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exklusiv: ARD-Kontraste: Gestohlene Krebsmedikamente aus Griechenland - Widersprüchliche Aussagen des Brandenburger Gesundheitsministeriums / CDU-Gesundheitspolitiker Nowka fordert Aufklärung

Geschrieben am 16-07-2018

Berlin (ots) - Nach der Kontraste-Berichterstattung über in
Griechenland gestohlene und in Deutschland in den Handel gebrachte
Krebsmedikamente verwickelt sich das für die Arzneimittelaufsicht
zuständige Gesundheitsministerium in Brandenburg in Widersprüche. Das
Ministerium hatte erklärt, erst durch die Anfrage des
ARD-Politikmagazins Kontraste in der vergangenen Woche erfahren zu
haben, dass es sich um gestohlene Medikamente handelt. Es hätten
vorher keine Hinweise vorgelegen, "...dass mit Arzneimitteln, die
Gegenstand von Straftaten geworden sind oder die in ihrer Qualität
beeinträchtigt sind, gehandelt wurde", so das Ministerium. Kontraste
liegt jedoch ein E-Mail-Verkehr zwischen der griechischen
Arzneimittelbehörde EOF und dem Brandenburger Landesamt für
Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) vor. Daraus
ergibt sich, dass die griechische Behörde bereits am 27. März 2017
darauf hingewiesen hatte, dass die fraglichen Medikamente nur für den
Krankenhausgebrauch vorgesehen waren und nicht in Umlauf hätten
gebracht werden dürfen. "Es ist ein Indikator, dass diese Produkte
illegal aus dem Krankenhaus entnommen worden sind", schrieb die
griechische Behörde an das LAVG.

Zudem hatte die zuständige Staatsanwaltschaft in Potsdam die Firma
Lunapharm, über die die Medikamente gehandelt worden waren, bereits
im November 2017 im Rahmen von Ermittlungen wegen Hehlerei und
Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz durchsucht. Kontraste hatte am
vergangenen Donnerstag berichtet, dass in Griechenland von 2013 bis
Anfang 2017 teure Krebsmedikamente aus Krankenhausapotheken gestohlen
und durch ein international tätiges kriminelles Netzwerk illegal nach
Deutschland exportiert wurden. Darunter sind sensible
Krebsmedikamente, die durchgehend ordnungsgemäß gelagert, gekühlt und
transportiert werden müssen. Wird das unterlassen, können die
Medikamente ihre Wirkung teilweise oder ganz verlieren. Dies hätte
für die Behandlung von Krebspatienten gravierende Folgen. Die
griechische Polizei sagte hierzu in einer Pressekonferenz Anfang Mai
2018: "Die Räumlichkeiten, in denen die Medikamente beschlagnahmt
wurden, waren ungeeignet, sodass diese Medikamente gefährlich für die
öffentliche Gesundheit sind." Es gibt noch weitere Ungereimtheiten.
Gegenüber dem ARD-Politikmagazin Kontraste hatte das Brandenburger
Gesundheitsministerium zudem erklärt, das LAVG habe im Rahmen einer
Kontrolle bei dem unter Verdacht stehenden Pharmagroßhändler
Lunapharm eine unangemeldete Stichprobe der Medikamente genommen.
Nach Recherchen von Kontraste wurde die Stichprobe jedoch nicht
unangemeldet durchgeführt. Kontraste liegen E-Mails vor, die belegen,
dass die Probenentnahme mit Ankündigung erfolgte und auch nur
sogenannte Rückstellmuster umfasste.

Für den renommierten Pharmakologen Prof. Dr. Bernd Mühlbauer
reicht das nicht aus. Er sieht darin eine Pflichtverletzung seitens
der Behörde. "Bei Verdacht auf Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz
muss die Überwachungsbehörde unverzüglich und mit allen
kriminaltechnischen Mitteln vorgehen, um Schaden für Leib und Leben
der Patienten abzuwenden. Eine vorher angekündigte Untersuchung eines
Rückstellungsmusters ist dann keineswegs ausreichend, da hierdurch
nicht festgestellt werden kann, was letztlich an die Kliniken und
Praxen für ihre Patientinnen und Patienten ausgeliefert wurde. Ein
Unterlassen der erforderlichen Maßnahmen verletzt die staatliche
Fürsorgepflicht, auf die sich Ärzte, Apotheker sowie die von ihnen
betreuten Patientinnen und Patienten vorbehaltslos verlassen können
müssen."

Auch Raik Nowka, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU im
Brandenburger Landtag, übt Kritik. "Die Gesundheitsministerin trägt
die Verantwortung für die gesundheitliche Unversehrtheit der
Brandenburger, daran muss sie sich messen lassen und dementsprechend
muss sie handeln. Ich erwarte von Ministerin Golze, dass sie die
Öffentlichkeit vollumfänglich darüber aufklärt, wer wann über was
informiert war und ob Patienten durch die illegalen Medikamente in
Gefahr gebracht wurden."



Pressekontakt:
Rundfunk Berlin-Brandenburg
Kontraste
Das Magazin aus Berlin
Telefon: +49 30 97993 22800
Telefax: +49 30 97993 22809
kontraste@rbb-online.de
http://www.rbb-online.de/kontraste/

Original-Content von: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), übermittelt durch news aktuell


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