(Registrieren)

Bund zahlt Ost-Ländern 67,5 Mio. Euro vom SED-Vermögen zu wenig

Geschrieben am 09-01-2018

Leipzig (ots) - Die ostdeutschen Bundesländer erhalten aus dem
ehemaligen SED-Vermögen deutlich weniger Geld als ihnen zusteht. Das
ergaben Recherchen des MDR-Magazins "Umschau". Demnach sollen von
insgesamt 252,5 Millionen Euro aus dem Kontoguthaben einer
SED-Tarnfirma in der Schweiz nur 185 Millionen Euro an die Ost-Länder
gehen. Den Differenzbetrag von 67,5 Millionen Euro behält das
Bundesfinanzministerium ein und begründet dies im Kern mit der
Absicherung von Risiken. Ein Sprecher erklärt dazu auf
Umschau-Anfrage: "Im Rahmen der jährlich zu erstellenden
Einnahmen/Ausgaben-Abrechnung müssen Rückstellungen u. a. für
Steuern, Anwalts- und Gerichtskosten, Personalkosten und mögliche
bzw. unbekannte Risiken ... gebildet werden."

Prof. Ulrich Blum von der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg hält die Rückstellung über 67,5 Millionen Euro für
unangemessen. "Anwalts- und Gerichtskosten betragen nicht ein Viertel
der strittigen Gesamtsumme. Zudem war diese Sache ab einem bestimmten
Zeitpunkt eindeutig und rechtskräftig entschieden", erklärt der
Wirtschaftswissenschaftler. Er vermutet eher ein trickreiches
Vorgehen des Bundes: "Er hat zwar geregelt, dass die Gelder an die
Länder auszuschütten sind, aber er will natürlich auch seinen Teil
haben. Darum hat er eine Konstruktion gewählt, die sehr erfolgreich
ist, einen Teil der Einnahmen über eine Rückstellung einzubehalten."

Das jetzt zu verteilende Geld stammt aus dem Vermögen der
SED-Tarnfirma Novum. Die Treuhandnachfolgeorganisation "Bundesanstalt
für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben" hatte sich jahrelang mit
einer österreichischen Bank und deren Schweizer Rechtsnachfolgern
über das Novum-Kontoguthaben vor Gericht gestritten und endgültig im
Frühjahr 2017 gewonnen. Dabei ging es um einen Betrag von 128
Millionen Euro zzgl. Zinsen. Nach Angaben des
Bundesfinanzministeriums hatte die Schweizer AKB-Bank ca. 252,5
Millionen Euro an den Bund überwiesen. Davon sollen 2018 insgesamt
185 Millionen Euro an die Ost-Länder gehen. Dass das Vermögen der
ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR den Ost-Ländern
zusteht, wurde im Gesetz über Parteien und andere politische
Vereinigungen festgelegt.

Unter Angabe der Quelle sofort frei

MDR-Magazin "Umschau", Dienstag, 9. Januar, 20.15 Uhr,
MDR-Fernsehen



Pressekontakt:
MDR, Hauptabteilung Kommunikation, Sebastian Henne,
Tel.: (0341) 3 00 63 76, E-Mail: presse@mdr.de, Twitter: @MDRpresse

Original-Content von: MDR Mitteldeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

621000

weitere Artikel:
  • Katrin Göring-Eckardt (Grüne) zur Abkehr vom Klimaschutzziel: "Großes Versagen vor der Realität" Bonn/Berlin (ots) - Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, hat die mögliche Abkehr von Union und SPD vom nationalen deutschen Klimaziel für 2020 scharf kritisiert. "Die erste Nachricht, die wir von den Verhandlungen einer großen Koalition bekommen, ist: Man schafft mal eben die Klimaziele ab. - Man schafft aber nicht die Klimakrise ab. Deswegen ist das ein großes Versagen vor der Realität", sagte die Politikerin am Dienstag im phoenix-Interview. Die Grünen wiederum hätten bei den Sondierungen gezeigt, dass sie mehr...

  • phoenix Runde: Streitthema Bürgerversicherung - Ende der Zwei-Klassen-Medizin? - Dienstag, 9. Januar 2018, 22:15 Uhr Bonn (ots) - Wartezimmer voll, Ärzte und Pfleger überlastet, bestimmte Medikamente und Therapien nur gegen Zuzahlung - für Kassenpatienten gibt es reichlich Gründe zu klagen. Privatversicherte sind da schon besser dran: Bevorzugte Behandlung, was immer der Arzt verordnet - die Versicherung zahlt's. Jedenfalls solange man jung ist. Im Alter kann mancher Privatpatient seine immensen Versicherungsbeiträge kaum noch aufbringen. Unser Gesundheitssystem ist teuer, ungerecht, nicht effektiv - das sagt nicht nur die SPD. Sie fordert eine mehr...

  • "Gysi" - ein MDR-Film zum 70. Geburtstag (FOTO) Leipzig (ots) - Zwei Tage vor Gregor Gysis 70. Geburtstag zeigt das MDR-Fernsehen am Sonntag, 14. Januar, um 20.15 Uhr ein 90-minütiges Porträt des Politikers, der bis heute polarisiert. Zuvor ist der wortgewandte Jubilar am Freitag, 12. Januar, um 22.00 Uhr als Riverboat-Talkgast zu erleben. Als Gregor Gysi im Herbst 1989 die politische Bühne betrat, war er keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Er war seit über 20 Jahren SED-Mitglied und pflegte Kontakte in höchste Staatskreise. Als Vorsitzender des Kollegiums der DDR-Rechtsanwälte mehr...

  • Hardt: Gespräche zwischen Süd- und Nordkorea positives Signal Berlin (ots) - Pjöngjang muss jetzt Taten folgen lassen und Irrweg der nuklearen Bewaffnung verlassen Zum ersten Mal seit über zwei Jahren sind am heutigen Dienstag offizielle Delegationen aus Südkorea und Nordkorea zu bilateralen Gesprächen zusammengetroffen. Hierzu erklärt der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt: "Es ist gut, dass Nordkoreas Diktator nach Jahren der Verschärfung des Konflikts nun Gesprächsbereitschaft zeigt. Zumindest scheint ihm viel daran zu liegen, dass sein Land an den mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Medien-Info: Integrationspauschale: NRW will 100 Millionen Euro weiterreichen Bielefeld (ots) - Die schwarz-gelbe Landesregierung hat sich nun doch dazu entschlossen, wenigstens einen teil der von Bund bereit gestellten Integrationspauschale an die Kommunen des Landes weiterzureichen. Insgesamt erhält das Land im Jahr 2018 438,8 Millionen Euro. Nach Informationen der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" sollen davon 100 Millionen Euro an die Kommunen fließen. Über einen entsprechenden Vorschlag von NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper beraten die Regierungsfraktionen CDU und FDP heute. Lienenkämper mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht