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Westfalen-Blatt: Die Tat von Orlando: Restrisiko - Preis der Freiheit

Geschrieben am 13-06-2016

Bielefeld (ots) - Der Terror von Orlando richtete sich nicht nur
gegen einen Schwulen-Club in Florida. Der Attentäter zielte auf das
Herz der freien Gesellschaften, die Vielfalt nicht als Bedrohung,
sondern als Bereicherung verstehen. Das friedliche Mitein-ander von
Menschen verschiedener ethnischer, kultureller und religiöser
Herkunft, die Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Orientierungen,
kurz der Pluralismus der Lebensweisen ist die Essenz westlicher
Werte. Omar Saddiqui Mateen nahm mit seinem Hass uns alle ins Visier.
Der 911-Notruf, bei dem Mateen dem Islamischen Staat die Treue
schwor, sollte Weckruf sein, uns auf gemeinsame Werte zu
besinnen. Wer versucht, eine solche Tragödie politisch
auszuschlachten, betreibt das Geschäft des Täters. Nichts hilft den
hasserfüllten Extremisten mehr als innere Verwerfungen,
Überreaktionen und Uneinigkeit. Deshalb ist es so verwerflich, wenn
Donald Trump wenige Stunden nach dem Massaker damit beginnt, Schuld
zuzuweisen. Zumal inzwischen klar scheint, dass Mateen auf eigene
Faust als sogenannter »einsamer Wolf« handelte und keine Hintermänner
des IS hatte. Die von Trump und anderen Rechtspopulisten suggerierte
Idee, in offenen Gesellschaften lasse sich so etwas wie totale
Sicherheit herstellen, grenzt an magisches Denken. Wer das für
erstrebenswert hält, dürfte sich in einem Polizeistaat wie Nordkorea
wohlfühlen. Zum Preis der Freiheit gehört es, mit einem Restrisiko
leben zu müssen. Allerdings gibt es sinnvolle Schritte, die
unternommen werden können, Massaker wie das in Florida zu verhindern.
Allen voran gehört eine Reform der Waffengesetze. Dass ein
Terrorist ohne Probleme in ein Waffengeschäft gehen kann, um eine
Kriegswaffe zu kaufen, bleibt unverständlich. Wichtig ist aber auch,
Ross und Reiter zu benennen. Omar Mateen war ein Extremist, der den
Namen des Islam benutzte, einen von Hass gegen Schwule und Lesben
getriebenen Terrorakt zu verüben. Das lässt sich weder beschönigen
noch verschweigen. Die schlimmste Terroranschlag auf amerikanischen
Boden seit dem 11. September zeigt, dass die Auseinandersetzung mit
IS und anderen Fanatikern noch nicht vorüber ist. Deren
Extremismus bleibt eine tödliche Bedrohung - von Paris über Brüssel
bis nach Orlando. Leider ist dies auch die Stunde der Rattenfänger,
die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Trumps
Forderung, allen Muslimen die Einreise in die USA zu verwehren
gefährdet die Sicherheit. Den Verlockungen des plumpen Populismus
nicht zu erliegen, muss das Gebot der Stunde sein. Nicht Angst,
sondern die mutige Verteidigung unserer gemeinsamen Werte machen
Gesellschaften stark, dem Terror zu widerstehen. Das war so richtig
nach dem 11. September, wie es heute richtig bleibt nach dem Anschlag
in Orlando.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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