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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Wohnraum in Bayern: Kluge Wohnideen von Katia Meyer-Tien, mz

Geschrieben am 25-08-2015

Regensburg (ots) - Das Einfamilienhaus, noch immer Lebenstraum
vieler Deutscher, wird nicht sterben. Seit Jahren singen die
Architekten und Städteplaner den Abgesang auf jene
platzverschwenderische Wohnform. Und die neuesten Zahlen geben ihnen
Recht: Die Preise für erschlossenes Bauland in den bayerischen
Ballungszentren, allen voran München, aber auch Regensburg, haben für
Normalbürger kaum finanzierbare Höhen erreicht. Dieses wertvolle Land
mit Häusern zu bebauen, in denen nur eine einzige Familie wohnen
kann, scheint ökonomischer Selbstmord. Und doch. Selbst in den
modernsten Neubausiedlungen, die in bester Lage auf Münchens
ehemaligen Kasernengeländen entstehen, finden sich kleine und
originell ineinander verschachtelte Reihenhäuschen, selbst
freistehende Einfamilienhäuser mit Gärtchen sind dort zu bestaunen.
Städtebaulich eine Katastrophe, mag man meinen. 11 500 neue Wohnungen
müssten allein in München Jahr für Jahr entstehen, um maroden
Wohnraum zu ersetzen und allen Zugereisten ein Dach über dem Kopf zu
bieten. Gebaut wurden 2012 gerade mal 6020. Die Folge: Wohnungsmangel
und steigende Mietpreise. Experten raten dazu, Brachflächen zu
erschließen und insgesamt höher zu bauen. Besonders verheißungsvoll
klingen da moderne Konzepte, die effizient mehrstöckig verteilte
Mikroappartements anpreisen: Komplette Wohnungen auf 20
Quadratmetern, ausgestattet mit modernster Technik zu erschwinglichen
Preisen. Wohnraummaximierung durch Minimalismus; Scheinbar die ideale
Lösung gerade für Städte wie München und Regensburg, die einen hohen
Anteil von Single-Haushalten verzeichnen, weil sie attraktiv sind für
Studenten, Wochenendpendler und mobile Senioren. Gleichzeitig aber
weisen Experten auf einen ganz anderen Trend hin: Der Wandel der
Arbeitswelt könnte zu einer grundlegenden Trendumkehr führen. Sie
lenken den Blick auf die Wohngebiete in der Peripherie der
Großstädte. Die entstanden in ihrer heutigen Form nach dem Zweiten
Weltkrieg, als die Menschen auf der Suche nach Arbeit in die
Industriestädte zogen. Die Form folgte damals dem Zweck, gebraucht
wurde allein Wohnraum. Infrastruktur war zweitrangig, Wohnen und
Arbeiten waren voneinander entkoppelt. Extremes Beispiel dieser
Bauform sind die berüchtigten Pariser Banlieues. Heute verschmelzen
Arbeiten und Wohnen zusehends. Mit Smartphone und Laptop auch zu
Hause erreichbar zu sein ist für viele Normalität, das eigene Büro
neben dem Wohnzimmer für viele Selbständige und Dienstleister eine
Selbstverständlichkeit. Damit wird auch der Wohnraum wieder
wichtiger: Wohnungen sind nicht mehr nur Schlaf- und
Entspannungsplätze, sondern Teil der Arbeitswelt. So können Konzepte
wie die Mikroappartements zwar für einen Teil der Stadtbevölkerung
eine sinnvolle Wohnform sein. Doch auch das innenstadtnahe Reihenhaus
ist in dieser Logik keine Platzverschwendung, sondern Teil der
erweiterten Arbeitswelt. Allerdings nur dann, wenn das Wohnen nicht
nur in der Stadt, sondern auch in den stadtnahen Wohngebieten neu
gedacht wird und so der Druck auf die Innenstädte abnimmt. In einer
entgrenzten Arbeitswelt, die - zumindest theoretisch - nicht mehr für
jeden die tägliche persönliche Anwesenheit am Standort des
Unternehmens erfordert, kann die Infrastruktur zum entscheidenden
Kriterium bei der Wohnortwahl werden. Wo Kindergärten und
Kinderkrippen, Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten vorhanden sind und
kluge Konzepte Mobilität ermöglichen, da wird das Wohnen interessant.
Besonders dort, wo das Bauland günstig ist.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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