(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Waffenlieferungen in den Irak

Geschrieben am 17-08-2014

Bielefeld (ots) - Es gibt Fragen, die einfache Antworten
ausschließen. Ob Deutschland Waffen in den Nordirak schicken soll,
ist so eine. Vieles spricht dafür. Wie kann sonst die Mörderbande des
IS gestoppt werden, die sich auf Videos damit brüstet, »Ungläubige«
massenhaft umzubringen? Mit Appellen? Wohl kaum. Mit Drohungen? Die
verpuffen. Also bleibt nur Gewalt. »Frieden schaffen ohne Waffen!«,
die alte Losung der Friedensbewegung war während des Kalten Krieges
alternativlos, wirkt heute aber angesichts der fanatischen
Gotteskrieger im Irak und in Syrien hilflos. Ex-Bundesaußenminister
Joschka Fischer hat recht, wenn er sagt, den IS könne man »weder mit
Gebetskreisen noch mit Spruchbändern stoppen«. Noch kann sich die
jetzige Bundesregierung nicht dazu durchringen, Gewehre und
Ausrüstung der Bundeswehr an die Kurden zu liefern, damit deren
Peschmerga-Kämpfer die Terrormilizen aufhalten und weitere Massaker
an Jesiden und Christen verhindern. Bislang wurden »nur« 36 Tonnen
Lebensmittel und Sanitätsmaterial ins nordirakische Erbil geflogen.
Das hilft auch, aber die Kurden wollen mehr, sie wollen moderne
Gewehre. »Keine Waffen in Krisengebiete« lautet der Grundsatz in
Berlin, aber sollte Deutschland wirklich abseits stehen? Die
»humanitäre Offensive«, wie sie die Grüne Claudia Roth fordert,
drängt die IS-Fanatiker jedenfalls nicht zurück. Wenn sich die
Bundesregierung auf einen Grundsatz zurückzieht - macht sie sich dann
nicht mitschuldig, sollte es wirklich zum Völkermord kommen?
Prinzipien sind wichtig, müssen sich aber an der Realität messen
lassen. Und jetzt Waffen in den Nordirak zu liefern, bedeutet ja
nicht automatisch, dass Berlin Ähnliches bei späteren Krisen tun
muss. Und es wäre auch nicht zwingend die Vorstufe zur Entsendung von
Soldaten. Keine Frage: Die Lieferung von deutschen Waffen würde
Risiken und Fragen heraufbeschwören. Der Irak ist ein hochexplosives
Land, in dem Religionsgemeinschaften und Volksgruppen um die
Vorherrschaft kämpfen. Zudem ist zu bezweifeln, dass die Kurden die
Waffen wieder abgeben, wenn sie die IS-Terroristen wirklich stoppen
können. Sie könnten das Kriegsgerät als Drohmittel für die Forderung
nach einem eigenen Staat einsetzen. Zudem stellt sich eine weitere
Frage: Wenn Deutschland Waffen liefert, warum dann nicht auch nach
Syrien, wo der islamische Staat ebenfalls wütet? Die Einwände und
Zweifel sind berechtigt, ändern am Grunddilemma aber nichts. Hier und
jetzt werden Jesiden und Christen niedergemetzelt, und hier und jetzt
muss ihnen mit allen Mitteln geholfen werden - eben auch mit
militärischen. Die Welt wäre besser, wenn es mehr Pazifisten gäbe.
Aber welcher Pazifist kann angesichts der Bilder, die von der
unbeschreiblichen Brutalität des Islamischen Staates zeugen, noch
ruhig bleiben?



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

542292

weitere Artikel:
  • Badische Neueste Nachrichten: Schwarze-Peter-Spiel - Kommentar von Rainer Haendle Karlsruhe (ots) - Schuldzuweisungen statt Tatendrang: Wer die landespolitische Debatte über die Flüchtlingsaufnahme betrachtet, kann nur mit dem Kopf schütteln. Während bei der Unterbringung in der einzigen Erstaufnahmestelle des Landes in Karlsruhe teilweise katastrophale Bedingungen herrschen, spielen die grün-rote Regierung und die Landkreise das beliebte Schwarze-Peter-Spiel und schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Misere in die Schuhe. Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 mehr...

  • Rheinische Post: Ärzte sehen vor Honorarverhandlungen "Finanzierungslücke" von fünf Milliarden Euro / Festpreise gefordert Düsseldorf (ots) - Vor den am Mittwoch startenden Honorarverhandlungen der Ärzte mit den Krankenkassen hat der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, eine "Finanzierungslücke" von mehr als fünf Milliarden Euro festgestellt. "Die Ärzte stecken in dem Dilemma, dass es im gesetzlichen Krankenkassensystem zwar ein gedeckeltes Honorar, aber keine gedeckelten Leistungen gibt", sagte Gassen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Die ärztlichen Leistungen, die wegen der Honorardeckelung mehr...

  • Rheinische Post: Ärzte dämpfen Erwartungen an Termingarantie Düsseldorf (ots) - Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat die Erwartungen der Politik und der Patienten an eine Termingarantie für Arztpraxen gedämpft. "Was sich die Patienten von der Termingarantie versprechen, nämlich dass man bei seinem Wunscharzt einen Termin zu einem Wunschzeitpunkt bekommt, können wir nicht leisten", sagte Gassen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Bei einer vierwöchigen Termingarantie könne den Patienten allenfalls ein Termin bei einem Facharzt mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Wolfgang Bosbach: "Sicherlich gute Gründe" für Türkei-Spionage Köln (ots) - Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), hält mögliche BND-Aktivitäten in Sachen Türkei für nachvollziehbar. Es gebe "sicherlich gute Gründe", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag-Ausgabe). Bosbach verwies dabei auf Aktivitäten der kurdischen PKK sowie links- und rechtsextremistischer türkischer Gruppen in Deutschland, Drogenschmuggel und Schleuserkriminalität. Der CDU-Politiker erklärte allerdings, er gehe davon aus, dass US-Regierung die Berichte über die BND-Spionage in der mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Rupert Neudeck: Nur Waffenlieferungen können im Augenblick den Menschen im Nord-Irak helfen Köln (ots) - Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur und des Friedenscorps "Grünhelme", fordert Waffenlieferungen an die Gegner der Terrorgruppe "Islamischer Staat". "Schickt Waffen an die Peschmerga im Norden des Irak", appelliert der 75-Jährige auch an die deutsche Regierung. "Das ist das Einzige, was da hilft", sagte er laut einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montagsausgabe") auf einer Veranstaltung der Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn. Diese hatte Neudeck am Wochenende zu einem Gespräch nach Siegburg mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht