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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Frankreich-Wahl

Geschrieben am 21-04-2017

Bielefeld (ots) - Die wichtigste Wahl dieses Jahres findet nicht
in Deutschland, sondern in Frankreich statt. Und das unter denkbar
schlechten Vorbedingungen: Das jüngste Attentat auf dem
Champs-Élysées prägt die Stimmung, wenn es an diesem Sonntag an die
Urnen geht. Wird die Mörderbande IS zum Zünglein an der Waage? Eine
beklemmende Vorstellung. Die Grande Nation ist ein durch und durch
problembeladenes Land: Zum nicht enden wollenden Terror kommen die
hohe Arbeitslosigkeit, ein beispielloses Elitenversagen und der
groteske Reformstau. Mag das deutsche Duell zwischen
CDU-Amtsinhaberin Angela Merkel und SPD-Herausforderer Martin Schulz
im Herbst ein Kampf ums Kanzleramt werden, so tobt in Frankreich eine
Schlacht um das Präsidentenamt. Eine Schlammschlacht. Nach einem an
Skandalen reichen Wahlkampf werden vier Kandidaten Chancen auf den
Einzug in die Stichwahl eingeräumt. Hierzulande aber dominiert nur
ein Wunsch: »Bloß nicht Marine Le Pen« lautet das kollektive Flehen
mit Blick auf unsere Nachbarn. Die Sorge ist berechtigt. Marine Le
Pen und der Front National gelten nicht nur als das Schreckgespenst
dieser Wahl - sie sind es. Sollte die Rechtspopulistin den Sprung in
die Stichwahl schaffen (was nicht unwahrscheinlich ist), muss auch
ihr Sieg am 7. Mai als realistische Option betrachtet werden. Trump
und der Brexit lassen grüßen. Unter einer Staatspräsidentin Le Pen
aber wäre das Ende der ohnehin dramatisch geschwächten EU nahe. Doch
damit nicht genug: Mit dem Linksradikalen Jean-Luc Mélenchon könnte
es noch ein strikter Anti-Europäer in die Stichwahl schaffen. Le Pen
gegen Mélenchon - das dürfte die absolute Horrorvision für den
zweiten Wahlgang sein. Was dabei leicht vergessen wird: Auch mit dem
favorisierten Sozialliberalen Emmanuel Macron oder dem
republikanischen Stehauf-Männchen François Fillon stehen Frankreich
und die deutsch-französischen Beziehungen vor einer Zeitenwende. Zwar
sind beide pro-europäisch und lassen damit zumindest grundsätzlich
auf einen Neustart der EU hoffen. Gleichwohl sollte man sich darauf
einstellen, dass der nächste Hausherr im Élysée-Palast weitaus
fordernder und selbstbewusster auftritt - egal, wie er auch immer
heißen mag. Einen so schwachen Präsidenten wie François Hollande wird
es nicht wieder geben. Schon allein deshalb, weil das Gewicht der
Franzosen in einer EU ohne Großbritannien stark wachsen wird. Als
Speerspitze der Südeuropäer wird sich der nächste Präsident sicher
nicht scheuen, die Verteilungsfrage neu zu stellen- samt einer
Vergemeinschaftung der Schulden. Bei der Wahl in Frankreich geht es
um sehr viel - nicht nur für das Land und seine Menschen selbst. In
Paris wird dieser Tage auch über die Zukunft Europas entschieden.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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