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Mittelbayerische Zeitung: Attraktivität muss steigen - Die Mittelschule leidet unter ihrem schlechten Image. Um das zu ändern, muss die Politik investieren. Von Louisa Knobloch

Geschrieben am 10-03-2015

Regensburg (ots) - Nachdem in der Öffentlichkeit zuletzt meist
über das Gymnasium - Stichwort G8/G9 - diskutiert wurde, rückt der
Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mit seiner Studie
nun die Probleme der Mittelschulen in den Fokus. Und die sind
zahlreich: Da ist zum einen der Personalmangel, der die dringend
nötige individuelle Förderung von Schülern schwierig bis unmöglich
macht. Und da ist das schlechte Image der problembeladenen
"Restschule". Mit der Weiterentwicklung der ehemaligen Hauptschulen
zu Mittelschulen ab dem Schuljahr 2010/11 wollte das
Kultusministerium diese Schulart eigentlich aufwerten. Dieser Plan
ist allerdings nicht ganz aufgegangen. Wenn die Mittelschule
überleben soll, muss die Politik daher daran arbeiten, sie wieder
attraktiver zu machen. Einige positive Veränderungen gab es bereits:
Die Berufsorientierung wurde gestärkt, etwa durch die Einführung der
drei Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales. Auch von den
Ganztagsangeboten, die es an jeder Mittelschule - zumindest im
Verbund - gibt, profitieren die Schüler. Zudem können sie im
sogenannten M-Zug nach der zehnten Klasse einen mittleren
Schulabschluss erwerben. Schüler, die sich in der siebten Klasse
nicht für den M-Zug entschieden, aber später erfolgreich den
qualifizierenden Mittelschulabschluss gemacht haben, können im
"9+2-Modell" in zwei zusätzlichen Schuljahren zum mittleren Abschluss
kommen. Dieser ist laut Kultusministerium gleichwertig mit einem
Realschulabschluss. Klingt soweit alles ganz gut. Doch kamen diese
Neuerungen spät, vielleicht zu spät für das Image der Schulen. Der
demografische Wandel und sinkende Übertrittsquoten führten in den
vergangenen Jahren dazu, dass viele Mittelschulen schließen mussten.
Gab es im Schuljahr 2000/01 dem BLLV zufolge noch 1556 staatliche
Hauptschulen, sind es im aktuellen aktuellen Schuljahr 2014/15 nur
noch 931 Mittelschulen. Immer weniger Eltern wollen ihre Kinder auf
die Mittelschule schicken. Mindestens die Realschule soll es sein,
besser noch das Gymnasium. Denn mit der Hochschulreife stehen dem
Nachwuchs einmal alle Möglichkeiten offen, so hoffen die Eltern. Auch
auf dem Ausbildungsmarkt haben es Bewerber mit Abitur oder mittlerer
Reife heutzutage leichter als Bewerber mit Mittelschulabschluss.
Dieser Trend zum Gymnasium ist durchaus politisch gewollt: Im
internationalen Bildungsranking der OECD macht sich eine hohe Quote
von Abiturienten und Hochschulabsolventen gut. Der Übertritt wird für
Familien zur Zerreißprobe. Es verwundert nicht, wenn BLLV-Präsident
Wenzel von Fünftklässlern berichtet, die denken, sie seien nichts
wert, weil sie es nur auf die Mittelschule geschafft haben. Diese
Schüler zu motivieren, ihnen eine Perspektive zu geben, ist wichtig.
Denn viele Firmen - beispielsweise im Handwerk oder der Gastronomie -
suchen händeringend Nachwuchs. Eine weniger auf theoretisches Wissen,
sondern praktische Fertigkeiten ausgerichtete Schulform hat also nach
wie vor ihre Berechtigung. Eine Herausforderung ist die hohe Zahl von
Schülern mit Migrationshintergrund, vor allem in den Städten, sowie
die steigende Zahl von Flüchtlingskindern ohne Deutschkenntnisse.
Hier muss die Politik die Mittelschulen noch stärker unterstützen,
etwa indem sie die Ganztags-Übergangsklassen ausbaut, zusätzliche
Deutschförderkurse anbietet und mehr Sozialpädagogen an die Schulen
schickt. Gelingt es nicht, die Mittelschule attraktiver zu machen,
wird man sich früher oder später nach Alternativen umsehen müssen -
sei es eine Zusammenlegung mit der Realschule oder die
Gemeinschaftsschule, mit der bereits einige Gemeinden liebäugeln.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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