(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Zu den Koalitionsverhandlungen in Brandenburg Das Oppositiönchen

Geschrieben am 23-09-2014

Cottbus (ots) - Der lähmend-tröge Vorwahlzeit hatte es deutlich
signalisiert: Zu wenig los in einem Land von Politikern, die in einer
Wolke der Harmoniebedürftigkeit durch den Wahlkampf schwebten. Keine
markanten Position aus dem Regierungslager, keine freche Opposition.
Perspektiven - zuweilen auch Visionen genannt - scheuten fast alle
Wahlkämpfer wie der Teufel das Weihwasser. Eine frische Brise hätte
Brandenburg womöglich gut getan. Eine neue Farbe in der Regierung.
Doch es kommt wohl anders. Der Landesvorsitzende der SPD, Dietmar
Woidke, empfiehlt seiner Partei, es noch einmal mit den Linken zu
machen. Die Neuen sollen also die Alten sein, das brandenburgische
"immer weiter so" geht weiter so. Gediegene Langeweile also? Nicht
nur. Die Begründung Woidkes hat es in sich. Sein Rivale im Wahlkampf,
CDU-Chef Michael Schierack, der das Amt des Ministerpräsidenten
ausdrücklich anstrebte, habe ihn, Woidke, wissen lassen, dass er
keine Verantwortung im Kabinett übernehmen werde. Nein, das ist kein
Fehler in der Syntax: Der Oppositionsführer, der Ministerpräsident
werden wollte, mag nicht am Kabinettstisch sitzen. Will nicht. Fast
hört man, wie er mit dem Fuße stampft. Das ist Brandenburg: Die CDU
öffnet Rot-Rot die Tür. Vorgeschoben, sagt die CDU, und hat womöglich
sogar recht damit. Es gibt vermutlich noch eine Reihe anderer Motive.
Aber wer seinem Kontrahenten einen Elfmeter schenkt, darf sich nicht
wundern, wenn der ihn rein schießt. Andererseits ist Woidke kein
Ideologe, der sich nach einer wie auch immer gearteten roten Republik
sehnt. Womöglich warnte ihn sein politischer Instinkt vor einer
schwachen CDU: Wie verlässlich ist eine Partei als Partner, dessen
Vorsitzender das Ministeramt scheut? Wer ist sein Ansprechpartner,
wenn der Vorsitzende schon in den Verhandlungen Schwäche zeigt? In
diesem Fall aber würde sich ein anderer Abgrund offenbaren: Dass es
weiterhin nicht um Inhalte geht, sondern um Macht und Machterhalt.
Insofern dürften die Sondierungsgespräche eine konsequente
Fortsetzung des weitgehend inhaltsleeren Wahlkampfes gewesen sein.
Wie auch immer jetzt die Koalitionsverhandlungen verlaufen, die CDU
wird sich voraussichtlich nach einem neuen Vorsitzenden umschauen
müssen. Mit Schierack wird es kaum weitergehen, denn mit ihm hängt
der Partei ein schwerer Makel an. Zu schwach zum Regieren. Bis zum
nächsten Parteitag wird die CDU damit leben müssen. Den
Christdemokraten bleibt wohl jetzt nur noch das abgedroschene
Sprichwort von der Chance in der Krise: Vielleicht lernt sie ja doch
noch Opposition. In Schieracks Wahlkampf war es doch eher nur ein
Oppositiönchen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

548556

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kompromiss ohne Weitblick Ravensburg (ots) - Auf den ersten Blick sieht der Kompromiss zur Mietpreisbremse sinnvoll aus. Der Wohnungsneubau wird nicht abgewürgt, weil Neubauten von dem Gesetz ausgenommen werden, und wer heute schon eine Wohnung besitzt, kann immerhin nach eingehender Renovierung auch mehr verlangen als zehn Prozent über der ortüblichen Vergleichsmiete. Doch mit den grundsätzlichen Problemen der Reform hat sich die Koalition auch beim neuen Kompromiss nicht auseinandergesetzt. Denn wo die Mietpreisbremse überhaupt zur Anwendung kommt, mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Erdogans düstere Spiele Ravensburg (ots) - Die Terroristen des Islamischen Staats (IS) scheinen Barack Obama vor sich herzutreiben. Aus dem Nahen Osten wollte er sich heraushalten, nein, er wolle keine Ziele in Syrien bombardieren, hatte der US-Präsident noch vor wenigen Tagen erklärt. Am Dienstagmorgen gingen dann doch Tohamawk-Marschflugkörper auf Waffenlager des IS, ihre Kommandostützpunkte und Wohnanlagen in syrischen Orten nieder. Die IS, die westliche Bürger und Kurden enthauptet, die jessidische Frauen versklavt und in weiten Teilen des Irak mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Mietpreisbremse Halle (ots) - Für die Wohnungssuchenden ist das eine gute Nachricht. Dort, wo die Immobilienmärkte verrückt spielen, kann das Instrument einen Beitrag zur Preisdämpfung leisten. Der Minister weist zu Recht darauf hin, dass bisherige Sprünge von 30 oder 40 Prozent bei Neuvermietungen inakzeptabel sind. Zu viel sollte man von der Mietpreisbremse gleichwohl nicht erwarten. Grundlegend ändern lässt sich die Lage auf den Wohnungsmärkten nur, indem in allen Preislagen ein größeres Angebot geschaffen wird. Die Politik muss nun alles mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu USA/Syrien Halle (ots) - Wahrscheinlicher ist nämlich, dass die Schläge den Truppen von Präsident Assad im Bürgerkrieg Luft verschaffen. Die Schwächung des IS könnte ihn stärken. Mit anderen Worten: eine komplizierte Gemengelage mit hohem Risiko! Mindestens so wichtig wie militärische Erfolge gegen den IS könnte aber der politische Teil der Aktion sein. Washington hat mehrere arabische Staaten einbezogen, darunter Saudi Arabien - die mächtige Schutzmacht der Sunniten. Sollte es gelingen, die Gotteskrieger auf diese Weise auch von ihren Geldquellen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur SPD-Linken Halle (ots) - Da wirkt es auf den ersten Blick wie ein schlechtes Omen, wenn die bisher eher zerfledderte und sich selbst marginalisierende SPD-Parteilinke nun ihre Kräfte bündelt und sich neu organisiert, um schlagkräftiger ihre Anliegen vorbringen zu können. Für die künftige Handlungsfähigkeit der Regierungspartei muss das nicht schlecht sein. Erstens hätte die SPD-Spitze bei einer erfolgreichen Neuorganisation der Parteilinken endlich einen geschäftsfähigen Ansprechpartner an der Basis. Und zweitens kann Gabriel die von ihm mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht