(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Immer schriller und radikaler AfD spricht von Waffengewalt gegen Flüchtlinge

Geschrieben am 31-01-2016

Cottbus (ots) - Die krude Behauptung aus AfD-Kreisen, Angela
Merkel werde ins chilenische Exil gehen, könnte man noch als drögen
Karnevalsscherz abtun. Bei der öffentlich geäußerten Idee, auf
Flüchtlinge an deutschen Grenzen im Extremfall auch zu schießen, hört
der Spaß allerdings endgültig auf. Soviel Geschichtsvergessenheit
macht fassungslos. Zumal, wenn ihre Urheberin Frauke Petry aus eben
jener untergegangenen DDR kommt, in der ein solcher Schießbefehl
tatsächlich zur Staatsräson gehörte. Damit nimmt die
Flüchtlingsdebatte immer radikalere Züge an. Mit womöglich
unabsehbaren Folgen. Die wachsende verbale Schärfe ist allerdings
nicht nur eine Spezialität der Rechtsaußenparteien. Wenn etwa die CSU
darauf besteht, auch ein afrikanisches Land wie Mali zum sicheren
Herkunftsstaat zu erklären, dann mag das zwar weniger zynisch
klingen. In der Konsequenz spricht daraus aber ebenfalls eine satte
Portion an Menschenverachtung. In großen Teilen Malis wüten seit
Jahren Terror und Gewalt. Mehr als 70 UN-Blauhelmsoldaten kamen
deshalb dort schon ums Leben. Gerade erst hat der Bundestag eine
Ausweitung der Bundeswehr-Mission in Mali beschlossen. Experten
sprechen von einem gefährlichen Einsatz, vergleichbar mit dem in
Afghanistan. Sicherer Herkunftsstaat? Sicher ist in Mali nur die
Unsicherheit. Man kann der Kanzlerin vorwerfen, dass sie die Dinge zu
lange laufen ließ. Als sich die italienische Mittelmeer-Insel
Lampedusa immer stärker mit Flüchtlingen füllte, galt in Berlin noch
hartnäckig die Devise: Was geht uns fremdes Elend an. Dabei war
Lampedusa durchaus ein Vorbote der aktuellen Flüchtlingskrise.
Spätestens, seit die nun auch das Schengen-Abkommen infrage stellt
und Deutschland um den freien Warenverkehr, mithin, um seine
wirtschaftliche Stärke fürchten muss, ist ein verstärktes Umdenken
offenkundig. Gerade bei Merkel. Allerdings ohne die rechtstaatlichen
Prinzipien dabei aus dem Auge zu verlieren. So erinnerte die
Kanzlerin am Wochenende daran, dass nach dem Ende des
Jugoslawien-Krieges immerhin 70 Prozent der hier lebenden Flüchtlinge
wieder in ihre alte Heimat zurückgegangen sind. Sie hatten auch nur
einen zeitweiligen Aufenthaltsstatus. Das Gleiche, so Merkel, erwarte
man auch von syrischen Flüchtlingen. Als die Regierungschefin im
Sommer des vergangenen Jahres einem palästinensischen Mädchen diese
Notwendigkeit erklärte, war sie von vielen noch als kaltherzig
gescholten worden. Heute ist davon kaum mehr zu hören. Die Erinnerung
an diese Episode zeigt freilich auch, dass Merkel keineswegs so naiv
und realitätsfremd ist, wie sie im Zusammenhang mit den
Flüchtlingsströmen oft dargestellt wird. Wer könnte das Problem auch
sonst lösen? Rechtsradikale Schreihälse jedenfalls nicht. Sie leben
nur von der Provokation.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

584337

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Ein durchsichtiges Manöver Zur Abschiebung von straffälligen Asylbewerbern Cottbus (ots) - Jetzt nimmt sich der Bundes-Flüchtlingsbeauftragte Peter Altmaier (CDU) eine Personengruppe in der Flüchtlingsdebatte vor, die in der Bevölkerung am wenigsten Sympathien genießt: die straffällig gewordenen Asylbewerber. Damit dürfte er bei einem Großteil der Wählerschaft punkten - und genau das bezweckt er damit. Diese Schlagzeile soll zeigen, wie entschlossen die Bundesregierung ist. Dabei scheint es nichts anderes zu sein als moderner Menschenhandel. Denn Deutschland will nun mit der Türkei verhandeln, dass auch mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Es zählt die Geste / Kommentar von Lorenz Vossen Berlin (ots) - Eine Familie mit zwei Kindern will sich einen schönen Tag machen. Rechnen wir es mal zusammen. Das Familienticket für Zoo und Aquarium: 50 Euro. Die Eintrittskarten für den Kinoabend danach: noch mal ungefähr derselbe Betrag. Macht zusammen 100 Euro - das Popcorn nicht mit inbegriffen. Am Sonntag gab es dieses Vergnügen für null Euro. "Berlin sagt Danke" nannte sich der Spaß, die Aktion kam auf Initiative des Berliner Senats zustande. Die Stadt wollte sich damit bei all ihren Ehrenamtlichen bedanken. Dass er es alleine mehr...

  • Westfalenpost: Wehret den Anfängen Von Wilfried Goebels Hagen (ots) - Wenn Bürger ohne staatlichen Auftrag Recht und Ordnung in die eigene Hand nehmen wollen, muss sich der Staat wehren. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat - er muss es allerdings auch ausüben. Die Übergriffe in Köln haben das Sicherheitsgefühl vieler Menschen beschädigt, Streifgänge von Bürgerwehren sind aber sicher die falsche Antwort. Deutschlandweit registrieren Behörden das Entstehen von Gruppen selbsternannter Beschützer. Nur ist es nicht die Aufgabe dieser Nachbarschaftswächter, die Arbeit der Polizei zu machen. mehr...

  • Westfalenpost: Nur nicht verzweifeln Von Dirk Hautkapp Hagen (ots) - Alle vier Jahre wieder, wenn sich Amerika seiner wichtigsten Personalfrage annimmt, kommt aus der alten Welt Kritik. Zu teuer, zu inhaltsarm, zu schrill. So geht die Rede in Europa, wenn der in Iowa beginnende Auswahlprozess für das Weiße Haus beginnt. Alles richtig - und falsch zugleich. Das Menschen, Material und Moneten verschleißende Politspektakel der Vorwahlen bringt das Widerwärtigste und Strahlendste der Demokratie hervor. Vor acht Jahren, als ein Schwarzer Hoffnung auf Wandel verströmte, war Amerika ein anderes mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien Bielefeld (ots) - Die Bilder und Berichte aus den von verschiedenen Kriegsparteien belagerten syrischen Orten tun weh - und machen das Dilemma der Flüchtlingskrise deutlich. Dort, in Madaya und den anderen abgeriegelten Städten, vegetieren die Menschen vor sich hin, die unmittelbar an Leib und Leben bedroht sind. Deswegen haben sie nach deutschem Recht Anspruch auf Asyl. Und, streng genommen, haben die Flüchtlinge, die seit Monaten und Jahren in türkischen Lagern untergebracht sind, diesen Anspruch nicht - weil sie nicht mehr mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht