(Registrieren)

FZ: Den Geist der Zeit erkannt Kommentar der "Fuldaer Zeitung" zur Wahl von Martin Schulz:

Geschrieben am 19-03-2017

Fulda (ots) - So sieht ein Höhepunkt aus: Martin Schulz wurde mit
100 Prozent der gültigen Stimmen auf dem Berliner SPD-Sonderparteitag
zum neuen Parteichef und Kanzlerkandidaten gewählt. Aber Höhepunkte
haben die Eigenschaft eines Gipfels: Vorher geht es hoch, nachher
runter. Warten wir also ab, wie es mit dem Hype um den neuen
Frontmann weitergeht. Programmatisch - und das ist für denkende
Wähler entscheidend - hat Schulz bis jetzt wenig Visionäres zu
bieten: Schröders Agenda, die Deutschland mithilfe einer zumindest
anfangs konsequenten Unions-Politik zu einem der wirtschaftlich
stärksten Länder der Erde gemacht hat, soll korrigiert werden. Zurück
in die Zukunft. Mehr Gerechtigkeit verspricht der Senkrechtstarter -
wer will sie nicht? Die Steuersenkungen der Union verurteilt er, will
aber viele soziale Geschenke machen, die auch Geld kosten. Kein
Programm, das den Hype um den 61-jährigen Buchhändler aus Würselen
erklären kann. Auch nicht, wenn er ein wenig realistisches Bild der
sozialen Ungerechtigkeit in Deutschland zeichnet. Aber Schulz hat den
emotionalen Geist der postfaktischen Zeit und die Situation seiner
Partei erkannt, die unter der Kompromissbereitschaft Sigmar Gabriels
und der vom Schröderschen Realitätssinn geprägten Agenda 2010 schwer
gelitten hat. Mit der Rückkehr zu den sozialen Dogmen der SPD - auch
wenn sie dem wirtschaftlichen Höhenflug des Landes schaden könnten -
hat er die Seele seiner Partei erreicht und gestreichelt. Sein
populistischer Gerechtigkeitsfeldzug beflügelt alle Genossen, die von
einer linken Republik träumen. Und er hat leichtes Spiel angesichts
immer höherer Anforderungen der Arbeitswelt auf der einen sowie der
absurden Gehälter und Abfindungen in den Chefetagen der Autofirmen
auf der anderen Seite. Dazu kommt:_Schulz ist ein mitreißender
Redner. Mit diesem Trumpf will er einen zweiten Gipfel erklimmen und
die Staatskanzlei im Saarland durch seine Auftritte dort für die SPD
zurückerobern. Wie immer das ausgeht, aktuell liegt nach einer
bundesweiten Emnid-Umfrage Angela Merkel im direkten Vergleich mit 46
Prozent vor Martin Schulz mit 38 Prozent. Anfang Februar hatte Schulz
noch mit 46 zu 40 Prozent geführt. Ein Zeichen? Gefordert ist jetzt
die Union, die den Schulz-Hype nicht aussitzen sollte, sondern mit
Einigkeit und einleuchtenden Programmen beim Wähler punkten muss. Ob
das gelingt? Es bleibt jedenfalls spannend bis zur Bundestagswahl.



Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Christof Völlinger
Telefon: 0661 280-334
christof.voellinger@fuldaerzeitung.de

Original-Content von: Fuldaer Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

610514

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Weckruf auf der Cebit = Von Antje Höning Düsseldorf (ots) - Vor vier Jahren nannte Angela Merkel das Internet noch "Neuland für uns alle" und zog viel Spott auf sich. Nun erkennt sie, dass die Digitalisierung eine wirtschaftliche Revolution auslöst wie einst die Dampfmaschine. Wie jede Revolution eröffnet die Digitalisierung den Verbrauchern Paradiese und zerstört zugleich Geschäftsmodelle und Jobs. Zur Eröffnung der Cebit mahnt Merkel nun, die Digitalisierung nicht zu unterschätzen. Auch sie weiß, dass sechs der zehn wertvollsten Konzerne weltweit Digitalkonzerne sind - und mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Trumps Fairness = Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Lassen wir die Banalitäten um Mimik und Handschlag beim USA-Besuch von Bundeskanzlerin Merkel beiseite, bleibt ein inhaltlich konfliktreiches, aber nicht hoffnungsfreies Treffen. Donald Trump will den Außenhandel nicht abschaffen, er will ihn für die heimischen Arbeiter nur lukrativer gestalten. Das ist ein Unterschied. Daran lässt sich anknüpfen, wenn die EU ihre Handlungsfähigkeit wiedergefunden hat. Fairer Handel bedeutet für den Geschäftsmann, der in der Pressekonferenz versehentlich von "unserer Firma" statt mehr...

  • Westfalenpost: Martin Korte zur Sonntagsfrage in NRW Hagen (ots) - Die Grünen verschwinden. Gerade noch sechs Prozent der NRW-Wähler würden einer aktuellen Umfrage zufolge Grün wählen. Es fehlt nicht viel, und die Partei fliegt im Mai aus dem Landtag des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Sie verabschiedet sich klammheimlich. Die Grünen haben hierzulande noch nicht einmal die Kraft für einen internen Aufschrei, geschweige denn für eine öffentlich wirksame Revolution. Sie schweigen sich ins politische Abseits. Und im Bund läuft es nicht viel besser. Die Ursachen für den Absturz sind mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Martin Schulz - der Menschen-Fischer = Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Derart geeint ist die SPD seit Jahrzehnten nicht mehr in einen Bundestagswahlkampf gezogen. Martin Schulz gelang es, mit seiner rhetorisch brillanten und inhaltlich vagen Rede die Seele der Partei zu berühren. Das funktioniert bei den Sozialdemokraten stets dann, wenn sie sich links der Mitte wähnen. Dafür warf Menschen-Fischer Schulz ein Netz aus klangvollen Schlagwörtern aus: Gerechtigkeit, Respekt und Würde. Die Anwesenheit der Gewerkschaftsbosse, die bei der SPD wieder in der ersten Reihe sitzen, zeigte, dass mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Fallhöhe steigt enorm Martin Schulz ist SPD-Chef Cottbus (ots) - Der Schulz-Hype hält an. In der SPD, wie das 100-Prozent-Wahlergebnis auf dem Parteitag am Sonntag in Berlin gezeigt hat. Und ausweislich der Umfragen auch außerhalb. Die Verehrung grenzt schon ans Irrationale, doch gibt es dafür eine rationale Erklärung: Es ist die Auflösung eines Vertrauensstaus. Die SPD hatte sich mit den Reformen ihres letzten Kanzlers Gerhard Schröder weit von jenem Wohlfühl-Sozialismus entfernt, den ihre Wählerschaft seit Willy Brandt an ihr geschätzt und den ihre Basis verinnerlicht hatte. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht