(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Flüchtlinge in Deutschland

Geschrieben am 06-09-2015

Bielefeld (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat
menschlich und pragmatisch gehandelt, als sie die Flüchtlinge aus
Ungarn einreisen ließ. Die Zustände am Budapester Ostbahnhof und in
den Aufnahmelagern waren unhaltbar geworden. Vor allem die
hygienischen Verhältnisse spotteten jeder Beschreibung. Es musste
etwas passieren - und Merkel handelte.

Ob ihre Entscheidung politisch klug war, steht auf einem ganz
anderen Blatt. Sie war es eher nicht, denn sie lieferte dem
ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán einen hochwillkommenen
Vorwand, um Tausende Menschen elegant loszuwerden, die Budapest
weniger als Hilfebedürftige und mehr als unerwünschte Eindringlinge
und als Belastung ansieht. Zudem brachte Merkel die CSU-Spitze gegen
sich auf, die sich vor vollendete Tatsachen gestellt fühlte und am
Wochenende einen enormen Kraftakt zu meistern hatte. Allein am
Samstag strandeten 6800 Menschen in München. Zum Glück traf es das
wirtschaftsstärkste Bundesland - man stelle sich nur vor, das klamme
Bremen läge an der Grenze zu Österreich und müsste Tausende
Personen auf einen Schlag unterbringen.

Was in Ungarn passiert, ist aber nicht nur in Bayern spürbar,
sondern in ganz Deutschland, auch auf dem Gelände der
Landespolizeischule in Stukenbrock, wo gestern im Handumdrehen bis zu
500 Menschen untergebracht wurden. Die Einreise Tausender
Flüchtlinge in kürzester Zeit solle eine »Ausnahme« bleiben,
versprach Merkel. Aber wie will sie den baumstammdicken Egoismus der
EU-Staaten brechen, die sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen? Die
argumentieren dickfellig, Merkel schwäche ja selbst das
Dublin-Prinzip, wonach das EU-Land den Flüchtling registrieren muss,
in dem er ankommt. Außerdem skandierten die Menschen aus Syrien oder
dem Irak ja immer »Germany, Germany!« - warum sie dann nicht
konsequent nach Bayern weiterlassen?

Die unsolidarische Haltung von Ländern wie Ungarn oder Polen ist
skandalös. Polen etwa argumentiert damit, man müsse die vielen
Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen. ZDF-Korrespondent Armin
Coerper wies jetzt nach, dass fast keiner von denen Asyl bekommt und
dauerhaft bleiben kann. Angesichts von Sturheit und Heuchelei ergäbe
es durchaus Sinn, Erstaufnahmezentren rund ums Mittelmeer
einzurichten, wo die Flüchtlinge Asylanträge stellen können. So ließe
sich der Zustrom besser kontrollieren und fairer kanalisieren.
Außerdem würde damit den Schleuserbanden ein Schlag versetzt. Sie
machen mit der Not von Flüchtlingen ein gutes Geschäft, konnten
bislang aber trotz aller Drohungen der EU überhaupt nicht gestoppt
werden. Ins Netz gingen bislang nur die Kurierfahrer, die Flüchtlinge
innerhalb Europas transportierten, nicht aber die Drahtzieher.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

574925

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Andreas Thiemann zur Aufnahme der Flüchtlinge: Nächstenliebe heißt jetzt das Gebot der Stunde Hagen (ots) - Seit diesem Wochenende hat die viel beschworene Willkommenskultur in Deutschland eine neues Gesicht, vor allem aber eine neue Qualität bekommen. Das Beispiel vom Münchner Hauptbahnhof, wo die Flüchtlinge winkend, klatschend und mit Geschenken empfangen worden sind, hat gleich darauf in Dortmund und anderswo Schule gemacht. Ja, auch ein paar rechtsradikale Randalierer haben sich zu Wort gemeldet, doch es ist ihnen nicht gelungenen, sich physisch und psychisch auch nur annähernd durchzusetzen. Unter verschiedensten mehr...

  • Westfalenpost: Wilfried Goebels zum Lehrermangel an den Berufskollegs: Risiken für das duale System Hagen (ots) - Das Ausland beneidet uns um das duale Ausbildungssystem in Betrieb und Berufskolleg. Der dauerhafte Fehlbedarf an Lehrern in gewerblich-technischen Fächern aber gefährdet den langfristigen Erfolg bei der Ausbildung qualifizierter Fachkräfte. Was sind die Ursachen? Seit Jahren fällt an den Schulen zu häufig der Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern aus. Außerdem leisten wir uns den "Luxus", dass NRW schon in der verpflichtenden Stundentafel deutlich weniger MINT-Stunden ausweist als Sachsen. Wer Interesse mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Merkel holt Flüchtlinge von Ungarn nach Deutschland Cottbus (ots) - Der Anblick der Züge mit Tausenden Asylbewerbern aus Syrien, Afghanistan und anderswo weckt tiefe emotionale Erinnerungen. Im Juli 1989 kamen viele DDR-Bürger aus Prag per Bahn im Westen an. Kurz darauf richtete Bayern ein Notaufnahmelager für DDR-Flüchtlinge ein. Und fast auf den Tag genau vor 26Jahren gewährte Ungarn den dort ausharrenden Ostdeutschen die Ausreise über Österreich in die Bundesrepublik. Es war ein zutiefst humanitärer Akt, ohne den die Lage vermutlich außer Kontrolle geraten wäre. In mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Wolf oder Rotkäppchen / Kommentar zur Rückkehr von Wildtieren nach Deutschland Regensburg (ots) - Wir tun uns einfach schwer in unserem alles geregelten Deutschland, wenn mal was Wildes daherkommt. Die streng geschützten Luchse im Bayerischen Wald werden einfach nicht zahlreicher, obwohl sie Nachwuchs bekommen. Dafür findet man abgeschnittene Pfoten. Auch Bruno, der Problembär, musste seinen Einmarsch in Bayern mit dem Leben zahlen. Weil der Abschuss zu einem bärigen Problem für den Umweltminister wurde, durften Wildbiologen dann jahrelang Mangementpläne für die Rückkehr eines der drei großen Beutegreifer mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Anschieben! / Kommentar zur E-Mobilität Regensburg (ots) - Die Autoindustrie fordert in Sachen E-Mobilität von der Politik Anschubhilfe - zurecht. Sollen bis 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen surren, greift das Elektromobilitätsgesetz zu kurz. In drei Bereichen muss die Bundesregierung dringend nachbessern. Beim Komfort: Städte und Gemeinden müssen nicht nur gebeten sondern verpflichtet werden, kostenlose Parkplätze für E-Autos zu schaffen. Bei der Bewegungsfreiheit: Für mehr Reichweite sind bessere Batterien notwendig. Nur dann werden sich die Deutschen mit einem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht