(Registrieren)

NSA-Abhörskandal: Bundesländer ziehen Konsequenzen

Geschrieben am 29-08-2014

Hamburg (ots) - Nahezu alle Bundesländer ziehen rechtliche
Konsequenzen aus dem NSA-Abhörskandal. Recherchen von NDR, WDR und SZ
zufolge haben 15 Bundesländer ihre Vergaberichtlinien für
IT-Dienstleister verschärft oder planen dies. Ziel ist es,
Unternehmen von öffentlichen Aufträgen auszuschließen, die
vertrauliche Informationen an ausländische Nachrichtendienste
weitergeben könnten. Zahlreiche Landesverwaltungen hatten in den
vergangenen Jahren Verträge mit IT-Unternehmen geschlossen, deren
Konzerne im Verdacht stehen, mit ausländischen Geheimdiensten
zusammenzuarbeiten. Nun überprüft beispielsweise Niedersachsen
konkret seine Geschäftsbeziehungen zu Vodafone.

In einer bundesweiten Abfrage von NDR, WDR und SZ erklärten
Baden-Württemberg und Bayern, dass sie künftig IT-Dienstleister
vertraglich zu einer strengeren Geheimhaltung verpflichten wollen.
Ziel sei es zu vermeiden, "dass Unternehmen beauftragt werden, die
aufgrund ausländischer Rechtsvorschriften verpflichtet sind,
Informationen an ausländische Behörden weiterzugeben", sagte ein
Sprecher des Bayerischen Wirtschaftsministeriums.

Rheinland-Pfalz hat seine Vergaberichtlinien bereits entsprechend
angepasst. Brandenburg, Thüringen und das Saarland beraten derzeit
mit Bund und Ländern, wie sich die IT-Vergaberichtlinien verschärfen
lassen. Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen und Sachsen prüfen eine Übernahme der so
genannten No-Spy-Klausel des Bundes, die seit April in Kraft ist. Um
bei Auftragsvergaben berücksichtigt zu werden, müssen Unternehmen
darin versichern, dass sie rechtlich nicht verpflichtet sind,
ausländischen Sicherheitsbehörden vertrauliche Informationen
weiterzugeben. In einer neuen Handreichung des
Bundesinnenministeriums heißt es dazu, Ziel sei es "den heimlichen
Abfluss von Regierungswissen an fremde Mächte zu verhindern". Der
Erlass schließt "nachrichtendienstliche oder sicherheitsbehördliche
Aktivitäten anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die sich
gegen Deutschland richten", ausdrücklich mit ein. Bisher wurde die
neue Klausel in 20 Verfahren angewandt, zum Ausschluss eines Bieters
hat sie nicht geführt.

Bremen, Hamburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein hatten
bereits im Frühjahr ihre Vergaberichtlinien verschärft. Unternehmen
müssen jetzt unter anderem darlegen, wie sie die Sicherheit von Daten
gewährleisten wollen. Lediglich Hessen erklärte, dass seine
bestehenden Vergaberichtlinien bereits ausreichenden Schutz böten, um
gegen unzuverlässige IT-Dienstleister vorzugehen.

Die Abfrage zeigt, dass zahlreiche Landesverwaltungen in den
vergangenen fünf Jahren Verträge mit Firmen abgeschlossen haben,
deren internationale Ableger im NSA-Spähskandal aufgefallen waren. So
betreibt die British Telecommunications Germany (BT) das
Kommunikationsnetz der sächsischen Behörden, Kommunen und anderer
öffentlicher Einrichtungen. Hessen unterhielt unter anderem
Rahmenverträge mit Vodafone über Telefon-Dienstleistungen für mehr
als 29 Millionen Euro. In Berlin schlossen unter anderem die Polizei
und die Feuerwehr Mobilfunkverträge mit Vodafone ab. Auch die Länder
Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen,
Rheinland-Pfalz und Thüringen waren mit Vodafone im Geschäft.

Laut Unterlagen des US-Whistleblowers Edward Snowden sollen
"British Telecommunications" und "Vodafone Cable" dem britischen
Auslandsgeheimdienst GCHQ Zugang zu vertraulichen Kundendaten gewährt
haben. Zahlreiche Bundesländer, darunter Berlin, Brandenburg und
Rheinland-Pfalz, haben zudem Verträge mit der CSC Deutschlands
Solutions abgeschlossen. CSC war in die Kritik geraten, weil die
US-Konzernmutter zu den wichtigsten IT-Lieferanten des amerikanischen
Geheimdienstes NSA zählt. Datenschützer hatten in der Vergangenheit
wiederholt davor gewarnt, dass öffentlich beauftragte
Spionage-Dienstleister sensible Daten an ausländische Geheimdienste
weiter geben könnten. Niedersachsens Innenministerium kündigte auf
Nachfrage an, man wolle "aufgrund der aktuellen
Presseberichterstattung (...) seine Geschäftsbeziehungen zur Vodafone
GmbH überprüfen". Sachsen hatte von BT eine schriftliche Bestätigung
eingefordert, dass von dem Unternehmen "keine Daten an ausländische
Behörden weitergegeben werden oder wurden".

Auf Nachfrage erklärten BT Germany und Vodafone GmbH, sie bewegten
sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben der Bundesrepublik. Auch die
CSC Deutschland Solutions GmbH hatte NDR, WDR und SZ wiederholt
mitgeteilt, dass sie sich vollständig an deutsches Recht halte.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Lara Louwien
Tel.: 040/4156-2312

http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

544269

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Bahnknoten Halle/Saale Halle (ots) - Diese positiven Auswirkungen wiegen viel schwerer als die Nachteile, die bei Projekten dieser Größenordnung unvermeidbar sind. Noch ist offen, welche Lärmbelastung von dem Rangierbahnhof für Anlieger ausgeht. Und die ICE-Strecke von Leipzig/Halle nach Erfurt führt mit der Saaleaue durch ein wichtiges Stück unberührter Natur. Das ändert nichts daran, dass vor allem der ICE für die Region Halle einen Schub nach vorne bedeutet. Wie wichtig eine ICE-Anbindung im Taktsystem ist, zeigt ein Blick nach Magdeburg. mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Der NSU-Ausschuss in NRW startet nicht vor Herbst - Aus den Fehlern der Anderen lernen Ein Kommentar von Olaf Steinacker Düsseldorf (ots) - Nach vielem Hin und noch mehr Her befürworten nun alle Fraktionen im nordrhein-westfälischen Landtag einen Untersuchungsausschuss zu den Bluttaten des NSU im Land. Mindestens zwei Sprengstoffanschläge in Köln und ein Mord in Dortmund sollen auf das Konto der mutmaßlichen Terroristen gehen. Besonders SPD, Grüne und FDP hatten sich geziert und einen Ausschuss abgelehnt. Erst als Anfang Juni die CDU-Fraktion gemeinsam mit den Piraten beschlossen hatte, einen entsprechenden Antrag zu stellen, zogen die anderen Parteien mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Edathy Halle (ots) - Edathy hätte also vor den zuständigen Fachgerichten rügen müssen, dass die Durchsuchungen seiner Wohnungen und Büros wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischer Schriften ihn in seiner Immunität als Abgeordneter verletzten. Da er zu diesem Zeitpunkt noch dem Bundestag angehörte, war die Durchsuchung - sagt das Bundesverfassungsgericht ganz klar - rechtswidrig. Edathys Beschwerde hätte also mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg gehabt - wenn dabei die Grundregeln des Verfahrensrechts berücksichtigt worden mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Schweizer Bankgeheimnis Stuttgart (ots) - Wenn der automatische Datenaustausch zwischen den Schweizer Banken und den hiesigen Steuerbehörden eines Tages funktioniert, ist mit Geheimnissen endgültig Schluss. Das Finanzamt bekommt dann lückenlos Informationen zu den Kapitalerträgen im Ausland. Aus Sicht der ehrlichen Steuerzahler ist das Ende des Schweizer Bankgeheimnisses überfällig. Kapitalerträge werden ohnehin schon bei der Steuer gegenüber dem Lohn aus Erwerbsarbeit privilegiert, weil der Staat bei ihnen nur 25 Prozent abgreift, der Spitzensteuersatz mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Ukraine Halle (ots) - Eigentlich hätten sie ihre Ankündigung von verschärften Strafen für Moskau längst wahr machen müssen. Andererseits wissen sie, dass ein solcher Beschluss die Spirale der Eskalation in Gang setzen würde, von der niemand weiß, wer sie wann und wie wieder stoppen wird. Ganz davon abgesehen, dass man sich mit politischer Konsequenz in dieser Frage am Ende selber schadet. Denn nicht wenige Staaten brauchen den russischen Markt für ihre wirtschaftliche Stabilität. Im Zweifel sind Steckdosen, aus denen russischer Strom fließt, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht