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Hilfsorganisationen: 2015 für Syrien ein Rekordjahr des Leidens Bericht "Fuelling the Fire": UN-Vetomächte tragen Mitverantwortung für Friedenslösung / humanitärer Zugang weiterhin desaströs

Geschrieben am 11-03-2016

Bonn/Berlin (ots) -

Sperrfrist: 11.03.2016 00:05
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Die Situation für die Menschen in Syrien hat sich im vergangenen
Jahr erneut dramatisch verschlechtert. Das konstatiert eine
internationale Allianz von 30 Hilfsorganisationen, darunter Oxfam,
CARE und Save the Children, in dem Bericht "Fuelling the Fire", den
die Hilfsorganisationen zum fünften Jahrestag des Syrienkonfliktes
vorlegen. Die Kriegsparteien richteten schlimmste Verwüstungen an,
verhinderten Nothilfe und schnitten ganze Städte von jeglicher
Versorgung ab. Russland, die Vereinigten Staaten, Frankreich und
Großbritannien, allesamt Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und der
Internationalen Unterstützungsgruppe für Syrien, hätten zur
Verschärfung der Situation beigetragen.

Der Bericht "Fuelling the Fire" weist nach, wie die vier
Vetomächte des UN-Sicherheitsrats ihre eigenen Resolutionen
untergraben haben, indem sie zu wenig diplomatischen Druck auf ihre
Verbündeten ausübten, sie sogar mit Waffen unterstützten oder, indem
sie direkt militärisch in den Konflikt eingriffen.

Der Bericht, an dem auch syrische Organisationen wie die
Syrian-American Medical Society (SAMS), Big Heart und Syria Relief
and Development mitgearbeitet haben, beschreibt zudem, wie sich
Zerfall und Chaos im fünften Jahr der Krise in Syrien weiter
ausgebreitet haben und sich die Lage der Bevölkerung drastisch
verschlechtert hat.

Zu den verheerenden Entwicklungen des Jahres 2015 gehört, dass

- die Gewalt stark angestiegen ist. Dazu trugen auch russische
Luftangriffe bei, die Schätzungen der UN zufolge alleine im
November etwa 2.300 Menschenleben gekostet haben,
- mindestens 50.000 Menschen getötet wurden,
- zusätzliche 1,5 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe
angewiesen sind,
- knapp eine Million Menschen fliehen mussten,
- sich nach Schätzung der UNO die Anzahl der Menschen, die in
belagerten Gebieten leben, auf fast 500.000 verdoppelt hat.
Syrische Organisationen setzen diese Zahl noch wesentlich höher
an. Die UNO konnte nur 3,5 Prozent der in diesen Gebieten
lebenden Zivilisten mit medizinischer Versorgung erreichen und
weniger als 1 Prozent mit Nahrungsmitteln versorgen,
- 200.000 Häuser teilweise oder vollständig zerstört wurden - das
entsprcht einem Anstieg um 20 Prozent gegenüber 2014,
- zusätzliche 400.000 Kinder in Syrien nicht zur Schule gehen
können, sodass die Gesamtzahl inzwischen bei über zwei Millionen
liegt.
- Angriffe auf Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen
um 44 Prozent zugenommen haben. Insgesamt wurden 112 solcher
Angriffe registriert - dies ist der höchste Wert seit dem
Ausbruch der Krise.

Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland-Luxemburg
e.V., kommentiert: "Die Weltgemeinschaft steht vor einer gewaltigen
Bewährungsprobe. Sie muss sicherstellen, dass die Waffen endlich
schweigen und die Konfliktparteien sich endlich zum Frieden bekennen.
Sie muss einen umfassenden Friedensprozess einleiten, um diesen
Konflikt zu beenden, der seit fünf Jahren die universalen Prinzipien
von Humanität und Moral zersetzt. Wir hoffen, dass die politischen
Entwicklungen der vergangenen Tage, beginnend mit der Waffenruhe und
den nun anberaumten Friedensgesprächen, letztlich den Menschen in
Syrien endlich Frieden bringen."

Bidjan Nashat, Programmdirektor und Vorstandsmitglied von Save the
Children Deutschland, ergänzt: "Immer mehr Kinder und ihre Familien
leiden unter schrecklicher Gewalt in Syrien und ein Ende ist auch
nach fünf Jahren immer noch nicht in Sicht. Die Verantwortung dafür
liegt bei den Konfliktparteien. Der Einsatz von Belagerungen als
Kriegstaktik muss sofort beendet und dauerhafter Zugang für
humanitärer Hilfe zu allen Gebieten muss zugelassen werden, sonst
sterben noch viel mehr Kinder. Angesichts der dramatischen Zerstörung
von Menschenleben, Bildung und Kultur in Syrien sagen wir: Es
reicht!"

Während des vergangenen Jahres ist es immer schwieriger geworden,
in Syrien Nothilfe zu leisten. Nur zehn Prozent der UN-Hilfskonvois
konnten die Konfliktlinien passieren und ihr Ziel erreichen. Obwohl
momentan einige belagerte Orte teilweise wieder zugänglich sind,
werden Hilfsorganisationen nach wie vor bei ihrer Arbeit behindert
oder angegriffen. Weite Teile des Landes sind weiterhin von
humanitärer Hilfe abgeschnitten. So erhalten 200.000 Menschen in der
ostsyrischen Stadt Deir Ez Zor nach wie vor keine Hilfe, während nach
Madaya und in andere belagerte Orte zumindest einige wenige
Hilfsgüter gelangen.

Andy Baker, Oxfams Nothilfeleiter für Syrien, kommentiert:
"Angriffe auf Zivilisten und Helfer müssen aufhören. Russland, die
Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien müssen endlich an
einem Strang ziehen und stärkeren Druck auf die Konfliktparteien in
Syrien ausüben, um die völkerrechtswidrige Blockade ganzer Städte und
Gebiete zu beenden. Die vier UN-Sicherheitsratsmitglieder dürfen auch
selbst keine Waffen mehr an Konfliktparteien liefern, um die Gewalt
nicht noch weiter anzuheizen."

Redaktioneller Hinweis:

Der Bericht "Fuelling the Fire" steht zur redaktionellen
Verwendung unter SPERRFRIST 11. 3. 2016, 00:01 MEZ zum Download
bereit unter http://we.tl/sroJBgEZCH.



Pressekontakt:
CARE Deutschland-Luxemburg:
Sabine Wilke, Tel.: 0228-9756346, mobil: 0151 147 805 98 E-Mail:
wilke@care.de

Oxfam Deutschland:
Nikolai Link, Tel.: 030-45 30 69 712, mobil: 0177-7375288 E-Mail:
nlink@oxfam.de

Save the Children Deutschland:
Sandra Schwartländer, Tel.: 030- 27 59 59 79 - 740, mobil:
0160-90526319 Email: presse@savethechildren.de


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