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Schwäbische Zeitung: Kratzer am Selbstverständnis - Leitartikel zur angeblich gekauften WM 2006

Geschrieben am 16-10-2015

Ravensburg (ots) - Herrlich war sie, die Weltmeisterschaft 2006.
Fußball-Deutschland tröstete sich nach dem nicht gewonnenen Titel bei
der Heim-WM mit der Tatsache, alle Vorurteile über Deutschland durch
völkerverbindende Partys in Stadien und auf Fan-Meilen widerlegt zu
haben: Weltoffen, fröhlich, friedlich - diese Attribute standen
plötzlich nicht mehr im Widerspruch zum global gängigen Bild vom
fleißigen, korrekten und humorlosen Deutschen, der präzise arbeitet
und grandios organisiert. "Schland" war cool. Es dürfte wenige Bürger
geben, denen diese neue Wahrnehmung nicht auch irgendwie gefallen
hat.

Doch dieser Tage bröckelt der Lack. Nach dem VW-Skandal, der sogar
Zweifel am Gütesiegel "Made in Germany" aufkommen ließ, soll nun also
auch die WM 2006 gekauft worden sein. Dabei schien Korruption im
Fußball doch bislang vor allem die Sache des großen, über Jahrzehnte
undurchschaubaren Weltverbandes Fifa mit ihrem Strippenzieher Sepp
Blatter zu sein.

Doch wer eine WM ausrichten wollte, musste sich eben mit Blatters
korrupter Fifa und ihren gierigen Funktionären arrangieren. Natürlich
wäre der Skandal groß, wenn sich die Behauptungen des "Spiegel" als
wahr erweisen würden und auch der DFB mitgeschmiert hätte. Natürlich
wäre die Karriere von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach beendet,
sollte er von schwarzen Kassen gewusst haben. Allerdings wäre es naiv
zu glauben, dass es im "System Fifa" genügt, gute Stadien und ein
gutes Konzept ins Feld zu führen. Die ab-struse Entscheidung, die WM
2022 nach Katar in die Wüste zu vergeben, ist der beste Beweis dafür.

All die Skandale müssen aufgeklärt werden, die Fifa muss
zerschlagen werden, vielleicht braucht der DFB nun ebenso eine neue
Führung wie der VW-Konzern. Und dennoch: Auch die nächste WM in
Deutschland wäre wieder grandios. VW baut noch immer gute Autos.
Deutschland ist noch immer weltoffen. Wichtig jedoch wäre, sich
künftig wieder an Recht und Gesetz zu halten, auch wenn dies andere
nicht tun.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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