(Registrieren)

NGO-Bericht: Internationale Regierungen lassen Menschen in Gaza im Stich

Geschrieben am 13-04-2015

Berlin, Bonn, Frankfurt/Main, München (ots) -

Sperrfrist: 13.04.2015 01:01
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Kritik von 46 Nichtregierungsorganisationen: Sechs Monate nach
der Geberkonferenz in Kairo wurden Versprechungen für Wiederaufbau
nicht erfüllt

Die Weltgemeinschaft hat ihr Versprechen gebrochen, für den
Wiederaufbau des Gaza-Streifens zu sorgen, der durch den
letztjährigen bewaffneten Konflikt zerstört wurde. Internationale
Geberstaaten hatten im Oktober vergangenen Jahres bei einer Konferenz
in Kairo 3,5 Milliarden US-Dollar für Hilfsmaßnahmen in Aussicht
gestellt.

Der unter anderem von Ärzte der Welt, Handicap International, der
Heinrich-Böll-Stiftung, medico international und Oxfam herausgegebene
Bericht "Charting a New Course: Overcoming the Stalemate in Gaza"
weist nach: Ein halbes Jahr nach den Versprechungen ist kaum etwas
davon umgesetzt worden. Kein einziges der während der israelischen
Militäroperation zerstörten Wohnhäuser wurde wieder aufgebaut.
100.000 Menschen haben nach wie vor kein Obdach und viele müssen in
provisorischen Unterkünften oder Schulen leben.

Nur 26,8 Prozent der vor sechs Monaten versprochenen Geldmittel
wurden bislang bereitgestellt und Einfuhrbeschränkungen verhindern,
dass Hilfsprojekte beginnen können. Für über 81 Prozent der
beschädigten Krankenhäuser fehlt die nötige Finanzierung, und wo das
Geld bereits zur Verfügung steht, fehlt das für die Reparaturen
benötigte Material.

Robert Lindner, Nahostreferent von Oxfam Deutschland: "Die
feierlichen Reden auf der Kairoer Geberkonferenz waren nicht viel
mehr als leere Worte. Kaum etwas wurde wieder aufgebaut, kein
dauerhafter Waffenstillstand hergestellt und kein funktionierender
Plan zur Öffnung der Grenzübergänge für Hilfsgüter und Baumaterialien
ausgearbeitet. Die Staatengemeinschaft darf nicht zulassen, dass aus
der fortdauernden Not und dem Chaos ein neuer Krieg erwächst."

Susanne Wesemann, Geschäftsführerin von Handicap International
Deutschland: "Jeder neue Krieg hinterlässt Zerstörung und darüber
hinaus explosive Rückstände, die Aufräumarbeiten und Wiederaufbau
zusätzlich gefährden. Statt leerer Versprechen ist eine umfassende
Unterstützung notwendig, die auch diese Aspekte berücksichtigt und
allen Betroffenen zugutekommt."

Riad Othman, medico-Repräsentant in Israel und Palästina:
"Geberregierungen dürfen sich nicht länger mit der Blockade Gazas
abfinden, sondern ihren politischen Einfluss für deren Beendigung
geltend machen. Sonst haben die dort lebenden 1,8 Millionen Menschen
keine Chance, dem Teufelskreis aus Not, Gewalt und Zerstörung zu
entkommen. Es muss jetzt alles daran gesetzt werden, die
Konfliktursachen zu beseitigen."

René Wildangel, Büroleiter der Heinrich-Böll-Stiftung
Palästina/Jordanien: "Ein Politikwechsel ist notwendig, denn unter
der anhaltenden Isolation des Gazastreifens leidet insbesondere die
Zivilgesellschaft. Fast 60 Prozent der 1,8 Millionen Einwohner in
Gaza sind Kinder und junge Menschen, die weder reisen können noch
Jobaussichten haben. Der Gazastreifen braucht dringend
Zukunftsperspektiven."

Dr. Peter Schwick, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von
Ärzte der Welt: "Es darf keinen weiteren Krieg in Gaza geben.
Kriegsverbrechen und weitere Verstöße gegen das humanitäre
Völkerrecht dürfen nicht länger straflos bleiben. Sonst macht sich
die internationale Gemeinschaft daran mitschuldig, dass immer neue
Gewalt ausbricht und alle Bemühungen für Frieden und Entwicklung
vergeblich bleiben."

Der Bericht enthält unter anderem folgende Empfehlungen an die
internationale Gemeinschaft:

- Geberregierungen müssen auf der völkerrechtlichen Verpflichtung
bestehen, die Grenze nach Gaza für die Lieferung von nötigen
Hilfsgütern zu öffnen.

- Alle Kriegsparteien müssen für begangene Verletzungen des
humanitären Völkerrechts zur Rechenschaft gezogen werden. Zu
berücksichtigen sind dabei auch Verpflichtungen aus dem globalen
Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels (Arms Trade Treaty, ATT).
Lieferungen von Waffen und Munition, die mit sehr großer
Wahrscheinlichkeit unterschiedslos gegen Zivilisten eingesetzt
werden, dürfen demnach nicht getätigt werden.

- Die Blockade des Gaza-Streifens durch Israel muss beendet
werden. Sie erschwert die humanitäre Hilfe und macht die
wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Gaza so gut wie unmöglich.
80 Prozent der dortigen Bevölkerung sind auf internationale Hilfe
angewiesen, 69 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos. Exporte aus
Gaza betragen weniger als 2 Prozent des Niveaus vor der Blockade, der
Personenverkehr aus und nach Gaza ist praktisch zum Erliegen
gekommen.

- Der Wiederaufbau kam bislang auch mangels palästinensischer
Führung nicht gut voran. Die Geberstaaten sollten stärker auf die
palästinensische Seite einwirken, den Aufbau effektiver zu
koordinieren. Die Situation wird durch die von der israelischen
Regierung verhängten Reisebeschränkungen allerdings zusätzlich
erschwert.

Download des vollständigen Berichts unter: http://ots.de/p9adl



Pressekontakte:
Oxfam Deutschland: Steffen Küßner, skuessner@oxfam.de, (030)
453069-710, 0177 8809977
Ärzte der Welt e.V.: Ute Zurmühl, ute.zurmuehl@aerztederwelt.org,
(089) 4523081-24, 0160 8557427
Handicap International: Dr. Eva Maria Fischer,
efischer@handicap-international.de, (089) 54760613, 0176 99284135
Heinrich Böll-Stiftung: Michael Alvarez Kalverkamp, alvarez@boell.de,
(030) 28534-202, 0175 5221811
medico international: Bernd Eichner, presse@medico.de, (069) 94438-45


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

564707

weitere Artikel:
  • Kölner Stadt-Anzeiger: Neuer Kölner Dompropst für QR-Codes im Dom sind "nicht hinnehmbares Risiko" Köln (ots) - Gerd Bachner will alle Möglichkeiten moderner Kommunikation nutzen Erschütterungen der Bausubstanz des Doms durch U-Bahn-Verkehr Der neue Kölner Dompropst Gerd Bachner möchte die Kathedrale mit QR-Codes zur Information der Besucher ausstatten. "So würden wir der Art gerecht, wie Menschen heute kommunizieren, besonders die jungen", sagte der 74-Jährige dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe). Er sei dafür, alle Möglichkeiten zu nutzen, die in einem Gotteshaus verantwortbar sind. "Jeder hat heute ein Smartphone. mehr...

  • Rheinische Post: Nach Absturz: Koalition bereitet Angehörigen-Entschädigung vor Düsseldorf (ots) - Nach dem Germanwings-Absturz will die Koalition auch für Angehörige von Unfallopfern einen Anspruch auf Entschädigung gesetzlich festschreiben. "Der schreckliche Flugzeugabsturz hat den Handlungsbedarf deutlich gemacht", sagte der SPD-Rechtsexperte Johannes Fechner der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Die Gespräche zwischen den Fraktionen und mit Justiz-, Innen- und Sozialministerium sollten nun beschleunigt werden, so dass bis zur Sommerpause ein Ergebnis vorliege. Es müsse noch geklärt mehr...

  • Rheinische Post: Rot-Grün in NRW attackiert Berlin wegen Gesetzentwurf zu Fracking Düsseldorf (ots) - Die rot-grüne Landesregierung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat den Gesetzentwurf von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zum Fracking als "nicht ausreichend" kritisiert. Ziel der Landesregierung sei es, "den Einsatz von Fracking in unkonventionellen Lagerstätten rechtssicher auszuschließen". Dieses Ziel werde durch den Gesetzentwurf der Bundesregierung "nicht sichergestellt" , zitiert die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Montagausgabe) aus einer Stellungnahme der Staatskanzlei. mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: DGB wirft Regierung Griff in die Sozialkassen vor - Buntenbach: "Schwarze Null" geht zu Lasten der Beitragszahler Saarbrücken/Berlin (ots) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wirft der Bundesregierung vor, den Bundeshaushalt vornehmlich durch den Griff in die Kassen der Sozialversicherung saniert zu haben. "Für die schwarze Null zahlen die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, obwohl die Rente und die Leistungen bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit eigentlich dringend ausgebaut werden müssten", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Saarbrücker Zeitung" (Montag-Ausgabe). Nach einer Untersuchung des DGB, mehr...

  • Badische Zeitung: Clintons Kandidatur / Ein Spiel nach eigenen Regeln Kommentar von Jens Schmitz Freiburg (ots) - Sie ist im Umgang mit der Öffentlichkeit kein Naturtalent wie ihr Mann. Die Unbekümmertheit, mit der sie ihre zähe Entscheidung zu verkaufen versuchte, wirkte oft angestrengt. Und eine weitere Schwäche hat ihre Kampagne bislang: Was sie außer der dritten Familienamtszeit politisch erreichen will, ist weit weniger klar. Ein paar Allgemeinplätze über die Mittelschicht werden nicht reichen, falls sich in einer der beiden Parteien ein formidabler Gegner mit frischen Ideen findet. Andererseits ist der bislang auch noch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht