(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Vereinte Nationen rufen Welttag der Flüchtlinge aus Narben in der Menschheit MATTHIAS BUNGEROTH

Geschrieben am 19-06-2015

Bielefeld (ots) - Rund 60 Millionen Menschen sind derzeit weltweit
auf der Flucht. Sie machen sich unter zumeist lebensbedrohlichen
Umständen auf den Weg, um in ihrer Heimat Krieg, Hunger und
Verfolgung zu entgehen und die winzig gewordene Hoffnung auf ein
menschenwürdiges Dasein nicht ganz aufgeben zu müssen. Diese
ernüchternde Bestandsaufnahme hat die Vollversammlung der Vereinten
Nationen (UN) dazu bewogen, den Tag heute zum Welttag der Flüchtlinge
auszurufen. Das Problem der Flüchtlingsbewegungen ist so gravierend
wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Und es ist aus der Perspektive
des wohlhabenden Kontinents Europa anhand dieser nüchternen Zahl
ebenso wenig greifbar wie die Zahl der Opfer des Zweiten Weltkriegs,
die mindestens ebenso hoch geschätzt wird. 60 Millionen Menschen, das
sind fast ebenso viele, wie Großbritannien und Italien als Staaten
jeweils an Einwohnern zählen. Allein in Nordrhein-Westfalen sollen in
diesem Jahr 100.000 Flüchtlinge ankommen. Menschen, die in höchster
Existenzangst schweben und ein Recht darauf haben, hier willkommen
geheißen zu werden und eine Perspektive zu bekommen. So fehlt es
seitens der Politik nicht an wohlmeinenden Appellen und
Absichtsbekundungen anlässlich dieses Gedenktages. Doch fundamental
weitergebracht haben sie unsere Gesellschaft beim Umgang mit dem
Flüchtlingsthema nicht - noch nicht, so ist zu hoffen. Innenpolitisch
wird das Flüchtlingsthema zunächst einmal sehr nüchtern und
verwaltungsmäßig angegangen. Es geht um Unterbringungsquoten in den
einzelnen Bundesländern und die Finanzierung der Übergangsheime, die
die Kommunen einzurichten haben. Als akute Reaktion ist das zunächst
verständlich. Doch Hilfsorganisationen machen auf tiefgreifende
Missstände aufmerksam, darunter das Kinderhilfswerk Terre des Hommes.
So seien im Vorjahr allein 10.000 unbegleitete Flüchtlinge unter 18
Jahren in Deutschland angekommen; viele von ihnen schwer psychisch
traumatisiert. Allein 41.000 Minderjährige warten auf eine
Entscheidung über ihren Asylantrag, 25.000 davon haben nur den
Duldungsstatus. Welch eine Verantwortung für unser Land, das zu den
reichsten dieser Welt zählt. Es kann nicht sein, dass Deutschland,
Europa und die westliche Welt an dieser Stelle versagen. Das
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen warnt schon davor, man
riskiere, eine ganze Generation an Konflikt und Hunger zu verlieren.
Ob dies am Ende zutrifft oder nicht: Die Flüchtlingsströme rund um
den Erdball hinterlassen Narben in der Menschheit, die auf lange Zeit
nicht verheilen werden. Die Politik des Westens hat sich angewöhnt,
trotz dieser nicht endenden Problematik lieber nicht die Systemfrage
zu stellen. Denn natürlich weisen seriöse Wissenschaftler weltweit
darauf hin, dass die wachsenden Diskrepanzen zwischen den "reichen"
und den "armen" Ländern und Kontinenten einen großen Einfluss auf die
Flüchtlingsbewegungen in der Welt haben. Diesen Beobachtungen hat
sich nun auch Papst Franziskus angeschlossen. Seine jüngst
verbreitete Umweltenzyklika deuten Beobachter vielmehr als
Sozialenzyklika. Es sei unerlässlich, einen Gang zurückzuschalten,
schreibt Franziskus den wohlhabenden Industriestaaten ins Stammbuch
und stellt dabei Zusammenhänge zwischen selektivem Konsumverhalten
einiger und dem weltweiten Klimawandel her. Wenn Franziskus damit
eine Kultur der neuen Nachdenklichkeit angestoßen habe sollte, wäre
schon viel erreicht.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

569718

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen Vorteile der Vernetzung FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Es ist ziemlich viel Zeit vergangen, bis Entscheidungsträger aus dem analogen Zeitalter in Deutschland erkannt haben, welche Möglichkeiten hinter dem digitalen Wandel stecken. Man muss nicht alles gut finden, was irgendwie vernetzt zusammenhängt - ob nun die elektronischen Bezahlmethoden im Einzelhandel, den Robotereinsatz in der Altenpflege oder die Kundendurchleuchtung in den sozialen Netzwerken. Und wer kann sich schon für die Utopie einer Maschinisierung in den Bürostuben erwärmen? Sich der Sache komplett zu mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Freier Eintritt für alle Düsseldorf (ots) - Kultur für alle - mit diesem Slogan erregte der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann in den 70er Jahren bundesweit Aufsehen. Er wollte, dass auch bildungsferne Schichten Freude an Theater, Oper und Museen finden können. Der Ruf ist verhallt. Heute sind viele Hürden wieder errichtet, die man niederreißen wollte. Ein mittlerer Platz in der Rheinoper kostet rund 50 Euro. Das ist wenig im Vergleich zu den wahren Kosten eines solchen bezuschussten Tickets, aber kaum erschwinglich für eine Familie, die finanziell mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Dänemarks Rechtsruck Düsseldorf (ots) - Die Flüchtlings- und Asylproblematik, für die es, wenn überhaupt, nur schmerzhafte Lösungen gibt und die deshalb wie ein Schatten über Europa liegt, hat jetzt auch das politische Machtgefüge in Dänemark durcheinandergewirbelt: Die bürgerliche Opposition darf den neuen Regierungschef bestimmen, was in diesem Land mit solider demokratischer Tradition normal klingt, aber tatsächlich Sprengstoff birgt. Denn der Machtwechsel kommt allein durch die Rechtspopulisten zustande, die mehr als jede fünfte Stimme auf sich mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Digitalstrategie kann nur der Anfang sein Düsseldorf (ots) - Zugegeben, 42 Millionen Euro klingen angesichts der Milliardenbeträge, mit denen in der Digitalbranche jongliert wird, lächerlich gering. Und doch ist das, was Wirtschaftsminister Garrelt Duin und sein Digitalbeauftragter Tobias Kollmann vorgestellt haben, ein wichtiger Schritt für NRW. Endlich gibt es ein Konzept, das die Probleme berücksichtigt, die Gründer noch immer haben. "Hilfe zur Selbsthilfe" nennt Tobias Kollmann das Ziel der Digitalstrategie. Ideen müssen die Start-ups noch selbst entwickeln, doch NRW will mehr...

  • RNZ: RNZ: Kommentar Atommüll Heidelberg (ots) - Wenn es um Energiepolitik geht, führt sich die CSU immer mehr auf wie ein trotziges Kleinkind. "Ich will aber nicht" ist die einzige Argumentation, die der Bayernpartei einfällt - egal ob Stromtrassen oder die Rücknahme des Atommülls zur Verhandlung stehen. Außer Egoismus gibt es keinen vernünftigen Grund, die Vorschläge der Umweltministerin abzulehnen. Der Plan sieht eine durchaus faire Lastenverteilung zwischen den Ländern vor. Dass sich ausgerechnet Bayern querstellt, ist unverfroren. Schließlich hat das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht