Westdeutsche Zeitung: Eine Flüchtlingspolitik, die keine ist =
von Olaf Steinacker
Geschrieben am 18-09-2014 |
Düsseldorf (ots) - Knallen die Ländervertreter heute im Bundesrat
die Tür zu für Flüchtlinge aus den westlichen Balkanstaaten, müssen
Asylsuchende aus Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina künftig
noch schneller als bisher die Rückreise antreten. Meist handelt es
sich bei ihnen um Roma, deren Anträge auf Asyl ohnehin zumeist
abgelehnt werden. Bundesländer und die gebeutelten Kommunen, die
heute unter den schutzsuchenden Menschen ächzen, sollen so finanziell
entlastet werden. Das eingesparte Geld soll verwendet werden, um die
Lage für Flüchtlinge aus anderen Ländern - etwa dem
krisengeschüttelten Nahen Osten - zu verbessern. Selbst
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bezweifelt aber, dass dieser
Effekt auch eintritt. Ohnehin ist fraglich, ob es tatsächlich darum
geht. Zunächst soll den Grünen mit diesem Kuhhandel und weiteren
Zugeständnissen die Zustimmung zu der Asylrechtsverschärfung
schmackhaft gemacht werden. Bloß kann von sicheren Herkunftsländern
kaum die Rede sein. Flüchtlingsorganisationen gehen davon aus, dass
große Teile der Roma-Bevölkerung in diesen Ländern in ihrer Existenz
bedroht sind, fast alle werden diskriminiert und verfolgt. Die
Drittstaaten-Regelung würde ihnen und anderen Minderheiten ohne
individuelle Prüfung pauschal das Recht auf Asyl und Schutz
entziehen. Natürlich darf man überforderte Städte nicht im Stich
lassen. Deren Nöte aber gegen den Schutz von verfolgten Menschen
aufzurechnen, ist schäbig. Berlin ist in der Pflicht, Ländern und
Kommunen zu helfen. Das kostet Mühe, das kostet vor allem Geld - um
schnell dort auszuhelfen, wo der Bedarf am größten ist. Wuppertal und
Duisburg sind solche Kandidaten. Mindestens ebenso wichtig ist aber
eine vernünftige Flüchtlingspolitik, die die Probleme nicht von oben
nach unten durchreicht. Um einschätzen zu können, was heute auf dem
Spiel steht, lohnt übrigens ein Blick in die Vergangenheit. Anfang
der 90er Jahre wurde schon einmal eine hitzige Debatte geführt, die
1993 in der De-facto-Abschaffung des Asylrechts endete. Das Wort vom
Scheinasylanten machte dabei die Runde. Zur gleichen Zeit zündeten -
davon ermuntert - Neonazis in Mölln, Solingen und anderswo Häuser an.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
547758
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Leitartikel zum Asylstrom: Feilschen alleine reicht nicht Ravensburg (ots) - Tausche sichere Herkunftsstaaten gegen
schnellere Arbeitsaufnahme und Entlastung der Kommunen - im Grunde
wird auch beim Thema Asyl, wie bei allen Bundesratsthemen,
gefeilscht. Die Grünen, die sich von jeher den Schutz von
Flüchtlingen auf ihre Fahnen geschrieben haben, tun sich damit
besonders schwer. Dabei ist dies ein völlig normales und auch
sinnvolles politisches Vorgehen. Wenn Länder nicht mehr wissen, wo
sie Flüchtlinge unterbringen sollen und Kommunen unter den Kosten
ächzen, muss an Stellschrauben gedreht mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Ben Zimmermann zu den vereitelten IS-Anschlägen Bremen (ots) - Man kann es nicht anders als pervers nennen: Da
enthaupten IS-Terroristen in Syrien ihre Geiseln vor laufender
Kamera, und ihre Anhänger im fernen Australien finden offenbar so
viel Gefallen an dem barbarischen Schauspiel, dass sie es ihnen
gleichtun wollen. Wer meint, dass das nur verbal-radikale
Aufschneidereien waren, sollte sich an den Fall des britischen
Soldaten Lee Rigby erinnern: Der wurde im Mai 2013 auf offener Straße
in London von Islamisten ermordet. Australien hat damit genau das
Problem, das auch Europa mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Kommentar zu jungen Islamisten Halle (ots) - Fest steht, dass Deutschland und die anderen
Nationen, aus denen die Kämpfer kommen, zwei Wege gehen müssen. Gegen
die Drahtzieher und Rädelsführer hilft nur entschlossene Repression.
Im Übrigen muss man versuchen, die jungen Leute zu erreichen, bevor
sie in den Radikalismus abkippen. Das ist leichter gesagt als getan,
zumal auch die eigenen Eltern oft chancenlos sind. Es geht um ein
schwer entwirrbares Knäuel aus sozialen und kulturellen Ursachen.
Wer sein Leben für Allah wegwirftt, bei dem ist vorher etwas kaputt mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Blitzmarathon Stuttgart (ots) - Wirksamer und gerechter als ein punktueller
Blitz an einer willkürlichen Stelle wären
Streckenabschnittskontrollen. Ein Etappen-Wächter, der dafür sorgt,
dass das Durchschnittstempo auf unfallträchtigen Straßen eingehalten
wird. Wer nach der Messung an Punkt A zu früh an Punkt B landet, wird
geblitzt. In Österreich oder Frankreich wird das seit Jahren
erfolgreich praktiziert. Die Innenminister hierzulande, auch der
baden-württembergische, lassen das heiße Eisen des Datenschutzes aber
seit Jahren unberührt. Das wäre mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Kommentar zu Kündigungsfristen Halle (ots) - Gestaffelte Fristen sind nicht schon deshalb
unstatthaft, weil sie gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz
verstoßen. Dass also ein über Jahre gewachsenes Arbeitsverhältnis
anders zu bewerten ist als ein kurzes; und dass infolgedessen
Arbeitnehmern mit langer Betriebszugehörigkeit auch längere
Kündigungsfristen zustehen. Nicht jede Differenzierung stellt eine
Diskriminierung dar, nur weil sie zu unterschiedlichen Schutzniveaus
führt. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind schließlich nicht alle gleich:
60-Jährige haben es viel mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|