(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Anton Schlecker

Geschrieben am 27-11-2017

Bielefeld (ots) - Zwei Jahre auf Bewährungfür Anton Schlecker.
»Nur« zwei Jahre und »nur« auf Bewährung, möchte man ergänzen. Denn
der ehemalige König unter den deutschen Drogeristen zerstörte nicht
nur das eigene Lebenswerk. Er schädigte Kreditgeber und Lieferanten
schwer. Und vor allem: Seine Fehler machten am Ende 25 000
Beschäftigte arbeitslos. Darunter waren einige, die ihr Leben lang
für ihn gearbeitet und nun ein Alter erreicht hatten, in dem sie
nicht mehr vermittelbar waren. Zu Hochzeiten hatte Schlecker sogar
mal 55 000 Mitarbeiter gezählt.

Nun sind, da haben die Richter recht, Managementfehler nicht
justiziabel. Auch gibt es keinen Paragrafen, der Uneinsichtigkeit und
stures Festhalten an dem Kurs, der Jahrzehnte lang gut gegangen ist,
unter Strafe stellt. Allerdings sind auch nach dieser
Gerichtsentscheidung noch Zweifel erlaubt, ob Anton Schlecker
tatsächlich so blind gegenüber der Wirklichkeit gewesen ist, wie
seine Vereidigung vor Gericht behauptet hat. Aus der Tatsache, dass
er kurz vorm Ende Millionen für sich und die Familie beiseite
schaffte, könnte man auch das Gegenteil ableiten.

Dem Erfolgreichen verzeiht man viele Fehler. Beim Verlierer sucht
man und wird fündig. Anton Schlecker zählt zwar zu den großen
Unternehmern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war aber nie
Sympathieträger. Das Modell des Discounters - einfach, aber billig -
hatten andere schon vorher empfunden. Und wo sich die Konkurrenten
Götz Werner von dm und Dirk Roßmann öffentlich für ihre Mitarbeiter
stark machten, lebte Schlecker völlig abgeschottet und entzog sich
selbst im lokalen Umfeld jeder gesellschaftlichen Verpflichtung. Wenn
er eine Filiale aufsuchte, dann inkognito, um Fehler von
Beschäftigten zu entlarven. Nicht schön, nicht Erfolg versprechend
und schon gar nicht nachhaltig - aber eben auch nicht strafbar. Es
bleibt, dass der ehemalige Metzgermeister und nun ehemalige
Milliardär für das, wofür er verantwortlich gemacht werden kann,
relativ milde bestraft wurde - milder als Sohn und Tochter. Froh wird
er darüber nicht sein. Er muss damit leben, dass ihm seine
Uneinsichtigkeit richterlich bestätigt wurde. Insolvenzverwalter und
Gläubiger werden ihm in zivilrechtlichen Verfahren weiter unangenehme
Fragen stellen. Für ihn, der sich für unfehlbar hielt, ist das eine
große Pein.

Noch tragischer trifft es den Vater Anton Schlecker. Seine Kinder
müssen ins Gefängnis. Das Urteil geht davon aus, dass sie, als sie
Millionen für private Zwecke entnahmen, anders als der Vater wussten,
wie es ums Unternehmen steht. Jeder Besuch in der Haft wird Schlecker
vor Augen führen, dass er nicht nur selbst tief stürzte, sondern
dabei Sohn und Tochter mitriss. Hoffentlich rührt ihn, der sich
niemals bei den sogenannten Schlecker-Frauen wirklich entschuldigte,
wenigstens das Schicksal der eigenen Familie.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

616017

weitere Artikel:
  • Deutsche Telekom, A1, Sunrise und Swisscom gewinnen den connect-Netztest / Die Ergebnisse zeigen, dass der Test maßgeblich zur Verbesserung der Netze beiträgt - zum Vorteil aller Kunden (FOTO) Aachen/Haar (ots) - Die Sieger des connect-Netztest 2017/2018 stehen fest: Telekom in Deutschland, A1 in Österreich, Sunrise und Swisscom in der Schweiz. Das in Europa führende Telekommunikationsmagazin connect und der Netztestspezialist P3 communications haben in diesem Jahr erneut und mit höchstem Aufwand nach objektiven und kundennahen Testverfahren ermittelt, welche Netzbetreiber in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Nase vorn haben. Heute werden die Ergebnisse veröffentlicht. connect-Netztest 2017/2018: mehr...

  • Rheinische Post: Verbraucherschützer Müller warnt vor steuerlichen Kaufanreizen für Dieselautos Düsseldorf (ots) - Vor dem heutigen Dieselgipfel im Kanzleramt hat der Vorsitzende des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Klaus Müller, vor steuerlichen Kaufanreizen für Dieselautos gewarnt. "Steuerliche Kaufanreize für moderne Dieselauto wären als Subventionierung der Autoindustrie das komplett falsche Signal", sagte Müller der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Er forderte die Bundeskanzlerin und auch die künftige Bundesregierung auf, die Hersteller beim Dieselskandal endlich stärker in die Pflicht mehr...

  • Neues internationales Ranking enthüllt die besten Business Schools für Jobmöglichkeiten und Jungunternehmer London (ots/PRNewswire) - QS Quacquarelli Symonds, Herausgeber der jährlichen "QS World University Ranking", nimmt vier neue Business Master Rankings in ihr Portfolio auf. Mithilfe dieser Rankings können nun angehende Geschäftsleute erkennen, welche die besten Business Schools für Entrepreneurs sind und welche die meisten Vorteile am Arbeitsmarkt bringen. (Logo: http://mma.prnewswire.com/media/606878/QS_Quacquarelli_Symo nds_Logo.jpg ) Das neue QS Ranking bietet als Erstes eine Evaluierung der besten Master in Business mehr...

  • Rheinische Post: Gardeur kündigt Entlassungen an Düsseldorf (ots) - Beim insolventen Mönchengladbacher Hosenhersteller Gardeur wird es zu personellen Einschnitten kommen. "Wir werden nicht um Kündigungen herumkommen", sagte eine Sprecherin der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Wie viele Mitarbeiter es trifft, sei noch nicht klar. Gardeur beschäftigt nach eigenen Angaben noch rund 1630 Mitarbeiter, darunter 230 in Mönchengladbach. Zuletzt hatten bereits einige Mitarbeiter von sich aus gekündigt. Auch der bisherige stellvertretende Geschäftsführer Marcus mehr...

  • Die Tongji Universität gründet das Research Center of Innovation, Entrepreneurship and Venture Financing - Das Zentrum wird demnächst den weltweit ersten Index veröffentlichen, der den Status von Innovation, Unternehmertum und Risikofinanzierung in China darstellt Schanghai (ots/PRNewswire) - Zwei Institute der Tongji Universität, die School of Economics and Management (Tongji SEM) und das Advanced Institute of Business Research (AIBR), haben gemeinsam mit Shenzhen CDF-Capital, einem Unternehmen für private Kapitalbeteiligungen und Risikokapital, das Research Center of Innovation, Entrepreneurship and Venture Financing [Forschungszentrum mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht