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Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Dopingsperren-Urteil

Geschrieben am 01-02-2018

Bielefeld (ots) - Natürlich musste sich der oberste Sportfan
Russlands an so einem Freudentag äußern. »Das bestätigt unsere
Position, dass die überwältigende Mehrheit unserer Athleten sauber
ist«, meinte Wladimir Putin zum Urteil des Internationalen
Sportgerichtshofs. Das ist, wie so vieles andere, was der Präsident
von sich gibt, natürlich Unfug. Denn festgestellt haben die Richter
in Lausanne nur folgendes: Die Beweise, die vorgelegt wurden,
reichten nicht, um die individuelle Schuld der klagenden Sportler des
größten Dopingskandals seit 1990 zu belegen. Nicht mehr, nicht
weniger. Und auch wenn es schwerfällt: Auch für Sportler gelten
zentrale Grundsätze der Rechtssprechung. Das Schlimme an dem Urteil
ist, dass erneut das Internationale Olympische Komitee wie ein
Dilettant dasteht. Aber nicht nur das IOC - auch die
Weltantidopingagentur um ihren Chefermittler Richard McLaren hat eine
denkbar schlechte Figur abgegeben. Hurra, wir haben einen
Whistleblower, dem glauben wir jetzt mal, schien das Motto der
Ermittlungen gewesen zu sein. Oder wie es der Anwalt des russischen
Skilangläufers Alexander Legkow, der Bochumer Christof Wieschemann,
sagte: »Die Verantwortlichen des IOC haben ihnen seit langem
vorliegende Erkenntnisse, die wichtige Teile der Angaben von Dr.
Grigori Rodschenkow greifbar widerlegen, nie gewürdigt.« Für
Menschen, die sich intensiver mit dem Thema Doping und seiner
Bekämpfung beschäftigen, stellt sich immer mehr die Frage: Wann
endlich ist es so weit, dass Politik, Sport und Justiz einen weltweit
einheitlichen Weg finden, rechtsfest gegen die chemische Manipulation
von körperlichen Höchstleistungen vorzugehen? Wann endlich werden die
Täter, seien sie Sportler, Trainer, Mediziner, Politiker, so
bestraft, dass es eine nachhaltige Wirkung hat - ohne dass die Täter
schlechter gestellt werden als andere Menschen, die in ihrem
Arbeitsbereich gegen Regeln verstoßen haben? Seit 50 Jahren gelten
die Olympischen Spiele als dopingverseucht. Eigentlich genügend Zeit,
um zu handeln. Doch so richtig wollte eben keiner ran an das Thema.
Schließlich wurden die Athleten besser, die Trainer besser bezahlt,
die Mediziner sonnten sich im Glanz der Medaillen ihrer
Steroid-Kreationen, die Fans fühlten sich auch gerne goldig - und
natürlich fühlten sich die Politiker noch etwas wichtiger. Eine
substanzielle Veränderung dieses Denkens hat nicht stattgefunden.
Noch immer sind schon die Versuche hilflos, die Täter zu erwischen.
Auch in Deutschland übrigens, wo die Finanzierung des
Antidopingprogramms ein Trauerspiel ist. Das aktuelle Urteil hat
keine Gewinner - auch nicht die russischen Athleten. IOC, Wada,
Olympia, der Sport im Allgemeinen - das sind die großen Verlierer.
Glaubwürdigkeit konnte der Sport ja schon nicht mehr verlieren.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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