmerksamkeit durch die Medien und die Öffentlichkeit ist
immens - gerade bei einer Heim-EM. Wie gehst Du mit dieser speziellen
Situation um, in Berlin abliefern zu müssen?

Diesen Druck negiert man als Sportler lange, aber im Nachhinein
betrachtet spürt ihn jeder. Natürlich ist diese Erwartungshaltung von
außen da - und die eigene, die meistens noch viel höher ist.
Inzwischen habe ich einen Weg gefunden, daraus sogar meine Motivation
zu ziehen. Ich rede mir nicht ein, dass es keinen Druck gibt. Mein
Geheimrezept ist es, immer so simpel und ehrlich wie möglich zu
denken.

Das hat Dich nicht nur zu einem der besten Speerwerfer der Welt
gemacht, Du bist auch Athletensprecher im Leichtathletik-Weltverband,
Mit-Organisator eines Leichtathletik-Meetings und trainierst
Nachwuchs-Athleten. Wie bleibt Dir da noch Zeit für das Studium?

Manchmal ist mir das selbst ein Rätsel. Wer den Tag mit mir lebt,
wird feststellen, dass alles gut machbar ist - sofern man einen Plan
hat und einen Trainer, der das Gesamtkonstrukt unterstützt. Ebenso
wichtig ist der Support des Umfelds und der Familie. Nur so macht
diese Herausforderung Spaß. Aber klar, natürlich macht man auch
Abstriche bei der Freizeit.

Wie wichtig ist für Dich der mentale Ausgleich durch das Studium?

Er wird immer wichtiger. Anfangs diente das Studium vor allem zur
Karrieresicherung. Ich wollte mir damit ein Sicherheitsnetz schaffen,
das es mir ermöglicht, im Sport höhere Risiken einzugehen.
Speerwerfen ist eine risikoreiche Sportart, bei der jeden Tag
Feierabend sein kann. Deswegen war es mir immer so wichtig, die viel
zitierte Duale Karriere zu leben. Mittlerweile habe ich aber
verstanden - und mein Trainer ist da auch bei den jungen Athleten
ebenfalls hinterher - dass man nicht 24 Stunden, sieben Tage die
Woche ans Speerwerfen denken soll. Es ist wichtig, dass sich der Kopf
auch in andere Richtungen bewegt.

Nach dem Bachelor folgt nun der Master. Wieso hast Du Dich
entschieden, weiterhin den schwierigen Spagat zwischen Uni und
Leistungssport zu betreiben?

Ähnlich wie im Sport war mein Gedanke: Das kann noch nicht alles
gewesen sein. Ab dem vierten Semester habe ich das Studium stark zum
persönlichen Wissenserwerb gelebt und bin weniger dem
Pflichtmusterstudienplan gefolgt. Damit wollte ich noch nicht
aufhören.

Inwieweit hilft Dir dabei das Deutsche Bank Sport-Stipendium?

Es gibt mir Sicherheit. Der Sport lebt von Unsicherheiten, viele
Sportler finanzieren sich über Wettkampfeinnahmen, die natürlich
direkt mit den Leistungen zusammenhängen. Aber wenn sich ein
Leistungssportler weiterentwickeln will, dann basiert das immer auf
Langfristigkeit. Das Stipendium hilft mir, weil es eine nachhaltige
und wiederkehrende Unterstützung ist, die nicht einhundertprozentig
von meiner sportlichen Leistung in diesem einen Moment abhängt.

Hast Du den Eindruck, die Leistung und Anstrengung der Athleten,
die eine Duale Karriere verfolgen, werden in der Öffentlichkeit
ausreichend gewürdigt?

Viele haben einen verzerrten Eindruck von der finanziellen
Situation der Athleten in unserem Land. Häufig höre ich den Satz: "Du
bist doch Sportler, Du müsstest doch überhaupt nicht studieren." Wenn
ich dann erwidere, dass ich später ja von irgendetwas leben muss,
bekommen viele Leute einen Riesenschreck. Vor allem in meiner
ostdeutschen Heimat, wo herausragende Sportler zu DDR-Zeiten
finanziell gut abgesichert waren, muss man viel erklären und sich
fast schon dafür entschuldigen.

Siehst Du Dich hier als eine Art "Role Model" oder verfolgst Du
gar eine Mission?

Es sind zwei völlig unterschiedliche Missionen: Die jungen
Sportler muss man schützen, ihnen erklären, dass sie die
Notwendigkeit einer Dualen Karriere möglichst früh verstehen. Spricht
man mit Unternehmen und Persönlichkeiten, sollte man vielleicht das
gemeinsame Ziel haben, dass es wirklich genügt, "nur" Sportler zu
sein. Jeder weiß um die finanzielle Schere zwischen Olympischem Sport
und manchen exponierten Sportarten. Das ist eher ein
gesellschaftlicher Kampf, den Wirtschaftskreislauf ein wenig
umzuverteilen.

Nun warst Du 2008 als Dreispringer in Berlin, 2018 als Speerwerfer
- was macht Thomas Röhler 2028?

Da müssen wir mal gucken, was dann im Berliner Olympiastadion
stattfindet (lacht). Mein sportlicher Planungshorizont geht nicht bis
zum Jahr 2028, auch wenn Speerwerfer nicht selten noch mit grauen
Haaren aktiv sind. Auf jeden Fall werde ich dem Sport erhalten
bleiben und auch das Wissen, das ich aktuell erlange, nicht an den
Nagel hängen. Ich glaube, es gibt viel Gutes zu tun in unserem
Sportsystem und da würde ich gerne helfen.

Steckbrief Thomas Röhler (* 30. September 1991 in Jena)
Sportart: Speerwurf
Wohnort: Jena
Verein: LC Jena
Größte Erfolge: Olympiasieger 2016
zweimal WM-Vierter (2015 und 2017)
Dritter der ewigen Weltbestenliste (93,90 m)
Studium: Bachelor Sport- und Wirtschaftswissenschaften
Master of Business Administration / Strategy, Management
and Marketing
Universität: Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung
studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell
profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das
mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird.
Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der
Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres zusätzlich herausgestellt und
gewürdigt werden. Der Preisträger erhält für 18 Monate von der
Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro
Monat. Die weiteren vier Finalisten erhalten für den gleichen
Zeitraum eine Zusatzförderung in Höhe von 200 Euro pro Monat.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Malte Jakschik
(Rudern/Maschinenbau), Clara Klug (Para Biathlon/Computerlinguistik),
Thomas Röhler (Speerwurf/Strategy, Management and Marketing), Anna
Schaffelhuber (Para Ski alpin/Lehramt) und Richard Schmidt
(Fechten/Jura). Bis zum 19. August 2018 kann jeder unter
www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Theresa Stoll,
Europameisterschafts-Zweite im Judo und Studentin der Humanmedizin,
wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Reise
für zwei Personen zum Sporthilfe Club der Besten verlost.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Abdruck honorarfrei. Quelle: Deutsche Sporthilfe

Wir bieten kosten- und rechtefreies Video- und Foto-Material an:

- einen sendefertig geschnittenen und vertonten Video-Beitrag, der
die fünf Finalisten sowohl als Sportler als auch als Student
vorstellt. Wir zeigen spektakuläre Einblicke in die
Trainingsarbeit und schauen beim Studium über die Schulter.
- Zum Download: https://vimeo.com/281276461
- Zum Embedden aus dem Sporthilfe YouTube-Kanal:
https://youtu.be/PgTMBdAz1Ro

- Rechtefreies Fotomaterial steht zum Download auf der Homepage
der Deutschen Sporthilfe bereit: https://bit.ly/2zXx9Yg



Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Fabian Müller
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 - 514
Fax: 069/67803 - 599
E-Mail: Fabian.Mueller@Sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.sportstipendiat.de

Original-Content von: Stiftung Deutsche Sporthilfe, übermittelt durch news aktuell


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