(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Gewerkschaft trifft einen Nerv / In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, ist die Forderung nach mehr Einkommen für die unteren E

Geschrieben am 26-02-2018

Regensburg (ots) - Sechs Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von
zwölf Monaten - mit dieser Forderung ging die Gewerkschaft Verdi
bereits 2016 in die Tarifverhandlungen für die rund 2,3 Millionen
Beschäftigten von Bund und Kommunen. Damals einigte man sich
schließlich auf ein Plus von 4,75 Prozent in zwei Stufen bei einer
Laufzeit von zwei Jahren. Diesmal könnten die Verhandlungen noch
zäher werden - Warnstreiks inklusive. Denn Verdi will als soziale
Komponente eine Mindesterhöhung um 200 Euro pro Monat erreichen.
Davon würden vor allem die unteren Entgeltgruppen profitieren.
Während die Arbeitgeberseite diese Forderung unter anderem mit dem
Hinweis auf verschuldete Kommunen als unbezahlbar ablehnt, trifft die
Gewerkschaft damit einen Nerv. In einer Zeit, in der die Schere
zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und vielen
Menschen Altersarmut droht, ist es wichtig, dass sich Gewerkschaften
besonders für die unteren Einkommensgruppen einsetzen. Der Staat als
Arbeitgeber sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen. Kaum jemand
würde bestreiten, dass etwa Krankenpfleger und Erzieherinnen für die
wichtige Arbeit, die sie leisten, bislang deutlich zu wenig Geld
verdienen. Auch im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD ist
festgeschrieben, dass Pflegekräfte künftig besser bezahlt werden
sollen. Eine höhere Vergütung soll die Berufe attraktiver machen -
denn bereits heute fehlen vielerorts Fachkräfte in diesen Bereichen.
Mehr Gehalt könnte zudem mehr Männer in den Erzieherberuf locken, der
bislang fast ausschließlich eine Frauendomäne ist. Allerdings werden
auch nicht alle Pflegekräfte von einer Einigung profitieren: Für
Krankenhäuser oder Seniorenheime in privater oder kirchlicher
Trägerschaft gelten die Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst
nicht. Während die Gewerkschaft ihre Forderungen angesichts der
brummenden Wirtschaft und der sprudelnden Steuereinnahmen für
gerechtfertigt hält, droht die Arbeitgeberseite mit dem
Schreckgespenst Stellenabbau im öffentlichen Dienst. Tatsache ist,
dass es bei den aktuellen Tarifverhandlungen angesichts der großen
Zahl an Beschäftigten um Mehrkosten in Milliardenhöhe geht. Tatsache
ist aber auch, dass schon jetzt Fachkräfte händeringend gesucht
werden. Nach Einschätzung des Beamtenbundes dbb von Anfang Januar
2018 fehlen im öffentlichen Dienst derzeit mehr als 185 000
Mitarbeiter, davon allein 130 000 Erzieher. Auch an den Schulen (32
000), bei den Landespolizeien (8000), der Bundespolizei (500) und den
Feuerwehren (4000) gibt es demnach erhebliche Lücken. Zudem sind
Akademiker wie Informatiker und Bauingenieure gesucht. In der freien
Wirtschaft lässt sich einfach mehr verdienen. Und auch das Argument,
dass der öffentliche Dienst zwar weniger Geld, dafür aber mehr
Sicherheit biete, gilt nicht mehr: Längst sind auch hier immer mehr
Arbeitsverhältnisse befristet. Um als Arbeitgeber attraktiv zu
bleiben, müssen Bund und Kommunen ihren Mitarbeitern künftig mehr
Geld bezahlen - gerade in den unteren Einkommensgruppen. Der Deutsche
Städtetag äußerte zwar Verständnis für die Wünsche der Beschäftigten
nach einer Lohnsteigerung, verwies aber zugleich auf die schlechte
Kassenlage vieler Kommunen. Daran könnte aber eine neue
Bundesregierung etwas ändern, indem sie die Städte und Gemeinden
künftig mehr unterstützt - etwa, indem sie einen höheren Anteil an
der Umsatzsteuer erhalten. Inwieweit sich Verdi mit seinen
Forderungen durchsetzen kann, wird sich zeigen. Die Gewerkschaft wird
sicher wie im Frühjahr 2016 auf Warnstreiks setzen. Damals blieben
Kitas geschlossen, Mülltonnen wurden nicht geleert und an mehreren
deutschen Flughäfen fielen Flüge aus. Eine rasche Einigung wäre im
Sinne aller Bürger wünschenswert.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

627517

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Einkaufswagen auf Abwegen Die Rechnung zahlen wir alle Andrea Sahlmen Bielefeld (ots) - Einkaufswagen auf Abwegen Die Rechnung zahlen wir alle Andrea Sahlmen Jedes Jahr gehen 100.000 Einkaufswagen verloren. Die Frage, was mit ihnen passiert, ist schnell beantwortet. Fast immer landen sie in der Natur, werden in Parks entsorgt. Kaum jemand, der dafür verantwortlich ist, macht sich Gedanken darüber, was das bedeutet und wie schädlich dieser Müll für Flüsse, Wälder und uns Menschen ist. Wenn jeder seinen Einkaufswagen wieder zurück bringen würde, gäbe es diese Problematik überhaupt nicht. Und es würde mehr...

  • Allgemeine Zeitung Mainz: Verpflichtet / Allgemeine Zeitung Mainz zum öffentlichen Dienst Mainz (ots) - In Krisenzeiten müssen Arbeitnehmer ihren Anteil leisten und zu Verzicht bereit sein. So hieß es - zur Erinnerung - vor zehn Jahren in der Finanzkrise. Dass die Arbeitnehmer jetzt in den guten Jahren ebenfalls ihren Anteil verlangen, ist da nur folgerichtig. Soweit zur allgemeinen Situation, die für alle Branchen gilt. Die Situation im öffentlichen Dienst hingegen ist noch einmal speziell. Zum einen, weil dieser eine Vorbildfunktion für Verhandlungen in anderen Branchen hat. Erhalten die Angestellten des Staates mehr mehr...

  • Goodix gibt auf dem MWC2018 den Erwerb des deutschen Unternehmens CommSolid und den Eintritt in den wachsenden NB-IoT-Markt bekannt Barcelona, Spanien (ots/PRNewswire) - Goodix Technology (A-Share: 603160), ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Biometrie- und Human-Interface-Technologie, hat auf dem Mobile World Congress (MWC) 2018 den Erwerb von CommSolid, einem führenden Technologieunternehmen im Markt für IP-Lösungen für den Mobilfunk bekannt gegeben. Mithilfe der extrem energiesparenden Basisbandlösungen von CommSolid und dem Design- und Entwicklungszentrum für RF-Chips von Goodix in Kalifornien kann Goodix die Entwicklung und Differenzierung mehr...

  • NTT entwickelt optische Zugangstechnologie mit geringer Latenzzeit zur Anwendung im mobilen 5G-System Tokio (ots/PRNewswire) - - Effiziente Unterbringung und Betrieb von Basisstationen erreicht - Die Nippon Telegraph and Telephone Corporation (NTT) hat eine optische Zugangstechnologie mit geringer Latenzzeit entwickelt, die dazu beiträgt, die Anzahl der optischen Fasern zu reduzieren, die zur Aufnahme von Basisstationen erforderlich sind, insbesondere für den Zeitraum, in der die fünfte und nachfolgende Generation mobiler Systeme eingeführt werden. NTT hat zudem einen Machbarkeitstest durchgeführt, bei dem das optische mehr...

  • Hexaware startet seine integrierte bevölkerungsbezogene Gesundheitsplattform CarrotCube in der Salesforce Health-Cloud Mumbai, Indien (ots/PRNewswire) - Hexaware Technologies Ltd., der durch rasantes Wachstum und Automation definierte Anbieter der nächsten Generation von IT-, BPO- und Beratungsdiensten, gab heute den Start seiner integrierten bevölkerungsbezogenen Gesundheitsmanagement-Lösung CarrotCube (http://www.carrotcube.com) bekannt, die sich in der Salesforce Health Cloud befindet. Vorgestellt wird die integrierte Lösung, die die vereinheitlichte Patientenansicht, nachweisliche Versorgungsmanagement-, Risikostratifikations- und Qualitätsanalysekapazitäten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht