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Schwäbische Zeitung: Kranke Kliniklandschaft - Leitartikel

Geschrieben am 23-10-2014

Ravensburg (ots) - Unsauberes OP-Besteck. Schlecht ausgebildetes
Hilfspersonal. Ärzte und Pflegekräfte am Rande der Erschöpfung, weil
Stellenpläne nicht passen. Die Zustände an der Uniklinik Mannheim
mögen ein besonders krasser Einzelfall sein. Zum Glück gehört es
nicht zum Alltag in Deutschland, dass eine Staatsanwaltschaft
kartonweise Unterlagen und medizinisches Gerät für Ermittlungen
abtransportiert. Doch die Zustände in dieser Klinik, die anders als
viele andere Krankenhäuser stabil schwarze Zahlen geschrieben hat,
sind auch nicht völlig untypisch. Sie spiegeln teilweise die
Rahmenbedingungen im deutschen Gesundheitswesen wider, in dem der
Faktor Wirtschaftlichkeit einen hohen Stellenwert einnimmt.

Für das bedrängte Großklinikum mag es ein erster Befreiungsschlag
sein, dass der Verwaltungschef seinen Rücktritt erklärt hat. Alfred
Dänzer war aber bislang auch Chef der Deutschen
Krankenhausgesellschaft. Das macht den Fall zum Politikum, weil so
ein Funktionär über starken Einfluss verfügt. Natürlich müssen
medizinische Leistungen fair abgerechnet werden. Die Versicherten
dürfen Kostenbewusstsein erwarten. Nach der jüngsten Statistik aber
ist in Deutschland noch nie so viel operiert worden wie im
vergangenen Jahr. Der Verdacht, dass ein Teil der Eingriffe auch zur
Verbesserung der Einnahmen vorgenommen worden ist, steht im Raum.

Seit Jahren herrscht Dauerstreit über die Höhe von Fallpauschalen,
ob für Ärzte oder für Kliniken. In einigen ländlichen Regionen hat
ein Kliniksterben eingesetzt, weil sich der Betrieb nicht mehr
rechnet. Moderne Medizin ist nun mal teuer. Längst herrscht zudem ein
eklatanter Personalmangel. Das alles spricht dafür, dass an der
falschen Stelle gespart wird oder gespart werden muss. Darunter
leidet die Qualität der Versorgung, das Vertrauen in das System
schwindet. Nach Berechnungen der AOK kommen in Deutschlands Kliniken
durch Behandlungsfehler mehr Menschen um als bei Verkehrsunfällen.
Für ein so hoch entwickeltes Land ist das ein Armutszeugnis.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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