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Westfalen-Blatt: zur Geburtenrate

Geschrieben am 29-05-2015

Bielefeld (ots) - Familienplanung und Wirtschaftskraft: Was
zunächst wie unterschiedliche Welten klingt, liegt in Wirklichkeit
ganz nahe beieinander. Deutschland fehlt Nachwuchs. Und das ist
keineswegs nur ein gesellschaftspolitischer, sondern ein
wirtschaftsstrategischer Nachteil. Denn die Konsequenzen der geringen
Zahl an Neugeborenen pro 1000 Einwohner sind handfest.
Fachkräftemangel und höhere Lohnnebenkosten sind absehbare, zum Teil
bereits existente Folgen. Diese Entwicklung ist nur mit
qualifizierter Zuwanderung und flexibleren Arbeitszeitmodellen zu
bremsen. Bleibt die Lücke zwischen Familie und Beruf weiterhin so
groß, wird Deutschland abgehängt. Denn die Arbeitskraft gut
ausgebildeter Frauen ist unverzichtbar. Wer bei der Frage nach neuen
Arbeitszeitmodellen aber reflexartig nach staatlichen Lösungen
schreit, liegt falsch. Kein familienpolitisches Instrument der Welt
wird dafür sorgen, dass sich ein Wandel in den Köpfen vollzieht - vor
allem in denen der Mehrheit der Arbeitgeber. In der Theorie wollen
fast alle Unternehmen die viel zitierte Vereinbarkeit von Familie und
Beruf unterstützen. In der Praxis bleibt davon oft nicht viel übrig.
Betriebskitas, Heimarbeitsplätze, kurzfristiger Ausfall ohne
schlechtes Gewissen - das ist für viele Mütter und Väter Utopie.
Hinzu kommt die Anspruchshaltung: Junge Mamas und Papas sollen
vorbildliche Eltern am besten mit Elternzeit für beide,
professionelle Mitarbeiter mit Karrierewillen sowie helfende Hand für
die eigene Elterngeneration sein. Und ein wenig Selbstverwirklichung
soll auch nicht fehlen - quasi im Vorbeigehen. Frankreich ist das
beste Beispiel dafür, dass es auf den Wandel der Sichtweise auf
Familie ankommt. Auch wenn das Betreuungssystem immer noch als
vorbildlich gelobt wird, ist es das seit Jahren nicht mehr. Trotzdem
steht Frankreich bei der Geburtenrate gut da. Nicht weil das System
so grandios ist, sondern weil Kinder hier selbstverständlich sind.
Davon ist Deutschland weit entfernt. Die Förderung von Eltern im Job
ist aber nur ein Aspekt zum Erhalt der Wirtschaftskraft. Deutschland
ist auf Zuwanderung angewiesen. Nicht umsonst sind es große Städte
mit hoher Migrantenquote, die eine bessere Geburtenrate aufweisen als
andere Kommunen. Doch Zuwanderung so zu steuern, dass die Wirtschaft
die Fachkräfte bekommt, die sie braucht, ist nahezu unmöglich. Die
Globalisierung tut ihr übriges. Der Wettbewerb ist hart. Wenn es in
Deutschland an Personal fehlt, wird ins Ausland abgewandert. Fakt
ist: Staaten mit dem Schwerpunkt auf Renten- statt Familien- und
Migrationspolitik weisen niedrige Geburtenzahlen auf. Auch in
Deutschland wird angesichts des Fachkräftemangels lieber über Rente
mit 63 als über Familien- statt Ehegatten-Splitting diskutiert.
Anders in Irland: Hier ist die Geburtenrate fast doppelt so hoch wie
in Deutschland. Kein Wunder!



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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