(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Beitrittsstrategie für Balkanländer Neuer Konflikt für die EU Christian Kerl, Brüssel

Geschrieben am 05-02-2018

Bielefeld (ots) - Es ist noch kein Versprechen, aber doch eine
unerwartet klare Ansage: Schon in sieben Jahren könnte die
Europäische Union eine neue Erweiterungswelle beginnen und zunächst
die Balkanländer Serbien und Montenegro aufnehmen. Zwar verbindet die
Kommission die Offerte, die heute offiziell gemacht werden soll, mit
einem langen Aufgabenkatalog in Sachen Rechtsstaatlichkeit,
politischer und wirtschaftlicher Reformen. Aber die Tür wird weit
geöffnet. Doch der neue Schwung täuscht: Der rasche Beitritt von
Serbien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Kosovo und
Bosnien-Herzegowina ist intern heftig umstritten. Noch wird die
öffentliche Kontroverse vermieden, aber die Union treibt auf einen
Konflikt um ihre künftige Ausrichtung zu. Nachbarn des Westbalkan -
Bulgarien, Rumänien, Ungarn - kann die Erweiterung nicht schnell
genug gehen. In vielen westeuropäischen Hauptstädten gibt es indes
deutliche Vorbehalte. Auch in Berlin werden hinter den Kulissen
Bedenken geäußert. Zu zögerlich gingen die Reformen in den
betroffenen Ländern voran, heißt es. Die großen EU-Staaten wollen
nach dem Brexit lieber erst das gemeinsame europäische Haus
renovieren, statt sich neue Problemkinder hereinzuholen. Schließlich
waren die Erfahrungen mit der letzten Ost-Erweiterung - vorsichtig
ausgedrückt - durchwachsen. Zudem haben die Balkanländer
untereinander zahlreiche Streitigkeiten, die in die EU hineingetragen
würden: Serbien ist nicht bereit, normale Beziehungen zum Kosovo
aufzubauen, Mazedonien liefert sich mit EU-Mitglied Griechenland
einen Namensstreit, in Bosnien-Herzegowina befehden sich Serben,
Kroaten und Bosniaken weiter, auch zwischen Serbien und Kroatien,
Montenegro und Kosovo, Albanien und Griechenland gibt es
Klärungsbedarf. Sorgen macht auch eine neue Welle nationalistischer
Rhetorik vor allem in Serbien. Gleichzeitig hat die EU großes
Interesse daran, den Balkan näher an sich zu binden. Denn vor allem
Russland, aber auch China und die Türkei versuchen derzeit, ihren
Einfluss dort auszudehnen. Serbien unterhält bereits enge Beziehungen
zu Russland, auch militärisch. Wie das mit einer EU-Mitgliedschaft
vereinbar wäre, ist unklar. Noch drängender ist für die
Beitrittsbefürworter zu verhindern, dass der Balkan abdriftet und
innere Konflikte wieder auflodern. Aber ist die EU-Mitgliedschaft
dafür das richtige Instrument? Durchaus möglich, dass die Offerte nur
neue Enttäuschungen produziert.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

624724

weitere Artikel:
  • Das Erste, Dienstag, 6. Februar 2018, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) -   Die politischen Gäste in Berlin stehen leider noch nicht alle fest, es entscheidet sich erst im Laufe des Abends bzw. in der Nacht, wer bei Christiane Meier zu Gast ist.       6.05 Uhr, Gast: nnb, Thema: GroKo   7.05 Uhr, Gast: nnb, Thema: GroKo   7.20 Uhr, Holger Münch, Präsident Bundeskriminalamt, Thema: Cybercrime   8.05 Uhr, Carsten Schneider, parlamentarischer Geschäftsführer SPD-Fraktion, Thema: GroKo   8.35 Uhr, Gast: nnb, Thema: GroKo   Pressekontakt: Kontakt: WDR Presse mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Eine Frage der Ehrlichkeit - Kommentar zu Marihuana Ravensburg (ots) - Die Diskussion um die Legalisierung von Marihuana bleibt auch nach dem Vorstoß des Kriminalbeamtenbundes eine Phantomdebatte. Denn an einem Verbot festzuhalten bedeutet zu glauben, dass ein solches irgendwie positiv wirkt. Die praktischen Erfahrungen - nicht von irgendwem, sondern von Zigtausend Polizisten - beweisen aber das Gegenteil. Es ist unrealistisch zu glauben, dass das Festhalten an einem Verbot, das millionenfach wie selbstverständlich ignoriert und auch heute schon oft selbst beim Ertapptwerden völlig mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Auf dem Rücken der Tiroler - Leitartikel zu Brennerroute Ravensburg (ots) - Anlieger an der Brennerroute zu sein, hat etwas mit Masochismus zu tun: Tag für Tag lässt man sich von immer mehr Verkehr quälen. Keine alpine Verkehrsroute ist mehr frequentiert. Bizarr dabei erscheint, dass diese Feststellung auch schon seit Jahrzehnten gilt. Zu einer entscheidenden Entlastung der Menschen entlang der Strecke ist es aber nicht gekommen. Auch der Brenner-Gipfel von Montagnachmittag verspricht keine rasche Abhilfe. Da kann Tirols Landeshauptmann Günther Platter noch so viel Druck machen. mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Defiziten im Rettungsdienst in Baden-Württemberg Stuttgart (ots) - Wann immer sich Innenminister Thomas Strobl zum Thema Notfallrettung äußert, darf ein Satz nicht fehlen: "Der Rettungsdienst in Baden-Württemberg ist gut aufgestellt." Fragt man Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, Notärzte, Experten und manchen Oppositionspolitiker, klingt das ganz anders. Auch die Grünen haben das Problem erkannt, und zwar schon 2010. Damals erklärten sie vollmundig, sie seien besorgt über die Lage und strebten eine grundlegende Änderung der Strukturen im Land an - gleich in der nächsten Legislaturperiode. mehr...

  • Rheinische Post: Klöckner verteidigt geplanten Abschuss von Wölfen: Die Sicherheit der Menschen hat oberste Priorität Düsseldorf (ots) - Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hat die von den Unterhändlern für eine große Koalition geplanten Maßnahmen zum Abschuss von Wölfen in Deutschland verteidigt. "Im Umgang mit dem Wolf hat die Sicherheit der Menschen oberste Priorität", sagte Klöckner der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). "Wir wollen, dass Wölfe, die Weidezäune überwunden haben oder für den Menschen gefährlich werden, entnommen werden." Damit meint die CDU-Politikerin die Tötung der Tiere. Der Bund mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht