(Registrieren)

Europäisches Kreislaufwirtschaftspaket: Deutsche Umwelthilfe fordert Vorreiterrolle von deutscher Bundesregierung und warnt vor Rückschritten

Geschrieben am 15-12-2017

Berlin (ots) - Die geschäftsführende Bundesregierung muss sich im
EU-Rat für ein Recyclingziel von 70 Prozent bei Siedlungsabfällen und
80 Prozent beim Verpackungsmüll einsetzen - Deponierung von
Siedlungsabfall muss bis 2030 auf fünf Prozent abgesenkt werden -
Verbindliches Ziel zur Halbierung des Lebensmittelabfalls bis 2030
notwendig - DUH kritisiert fehlende Vorgaben zur Abfallvermeidung und
Wiederverwendung - DUH fordert Förderung von Mehrwegsystemen auf
europäischer Ebene

Am 17. Dezember 2017 findet in Brüssel die sechste
Trilogverhandlung zwischen der Europäischen Kommission, dem
Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat zur Erarbeitung eines
Kreislaufwirtschaftspakets statt. Ziel des Vorhabens ist es, die
Kreislaufwirtschaft europaweit voranzubringen, Abfälle zu vermeiden
und Ressourcen zu schonen. Doch genau diese Vorsätze sieht die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) inzwischen als gefährdet an und schlägt
Alarm. Im Entwurf des bisher ausgehandelten
Kreislaufwirtschaftspakets fehlen nicht nur konkrete Ziele zur
Abfallvermeidung und Wiederverwendung, sondern es droht auch die
Festlegung zu niedriger Recyclingquoten sowie eine Abschwächung des
Ausstiegs aus der Deponierung.

"Alle EU-Mitgliedsstaaten haben sich offiziell einer
Kreislaufwirtschaft verschrieben, in der Ressourcen möglichst lange
genutzt werden und Abfälle als Ressource der Wirtschaft erhalten
bleiben. Nun, wo es konkret wird, wird gemauert und ambitionierte
Vorschläge aus dem EU-Parlament torpediert. Gerade deshalb ist es
besonders wichtig, dass die geschäftsführende deutsche
Bundesregierung eine Vorreiterrolle bei der Erstellung eines
europaweiten Kreislaufwirtschaftspakets einnimmt. Barbara Hendricks
muss sich im Europäischen Rat dafür einsetzen, dass die
Recyclingziele für Siedlungsabfälle auf 70 Prozent und für
Verpackungsabfälle auf 80 Prozent erhöht werden. Ohne ambitionierte
Recyclingziele und bei einem gleichzeitigen Ausstieg aus der
Deponierung werden ansonsten große Wertstoffmengen in der Verbrennung
landen und vernichtet", warnt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch.

Neben der Höhe der Recyclingquoten, ist auch deren einheitliche
und realistische Berechnung wichtig. "Damit Recyclingquoten der
Realität entsprechen, sollten sich diese zukünftig auf den Output und
nicht auf den Input einer Recyclinganlage beziehen. Denn entscheidend
ist, was aus einer Anlage rauskommt und nicht was reingeht. Es ist
nicht länger hinnehmbar, dass Restanhaftungen, Feuchtigkeit und
fehlsortierte Fremdmaterialien auch als recyceltes Material gewertet
werden. Der EU-Rat muss endlich den Weg freimachen für eine sinnvolle
Berechnung der Recyclingquoten", sagt Resch.

"Die Deponierung von Haushaltsabfällen ist eine Verschwendung
potentieller Rohstoffe, die sich keine Gesellschaft mehr leisten
kann. Deshalb darf es bei diesem Thema keine Kompromisse geben.
Deutschland muss sich im EU-Rat für ein Verbot der Deponierung
recyclingfähiger Abfälle bis 2025 und die Reduzierung der Deponierung
von Siedlungsabfall auf fünf Prozent bis 2030 einsetzen", fordert
Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Eine
Aufweichung oder Verschiebung der Ziele auf das Jahr 2040 würde die
Entwicklung einer prosperierenden Kreislaufwirtschaft massiv
behindern. Damit die vormals deponierten Stoffe nicht verbrannt
werden, müssen neben hohen Recyclingquoten noch weitere Maßnahmen
umgesetzt werden, wie etwa ein Verbot oder eine Besteuerung der
Verbrennung unsortierter Abfälle.

Besonders scharf kritisiert die DUH das Fehlen verbindlicher Ziele
zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung. Weil Mehrwegsysteme, wie
beispielsweise Mehrwegflaschen für Getränke, der ersten Stufe der
Abfallhierarchie entsprechen, müssen diese besonders gefördert
werden. Durch ihre häufige Wiederverwendung leisten sie einen
entscheiden Beitrag zur Abfallvermeidung. "Ohne konkrete Ziele zur
Abfallvermeidung, Wiederverwendung und zum Ressourcenverbrauch wird
das Kreislaufwirtschaftspaket keinen Durchbruch auf dem Weg in eine
zukunftsfähige Ressourcenwirtschaft erbringen", sagt Fischer.

Die DUH fordert Vertreter des EU-Parlaments, der EU-Kommission und
des EU-Rats dazu auf, bindende Abfallvermeidungsziele für Siedlungs-
und Verpackungsabfälle festzulegen. Für Restabfälle sollte europaweit
ein Ziel von maximal 150 kg ab 2025 und 100 kg ab 2030 pro Kopf und
Jahr gelten. Für Verpackungsabfälle sollte das Ziel maximal 120 kg ab
2025 und 90 kg ab 2030 pro Kopf und Jahr betragen.

Für Textilien, Elektrogeräte und Sperrmüll müssen verbindliche
Wiederverwendungsziele sicherstellen, dass ab 2025 mindestens fünf
Prozent und ab 2030 mindestens zehn Prozent zur Wiederverwendung
vorbereitet werden. Für Verkaufs-, Transport- und
Getränkeverpackungen muss der Anteil wiederverwendeter Verpackungen
an der in Verkehr gebrachten Menge um zehn Prozent bis 2025 und um
weitere 20 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2018 erhöht werden.

Auch im Bereich Lebensmittelabfälle fehlen bislang verbindliche
Vermeidungsziele. Dabei fallen allein in Deutschland rund 18
Millionen Tonnen Lebensmittelabfall pro Jahr an. Deshalb ist die
Festlegung eines europaweiten Ziels zur Halbierung der
Lebensmittelabfälle bis 2030 dringend notwendig. Nur so lassen sich
die Überproduktion und der sorglose Umgang mit Nahrungsmitteln
eindämmen.

Links:

Informationen und Stellungnahmen der DUH zum Europäischen
Kreislaufwirtschaftspaket
http://www.duh.de/projekte/eu-kreislaufwirtschaftspaket/



Pressekontakt:
Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
0151 18256692, 030 2400867-43, fischer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

618890

weitere Artikel:
  • ESMO veröffentlicht neues Positionspapier zu unterstützender und palliativer Pflege Lugano (ots) - ESMO, die führende Fachorganisation für medizinische Onkologie, hat ein Positionspapier zu unterstützender und palliativer Pflege veröffentlicht, in dem sie auf die wachsende Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen von Krebspatienten und der tatsächlichen Anwendung patientenorientierter Pflege in der Praxis hinweist. "Neuen Studien zufolge gibt es möglicherweise einen Unterschied zwischen dem, wovon Ärzte denken, dass es für Patienten wichtig ist, und dem, was Patienten tatsächlich benötigen. Mit diesem Positionspapier mehr...

  • Winterkampagne - Höher, schöner, aufregender Zürich (ots) - «Du warst nicht in den Bergen, bis du in der Schweiz warst»: Diesen Winter tritt Schweiz Tourismus so selbstbewusst auf, dass sogar Österreich Tourismus Alarm schlägt. Die Kampagne «Upgrade your Winter» hat die junge, inhabergeführte Agentur Sir Mary kreiert. 2,5 Millionen Views verzeichnete «Upgrade your Winter» auf YouTube Anfang Dezember - nach zwei Wochen Laufzeit. Der Spot preist die Schweiz weltweit als Winterdestination an. Freude herrscht in den hohen, spartanisch eingerichteten Altbauräumen der jungen Agentur mehr...

  • Stübgen: Die Europäische Union lebt von der Solidarität aller Mitgliedstaaten Berlin (ots) - Keine Einigung beim EU-Gipfel auf gemeinsame Migrationspolitik Die Staats- und Regierungschefs der EU haben auf ihrem Gipfel am Donnerstag und Freitag wichtige europäische Themen beraten. Dazu erklärt der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Stübgen: "Nach den Irritationen der vergangenen Tage ist es endlich gelungen, in den Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien in den zentralen strittigen Punkten ausreichende Fortschritte zu erzielen. Damit kann die zweite Phase der Verhandlungen mehr...

  • Kauder: Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit ist ein Alarmsignal Berlin (ots) - CDU/CSU-Fraktion wird sich weiter für Religionsfreiheit einsetzen Am heutigen Freitag veröffentlichten die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz den zweiten ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit. Dazu erklärt der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder: "Es ist eine traurige Tatsache: Weltweit wird das Menschenrecht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit verletzt und immer weiter eingeschränkt. Alle Religionen sind mehr...

  • neues deutschland: NS-Überlebender Hans Coppi besorgt über Enttabuisierung völkischen Gedankenguts Berlin (ots) - Hans Coppis Eltern gehörten der Widerstandsorganisation "Rote Kapelle" an. Sie wurden von den Nazis ermordet, als er ein Baby war. Im Gespräch mit der Tageszeitung "neues deutschland" (Samstagausgabe) erzählt der heutige Ehrenvorsitzende der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA) von seinem Umgang mit dem Erbe seiner Eltern. Angesichts der aktuellen politischen Lage in Deutschland zeigt Coppi sich "besorgt über den zunehmenden Rechtsruck und die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht