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Schwäbische Zeitung: In der Angst liegen Chancen

Geschrieben am 16-10-2014

Ravensburg (ots) - In Europa steigt die Angst vor Ebola. In den
USA münzen die Republikaner die Angst vor Ebola zur Wahlkampfmunition
gegen Präsident Barack Obama um. Und in Afrika? Da sterben die
Menschen an Ebola - zu Tausenden. Die Regierungen und
Gesundheitsbehörden in den am schlimmsten heimgesuchten Ländern
erfahren viel zu wenig Hilfe aus dem reichen Teil der Erde. Der würde
sich am liebsten abschotten und die Katastrophe in Afrika isolieren.
Dass dies nicht funktionieren kann in einer Welt mit globaler
Mobilität, hätte von vornherein klar sein müssen. Jetzt, nachdem das
Virus auf diese oder jene Art Europa und die USA erreicht hat, ist es
endgültig klar.

Es mag zynisch klingen, aber darin liegt auch eine Chance. Die
Seuche muss dort bekämpft werden, wo sie ihren Ursprung hat und sich
immer schneller ausbreitet - eben in Afrika. Wenn die Angst der
Europäer und der US-Amerikaner in eine deutlich verstärkte Hilfe für
die Menschen in Westafrika mündet, dann ist es quasi eine produktive
Angst. Sie kann die dringend benötigten Hilfen für das durch Ebola
geschwächte Wirtschaftsleben in den westafrikanischen Staaten
forcieren. Vielen droht dort als Folge der Epidemie der Hungertod.
Sie kann auch die Entwicklung von teuren Medikamenten beschleunigen,
die nie hergestellt würden, weil arme Menschen sie nicht bezahlen
könnten. Kurz: Erst wenn Ebola als globale Bedrohung gesehen wird,
ergibt sich die Chance, dass die Krankheit nicht uneigennützig,
sondern in wohlverstandenem Eigeninteresse bekämpft wird.

Nebenbei: Man kann diese Angst vor dem Virus in den Ländern mit
den besten Gesundheitssystemen der Erde durchaus als Luxusproblem
sehen. Man kann auch den Medien vorwerfen, sie schürten Angst. Aber
die sind hier weniger Akteure als Getriebene: Man entkommt dem Thema
nicht, es hat zu viel Eigendynamik entwickelt. Bezeichnend - und
irgendwie abstoßend - war die Welle der Empörung, als in Spanien der
Hund einer infizierten Krankenschwester eingeschläfert werden musste.
Auch Empörung kann Luxus sein - den man sich halt leistet.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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