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Allg. Zeitung Mainz: Wie beim HSV / Kommentar zu SPD / Von Reinhard Breidenbach

Geschrieben am 04-03-2018

Mainz (ots) - Nicht, weil der Interimschef Olaf Scholz aus Hamburg
kommt; aber manchmal erinnert die SPD an den HSV. Eine überaus
ruhmreiche Tradition, seit 130, 150 Jahren. Nicht wegzudenken aus dem
genetischen Code Deutschlands. Viele ruhmreiche Taten. Unsterbliche
Galionsfiguren. Uwe Seeler. Willy Brandt. Aber das ist halt schon ein
paar Jahre her. Derzeit kämpfen beide, die SPD und der HSV, gegen den
Abstieg. Beide haben ihre Chance. Die SPD seit diesem Sonntag umso
mehr, als sich das Resultat des Mitgliederentscheids wahrhaftig sehen
lassen kann: eine Zweidrittelmehrheit bei einer Wahlbeteiligung von
fast 80 Prozent. Wenn das keine lebendige Demokratie ist, die ewigen
Nörglern und Propheten der Parteienverdrossenheit die Rote Karte
zeigt! Wenn das keine Legitimation ist, in eine Koalition zu gehen
und das Land anständig zu regieren! Wenn das - und auch dies ist
ungemein wichtig - nicht auch ein Ergebnis ist, bei dem diejenigen,
die mit "Nein" votiert haben, absolut ihr Gesicht gewahrt haben und
bereit sein sollten zur Mitarbeit! Bei beiden, bei der SPD wie beim
HSV, war es manchmal so, dass sie kein Glück hatten, und dann kam
auch noch Pech dazu. Beide haben aber auch "individuelle Fehler"
gemacht, wie das im Fußball heißt, dumme Fehler, die sie künftig
vermeiden müssen. Etwa den, zu glauben, man sei unabsteigbar. Die SPD
zum Beispiel auch den, dass sich ihr Vorsitzender Schulz im Frühjahr
2017 von der NRW-SPD-Chefin Hannelore Kraft quasi ein Hausverbot für
deren Landtagswahlkampf verpassen ließ. Ein Unding. Und so, wie der
HSV die Kapriolen des Mäzens Kühne (nicht Kühnert!) schluckt, nahm
die SPD das Irrlichtern Sigmar Gabriels zu lange in Demut hin. Ganz
schwach war die SPD bislang, wenn es galt, auf Ergebnis zu spielen:
unschön für die Fans, aber effizient. Beispiel: Noch heute schämen
sich Teile der SPD für Schröders Agenda 2010. Die aber hat
Deutschland ab 2003 wirtschaftlich, mit Verlaub: den Hintern
gerettet. Existenziell am wichtigsten ist für die SPD letztlich
folgende Frage: Wohin geht es inhaltlich, wo ist unsere Identität?
Links sind die Räume eng, da gibt es Grüne und Linkspartei. In der
Mitte macht sich die Merkel-CDU breit und weicht auch gerne mal auf
Halblinks aus. Klar ist: Mit Opas Umverteilungspolitik à la
Bürgerversicherung wird die SPD keine Punkte holen, eine
Quasi-Bürgerversicherung richtet in Großbritannien gerade
Katastrophen im Gesundheitswesen an. Die SPD muss es vielmehr
schaffen, in der Sozialpolitik unideologisch und intelligent zu
kämpfen, mit genialen Pässen aus der Tiefe des Raums, notfalls aber
auch mal mit harter Manndeckung. Dann kann sie das Abstiegsgespenst
vertreiben.



Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell


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